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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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hingestellt und für die Tagestouristen die Schuhe geplattelt oder in falsch verstandener Geschäftstüchtigkeit „Holladiri und Holladiro“ gesungen, und die Roswitha hat sich in der Wirtsstube vom Auerhahn nie von den ganzen Bankdirektoren und Einzelhändlern an ihren Arsch greifen lassen beziehungsweise zwischen die Dutteln, wo es schön warm und saftig ist, das darf nur er!
    Nur heuer wird sich schon so mancher Tagestourist, der im schlecht klimatisierten Reisebus auf der Strecke vom Missgeburtenmuseum in Salzburg drüben Richtung Aussee herüber am Auerhahn vorbeigekarrt wird, gedacht haben, dass er jetzt gerade an den Winnetou-Festspielen vorbeifährt, wenn der Biermösel nämlich wieder einmal dem Juanito von der Flüchtlingsfamilie Bolivár nachläuft, der in einem schwierigen Alter voller Wimmerl im Gesicht ist, ihm mutmaßlich seine Jason-Castelli-Hefterl vom Scheißhaus wegstiehlt (wer sonst?), und der gerne beim Fenster hereinschaut, wenn die Roswitha sich umzieht und vom Tageszelt ins Nachtzelt hineinsteigt. Dann applaudieren die Reisegruppen immer und schießen mit Geld nach ihm, und der Biermösel nützt die Gelegenheit und ballert zurück, aber natürlich nicht mit Geld, sondern mit Blei, das ist dann sein einziges Zugeständnis an den Sommertourismus, aber das macht ihn beim Volk auch nicht beliebter.
    Alle, so scheint es, wollen um diese Jahreszeit in das vermeintlich saftige Aussee hereinkommen, sogar die Japaner aus Sapporo drüben mit ihren Krummsäbelbeinen ziehen jedes Mal Anfang August den Humtata-Sonntag im Bierzelt in Aussee herüben einem Besuch im Missgeburtenmuseum in Salzburg drüben vor, langsam muss man sich Gedanken machen, was die Tagestouristen und Sommerfrischler in den Einheimischen sehen, denkt sich der Biermösel oft. Sogar einen Inder hat der Biermösel neulich schon aufgebracht und in der heißen Sonne zum Duell gefordert, weil er ihm ungefragt Bierschaum vom Schädel gefressen hat, und sogar den hitzebeständigen Gandhi hat er erledigt, während der bärige Hansi im Radio in Erinnerung geschwelgt ist und sich aus irgendeinem geöffneten Fenster heraus wieder einmal an alle gerichtet hat, „die da draußen unter der Hitze leiden und sich noch an frühere Sommernerinnern können, als es jeden Tag wie aus Fässern geschüttet hat. Für die spielen wir jetzt vom Weiß Ferdl seinen ewig gültigen alten Sommerhit, zwo, drei – und gemma.“
    Und dann hat der Weiß Ferdl wieder angefangen zu singen, was ihn vor Jahren berühmt gemacht hat:
    „Regen hier und Regen da
    Regen fällt das ganze Jahr
    Überall auf der Welt
    Wo’s dem Regen grad gefällt.“
    Und hoppala!
    Der Biermösel jedenfalls leidet nicht unter der Hitze, da muss er den bärigen Hansi enttäuschen.

Dreck
    Mit der Hitze hat der Wind dann leider auch die Politik ins Tal hereingetragen wie die Katze den Dreck ins Haus, zur Politik im Allgemeinen vom Biermösel vielleicht für den Anfang nur so viel:
    Stell einen wahlkämpfenden Politiker aus der Amtsstube zwischen zwei großduttelige blonde Kellnerinnen aus dem Bierzelt, was sind dann die zwei großdutteligen blonden Kellnerinnen im Vergleich zum wahlkämpfenden Politiker aus der Amtsstube? –
    Sicher nicht die Dümmsten!
    So viel vom Biermösel für den Anfang vielleicht zur Politik im Allgemeinen. Und zur Politik im Speziellen dann noch so viel: Er hat weiß Gott schon genug Politiker kommen und gehen gesehen, meistens mit dem Bürgermeister ins Puff hinein und ohne den Bürgermeister aus dem Puff wieder heraus, weil der noch ein bisserl länger geblieben ist – selbstverständlich auf Staatskosten! –, dass er sich ein endgültiges Urteil über die Politiker anmaßen darf, und das lautet: Daumen runter, Rübe ab! Auf die Politik lässt der Biermösel einen fahren, wie er keinen mehr fahren hat lassen, seit er zum Reiten aufgehört hat.
    Der Biermösel hat dann trotzdem ein bisserl über die Politik nachgedacht und dabei gemütlich vor sich hin gefurzt wie der alte stinkende Löwe in der Savanne nach dem von den Löwenweibern herbeigeschleppten festlichen Mahl, und hoppala! Je heißer es wird, desto mehr schwitze ich, hat er sich dann gedacht, und je mehr ich schwitze, desto nüchterner werde ich im Hirn, das ist besorgniserregend! Je nüchterner ich aber im Hirn werde, desto intensiver frage ich mich schön langsam, ob das ganze depperte Elend auf der Welt nicht doch ursächlich mit der Politik zu tun hat: Die ganzen Schlaglöcher in den Straßen, über die

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