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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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komplett durchlöcherten, leeren und stinkenden Ölfass ist er die ganze Zeit gelegen, das seit Anbeginn der Welt auf dem Schießstand hinter dem Auerhahn herumsteht und auf das er neulich mit der Roswitha ein paar kleine Schießübungen veranstaltet hat, nachdem sie wieder einmal gesagt hat: „Biermösel, ich will Sheriff werden!“ Bevor ihr dann doch wieder das andere lieber war: „Biermösel, ich will körperliche Liebe!“ Die Weiber wissen halt einfach nie, was sie wollen, ist dem Biermösel seine abschließende Meinung zu den Weibern, aber das ist natürlich nur ein Problem mit ihnen, eines von vielen, „Roswitha, hol mir endlich das Bier!“
    Der Biermösel ist ja Gott sei Dank mit einer blühenden Fantasie ausgerüstet, die ihn umstandslos in jede Parallelwelt abtauchen lässt, seit er ohne kleinen Bruder hat aufwachsen müssen, der mit ihm die Abenteuer aus Jason Castelli im Dschungel von Kongolien hätte nachspielen können, als da wären: die ganzen Suppentopfgeschichten, die Tigerbändigungen und Elefantenrennen, die rituellen Schlachtungen und – jawohl! – auch die ergreifenden Geschichten von abseitigem Kannibalismus, die er als kleiner Biermösel mit einer voltschwachen Lampe in seiner Selchkammer drinnen studiert hat und die ihm einen guten Vorgeschmack auf die Abgründe seines weiteren Lebens in Aussee herüben gegeben haben –
    „Hol dir dein Bier selber!“
    Mit dem kleinen fetten Knödel von einer Schwester, den ihm seine Mutti hinterlassen hat, war das Nachspielen der Abenteuer vom Jason Castelli natürlich unmöglich, weil die Weiber den ganzen Abartigkeiten und furchtbaren Brutalitäten in so einem Dschungel ja schon alleine wegen ihrem empfindlichen Magen, der ein weiteres Problem von den Weibern ist, nichts abgewinnen können und darum lieber „Gentlemanermittler Rock Rockenschaub löst auf alle Fälle alle Fälle“ lesen. Aber du meine Güte, so sind sie halt, die Weiber! Sie lesen einfach lieber Bücher, als dass sie sich Comichefterl anschauen. Und lieber hören sie sich „Schö Tem“ vom Weiß Ferdl an als „Duttelwatschen & Bier Vol. 1–69“ von den Radinger Spitzbuben, das sind im Wesentlichen die Probleme mit den Weibern.
    Das Rätsel um die voltstarke Verhörlampe war dann trotz Brummschädel im Kleinhirn für einen routinierten Ermittler wie den Biermösel rasch gelöst, und für die, die noch nicht selbst draufgekommen sind, hier die Lösung:
    Es war natürlich nur die freundliche Mutter Sonne, die ihn vom Himmelszelt herab angeleuchtet und zu neunzig Prozent verbrannt hat, während er tagelang in der Heizöltonne herumgelegen ist und im Vollrausch fantasiert hat. Und der Karate Kid war gar kein Verhörspezialist, wie er die ganze Zeit geglaubt hat, sondern nur ein Schlitzauge aus Sapporo drüben, der es sich mit ein paar anderen halbverdursteten rotbackigen Holzfällern um sein Ölfass herum gemütlich gemacht und immer wieder gefährlich den Arm nach ihm ausgestreckt hat, mit dem er ihm dann den Bierschaum vom Schädel gepflückt und sich gierig in den Mund geschoben hat, freilich ohne dafür zu bezahlen, „mmmhm!“, schreien sie, „lecker!“
    Bedient euch ruhig und greift zu!, denkt der Biermösel dann großmütig, macht einen bayrischen Bierkrug aus mir und malt mich an! Er weiß ja besser als sie, wie es wieder ausgehen wird, sobald er den Hilfssheriff aktiviert und „Roswitha!“ geschrien hat.
    „Roswitha!“
    Die Roswitha muss dann aber erst das halbe Waffenarsenal zur Rückseite vom Auerhahn schaffen, weil sie nur noch nach vorne hin überwacht, seit er den Grasmuck am Dachboden zur Unterstützung seiner Erderwärmung aufgestellt hat und dieser seine Gase nach hinten hin in die Welt hinausschleudert, wodurch diese Flanke normalerweise gut gesichert ist, weil den Gestank und den Lärm niemand überlebt. Nur dass der Biermösel jetzt nichts von ihm hört und riecht, da muss was passiert sein: „Grasmuck, was ist denn los, wieso feuerst du nicht mehr?“
    Als dann endlich doch noch der Kugelhagel auf die Bierdiebe herniederprasselt, ist der Biermösel endgültig wieder aus seiner Vollrauschwelt aufgetaucht und heroben in der Welt angekommen, wie sie wirklich ist – gefährlich, stinkend, niederträchtig und voll mit gierigen Leuten, die sich an ihm laben wie der Wandersmann am springenden Bächlein. Geschätzte 24,3 Liter ausgeschwitztes Bier vermisst der Biermösel außerhalb seines Systems, und das werden sie natürlich büßen!
    Das Blei aus den

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