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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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kommendes, zupackendes Tagewerk, schlägt der Biermösel noch an der Lebensader der Volksmusikantenströme zu, um seine Botschaft durch ihren vielstimmigen Gesang auch weit genug in alle Welt hinauszutragen. Nicht abreißende Kolonnen von Glücksrittern, Gesangsbarden und Managern von Gesangsbarden, Seelenverkäufern und solchen von Lederhosen im Dreierpack, Dutzende Duos, Trios und Quartette sowie ganze Sträuße an Enzianen und Almröseln, die im Vorprogramm vom Weiß Ferdl hätten auftreten sollen, kurz: alles, was am Humtata-Sonntag eine Lederhose tragen kann, hat sich in den Tourbus gesetzt und auf den Weg in Richtung Bierzelt in Aussee herüben gemacht, um dann gemeinsam den Höhepunkt zu erleben, wenn der Weiß Ferdl – wie es der Plan war – spät in der Nacht seinen neuen Sommerhit hätte vorstellen sollen, der, wie man hört, ungefähr so gehen soll:
    „Hitze hier und Hitze da
    Heiß ist es das ganze Jahr …“
    Und so weiter.
    Voll mit allen möglichen Noten und Melodien im Hirn, und vollgedröhnt auch mit allen möglichen Substanzen, haben die Volksmusikanten ihre Reise ins Glück angetreten. Aber voller Verzweiflung stehen sie jetzt natürlich Tourbusstoßstange an Tourbusstoßstange in einer nicht mehr enden wollenden Schlange, aus der es, wie der Biermösel ihnen ehrlichen Herzens versichern kann, kein Entrinnen mehr gibt, kein Vor und Zurück, nichts.
    Da waren sie dann sogar fast dankbar für das bisschen Abwechslung, das ihnen der Herzlose Herzbube geboten hat, als er in seiner Terroristentracht auf die Straße gehüpft und dann weiter von Tourbusdach zu Tourbusdach gesprungen ist, die Arme weit von sich gestreckt und laut „Uh! Uh! Uh!“ schreiend, um sie zu erschrecken, mehr fällt ihm auch als Terrorist nicht ein.
    „Wer bist denn du?“, haben sie ihn ehrfürchtig gefragt, und die kleinen Kinderlein hinten auf der Tourbusbank, von denen so ein Volksmusikant ja in jedem Ort ein paar hat, haben sich augenblicklich in die Lederhose geschissen, kaum dass sie ihn entdeckt und sein donnerndes „Uh! Uh! Uh!“ gehört haben.
    „Ich bin der Herzlose Herzbube!“, hat er sie alle wissen lassen, und für die ganzen Japaner aus Sapporo und die Inder aus Kalkutta, die ja allesamt nicht Deutsch können und es auch nicht mehr lernen werden, hat er noch die schwarze Strumpfhose hinuntergezogen und ihnen seine Arschbacken gezeigt, auf denen sie das „H“ für „Herzloser“ und das „H“ für „Herzbube“ gesehen haben, du meine Güte!
    Dann ist er davongerannt, Haken schlagend, wie der Hase im Kinderfilmfernsehen, auf und davon.
    „Hilfe!“, hat er sie dann alle miteinander aus der Ferne noch schreien gehört, und „Gendarmerie!“, aber auf die werden sie natürlich lange warten.
    Nachdem der Biermösel nämlich den schlecht sitzenden Anzug des Terroristen abgestreift hat, trägt er wieder die perfekt sitzende faule Haut des Südländers, und als solcher hat er dann natürlich Wichtigeres zu tun, als einem Terroristen nachzustellen, der so deppert ist und sich „Herzloser Herzbube“ nennt.
    Lieber wird er das ganze Freibier an einem sicheren Ort deponieren, damit es ihm niemand mehr stehlen kann, darauf freut er sich jetzt wirklich schon sehr, und „Prost, meine Damen und Herren! Ein Prost, ein Prost, ein Prösterchen, Prost!“
    „Arschloch!“

Horror
    „Sag einmal, Biermösel, die ganzen Dreckhaufen, die ich im ganzen Land vom Hubschrauber aus sehen muss, weil die kommunistischen Müllarbeiter jetzt schon flächendeckend die Arbeit niedergelegt haben; dazu die Ratten, die Maden, die Fliegen und nicht zu vergessen die besorgniserregende Zunahme von ausländischen Skorpionen und Klapperschlangen im Tal, die in unserem ursprünglich saftigen Klima doch normalerweise gar nichts zu suchen haben; dazu die ganzen verwesenden Toten und die im Trockenen fischenden Fliegenfischer; dazu der ganze Mittelstand, Sockel unserer prosperierenden Wirtschaft, den wir mit unseren Satellitenkameras in ihren mit Fleiß erwirtschafteten schwarzen Geländewagen in einer ungewöhnlich langen Schlage im Tal des Lichts ausgemacht haben, das jetzt auf einmal Tal des Todes heißen soll und aus dem es angeblich kein Entrinnen mehr gibt – Biermösel, was ist denn eigentlich los auf der Welt, hast du damit was zu tun?“
    „Ich war es nicht!“
    Der Biermösel hat sich dann überraschend für alle im Sonderverhörzimmer der Verhörspezialisten vom Innenministerium oben in Wels wiedergefunden, wo sie ihm die

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