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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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keine andere.“
    Er nahm jetzt ihr Köpfchen so fest an sich, daß ihr ein fernerer Widerstand zur Unmöglichkeit wurde. Seine Lippen legten sich auf ihren Mund und küßten denselben ein, zwei, drei und noch mehrere Male. Er war so in diesen süßen Genuß vertieft, daß er gar nicht bemerkte, wie die Tür geöffnet wurde.
    „Bon appétit“, klang es da hinter ihnen.
    Sie fuhren erschrocken auseinander.
    „Der Kaiser!“ rief Berta im tiefsten Schreck.
    Im nächsten Augenblick war sie aus dem Zimmer entflohen. Der junge Baron stand vor Napoleon, verlegen wie ein Schulknabe.
    „Sie haben einen guten Geschmack, Baron“, sagte der Kaiser unter jenem sarkastischen Lächeln, welches bei ihm eine solche Schärfe besaß. „Darf ich hoffen, daß Sie mir die Unterbrechung verzeihen?“
    „Majestät –“, stotterte der Gefragte.
    „Ich hatte allerdings keineswegs die Absicht, Sie zu stören. Ich wollte mich nach dem Befinden unserer schönen Blessierten erkundigen und fand den Weg nach hier. Wo ist Demoiselle Richemonte zu treffen?“
    „Im Nebenzimmer, Majestät.“
    „Ist sie allein?“
    „Nein; ihre Mutter ist bei ihr.“
    „Sie haben sie gesprochen?“
    „Ja; soeben, Sire.“
    „So ist der Zutritt nicht untersagt?“
    „Die Damen werden glücklich sein, Majestät bei sich zu sehen.“
    „So melden Sie mich!“
    Der Kaiser hatte in seiner kurzen, gebieterischen Weise gesprochen. Der Baron gehorchte schleunigst. Er trat an die Tür und riß dieselbe auf.
    „Seine Majestät!“ rief er hinein.
    Die beiden Frauen fühlten sich im höchsten Grad erschrocken, als sie Napoleon bei sich eintreten sahen. Er konnte wirklich herzgewinnend sein, wenn er wollte. Er verbeugte sich leicht und sagte im höflichsten Ton:
    „Pardon, Mesdames! Die Sorge um Mademoiselle läßt mich vielleicht eine Unhöflichkeit begehen; aber ich hörte, daß der Zutritt gestattet sei.“
    Frau Richemonte verbeugte sich tief und stumm, und Margot versuchte, sich respektvoll ein wenig emporzurichten. Des Kaisers Augen ruhten forschend auf ihr. In seinem Blick glänzte ein Etwas, was Margot tief erröten ließ.
    „Der Arzt war bei Ihnen?“ fragte er.
    Bei diesen Worten zog er sich einen Stuhl ganz in die Nähe des Bettes und nahm darauf Platz. Frau Richemonte gab für ihre Tochter die Antwort.
    „Er hat uns erst vor kurzer Zeit verlassen, Sire.“
    „Darf ich Sie um seinen Bescheid bitten?“
    „Er versicherte, es sei keine direkte Gefahr vorhanden, warnte aber vor jeder Aufregung.“
    „Ich habe ganz denselben Bericht von ihm erhalten.“
    Er ließ sein Auge abermals langsam und forschend über die Verwundete und deren Mutter gleiten. Es war, als ob er beurteilen wolle, welches Entgegenkommen er hier finden werde. Dann fuhr er, die Beine übereinanderlegend, fort:
    „Mademoiselle ist an meiner Seite verwundet worden. Die Dankbarkeit eines Kaisers wird dadurch herausgefordert. Darf ich einige Fragen aussprechen?“
    Frau Richemonte verbeugte sich schweigend. Der Kaiser fragte:
    „Monsieur Richemonte, lebt er noch?“
    „Nein.“
    „So sind Sie Witwe?“
    „Leider, Sire.“
    „Es ist Pflicht der Herrscher, sich der Witwen und Waisen anzunehmen. Haben Sie Besitzungen oder Vermögen?“
    „Wir sind arm, Sire.“
    „Sie sind im Gegenteil sehr reich, Madame“, sagte der Kaiser. „Im Besitz einer schönen, liebenswürdigen Tochter ist man niemals arm. Ist Mademoiselle verlobt?“
    „Ja, Majestät.“
    Seine Brauen zogen sich leicht zusammen.
    „Mit wem?“
    Ihm, dem gewaltigen Kaiser, war es höchst gleichgültig, ob seine Fragen peinlich berührten oder nicht. Es war ja überhaupt eine Gnade von ihm, mit jemand zu sprechen.
    „Mit einem Offizier“, antwortete die Mutter.
    „Ah!“ sagte er. „Mit einem jungen Offizier?“
    „Ja, Sire.“
    „So hat er keine Charge. Warum sorgen Sie nicht in vorteilhafter Weise für die Zukunft Ihrer Tochter? Mademoiselle ist schön, ist geistreich. Sie wird sehr leicht eine höhere Connaissance anknüpfen. Haben Sie nicht Lust, bei Hofe zu erscheinen, Mademoiselle?“
    Diese Frage war direkt an die Tochter gerichtet. Er erwartete natürlich, daß sie sehr schnell und überglücklich Ja sagen werde, aber sie antwortete:
    „Sire, mein Wunsch ist nur, glücklich zu sein.“
    „Das werden Sie in jenen Kreisen werden.“
    „Ich wage, dies zu bezweifeln, Sire.“
    „Ah, warum?“
    Sein Blick, welchen er jetzt auf sie richtete, war fast stechend zu nennen.
    „Ich ziehe ein bescheidenes

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