Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
Vom Netzwerk:
Einheimische den Jason Castelli aus seinem Suppentopf?
    Aber da könnte ihm genauso gut eine Märchentante erzählen, dass da draußen die ganze Zeit ein kleiner Bruder von ihm herumgerannt ist, den er ja auch hätte zum Nachfolger ausbilden können, wenn er nur rechtzeitig von ihm erfahren hätte, du meine Güte, das wäre dann genauso deppert, auf solche „Wunder hier, Wunder da, Wunder gibt’s das ganze Jahr“, wie der Weiß Ferdl sie auch besingt, kann und will der Biermösel wirklich nicht hoffen, das wäre ja unreif, da trinkt er lieber noch eines und lässt er noch einen fahren, und hoppala, plus 43,7 ° im Schatten.
    „Und jetzt zur Abwechslung eine Ansprache vom Chef vom Ganzen zur beschissenen Lage der Nation“, hört der Biermösel dann den bärigen Hansi von Radio Saftige Heimat durch irgendein Fenster aus irgendeinem Radio von irgendeinem aus dem Volk. „Gerichtet an sein Volk, jetzt bitte alle aufstehen, die Hand aufs Herz, die Lauscher weit aufsperren und nach der Bundeshymne gut zuhören, wir senden selbstverständlich live!“
    Na dann, hat sich der Biermösel gedacht und sich als politisch Interessierter ein Bier zur Ansprache vergönnt, dann noch eines, dann zwei, dann vier, dann sechs, dann hat er aufgehört zu zählen, noch bevor der Chef vom Ganzen überhaupt mit seiner Ansprache hat anfangen können, weil die Bundeshymne so lange dauert. Gar nicht schlecht übrigens, hat er sich zu dem zähen „Heimat, bist du großer Söhne“ gedacht, auch wenn ihm natürlich „Duttelwatschen & Bier Vol. 5“ von den Radinger Spitzbuben besser gefällt, aber da sind die Menschen halt verschieden, der eine so, der andere anders.
    „Liebe Landsleute, Manderl! Weiberl!“, fängt der Chef vom Ganzen dann endlich an zu erzähen. „Die Probleme in der Mandschurei kriegen wir langsam in den Griff, bald wird wieder ein jeder eine Arbeit haben, das Weihnachtsgeschäft ist gut gelaufen, und den Roten Khmer werden wir nicht hereinlassen, das verspreche ich euch hoch und heilig – ähem – bei den gefüllten Paprika von meinem Innenminister – Hallo! – kann mir vielleicht irgendwer von euch Trotteln die richtige Ansprache bringen?“
    Na gut, denkt sich der Biermösel, das geht sicher besser, das hätte er auch gekonnt, für so was muss man einen Mann nicht studieren lassen. Aber er will ihm natürlich noch eine Chance geben, während er sich als vorbildlicher Demokrat noch eine Kiste auf die Schwitzhütte stellt, das wird ja heute länger dauern, hat er bald erkannt.
    Während im Radio drinnen peinliches Schweigen herrscht, während der Sekretär vom Chef vom Ganzen um die richtige Ansprache ins Amtshaus hinüberrennt, schaut der Biermösel interessiert den Rinnsalen an Schweiß zu, die seinen gequälten Körper verlassen, kaum dass er die Kiste hineingeschüttet hat, was da mit seinem Körper passiert, das ist bei weitem interessanter als die Ansprache vom Chef vom Ganzen.
    Es sind geschätzte zwölf Liter reines Bier, die er da augenblicklich wieder herausschwitzt, das ist bei weitem mehr, als in früheren Jahren Regen gefallen ist.
    Besorgt wie der Chef vom Ganzen, wenn er an die Mandschurei denkt, überlegt der Biermösel also, ob er mit seinem Schweiß nicht ein bisserl sorgsamer umgehen könnte, als nur mit seinen nackten Füßen darin herumzuspielen. Wenn man nämlich bedenkt, welchen gesegneten Volkskörper-Kreislauf der Schweiß bis vor kurzem noch durchlaufen hat, dann kann sich ein jeder mit einer Mindestfantasie im Volk draußen ausmalen, dass das Zeug noch genug Alkohol enthält, um eine Kompanie Zimttörtchenscheißerinnen zum Kippen zu bringen, wenn sie nur daran riechen, und diese Chance sollte er sich vielleicht nicht entgehen lassen, also wo ist denn schon wieder der Nachttopf, in dem er den Schweiß sammeln könnte?
    „Die Probleme in der Mandschurei“, fängt der Chef vom Ganzen dann wieder von ganz vorne an, während der Biermösel ruhig in den Nachttopf hineinschwitzt, „werden wir raschest lösen, bald wird wieder jeder eine Arbeit haben – Herrgottnocheinmal, kann mir vielleicht einer meine Lesebrille suchen, jetzt habe ich zwar die richtige Rede, aber ich finde die Lesebrille nicht mehr!“
    Immer diese Probleme in der Politik!
    „Dann red halt aus dem Stegreif heraus, du Trottel!“, schreit der Biermösel ihn im Radio drinnen an, schön langsam ist er wirklich ein bisserl enttäuscht von den Qualitäten seiner Staatsspitze, aber wie von Zauberhand folgt er ihm:
    „Dann

Weitere Kostenlose Bücher