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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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dem Kopf herauswächst und anschließend in der immensen Hitze verdampft.
    „Schau dich an!“, sagt er voller Verachtung, „Ich meine: Schau dich doch bitte einmal an, wie du ausschaust. Wie ein bayrischer Bierkrug schaust du aus, pfui Teufel!“
    Wie eine Atombombe, die sich als bayrischer Bierkrug verkleidet hat, könnte der Biermösel ihn jetzt verbessern.
    Aber lieber wartet er entspannt wie der Jason Castelli in seinem Suppentopf auf das Eintreffen vom Chef vom Ganzen und denkt dabei an die kurzberockte Anni, die ihn schon sehr bald retten wird.

Nicht lustig!
    Bekanntlich hat der Biermösel vor zwei Monaten, als er angefangen hat, konzentriert und willentlich Weißbier zu trinken und mit seinen Ausstößen aus dem Kamin heraus die Erde zu erwärmen, nur seine Grillsau im Auge gehabt und die Abendröte im Westen. Und natürlich hat er, als er in der Folge die Zufuhr zum Motor stetig erhöht und den Ausstoß an Gasen anfangs verdoppelt, dann verzehnfacht und schließlich vertausendfacht hat, nicht damit rechnen können, dass er als indirektes Resultat seiner Furzerei auch gleich den Chef vom Ganzen auslöschen wird. Aber der Komet hat ja während seinem Anflug auf die Erde auch nicht gewusst, dass er die kleinen Dinosaurier gleich mit ausrotten wird, sobald er erst eingeschlagen hat, also wird der Biermösel den Tod vom Chef vom Ganzen als kleines Abfallprodukt seiner Grillleidenschaft gerne in Kauf nehmen, da ist er ganz Demokrat.
    Der Biermösel liegt jetzt schon den siebten Tag in der Sonne herum wie die Wurst auf dem Griller, und trotzdem spürt er noch immer die Saukälte früherer Tage während verregneter und nebelverhangener Sommer. Wenn er also die gute alte Quecksilbersäule nicht bald auf über fünfzig Grad hinauftreiben kann, dann wird seine Mission unerfüllt bleiben, also wo bleibt denn bitte der Chef vom Ganzen?
    „Jetzt pass einmal auf, Biermösel“, sagt der Innenminister dann. „Bis jetzt war alles mehr oder weniger ein Spaß, was wir mit dir aufgeführt haben, mehr Hüttenzauber als Spezialistenverhör, ab jetzt wird es ernst.“
    Na dann!, denkt sich der Biermösel. Ich warte!
    Sie binden ihn in der Stellung an, in welcher der Ramzi neulich seinem Schöpfer gegenübergetreten ist, nachdem der Biermösel ihn erledigt hat. Sie richten seinen Steiß himmelwärts, und dann drücken sie seine geschwollene Nase auf den nackten, spitzen und heißen Felsen, die Arme hinter dem Rücken haben sie mit Kabelbindern gefesselt. Dann – Himmelmutter hilf! – ziehen sie ihm die Hose hinunter und bieten seine zwei kleinen, knochigen, kalkweißen Arschbacken der Sonne zum Fraß dar. Schön ist dieser Anblick nicht, aber explosiv. Und es fühlt sich an, als hätten sie seine zwei Arschbacken in einen Eierkocher hineingesteckt.
    Mit züngelnder Gefräßigkeit schält ihm die Sonne seine zwei eingebrannten „H“ aus dem Arsch heraus, so wie der erfahrene Viehdieb die Brandzeichen aus den gestohlenen Kühen herausbrennt, damit sie kein John Wayne mehr als seinen Besitz erkennen kann. Oder wie der ehemalige Insasse von Alcatraz sich nach dem Ausbruch die verräterische Tätowierung aus der Haut brennt, damit ihn die blauäugige Reitstallbesitzerin als Stallknecht aufnimmt und nicht etwa wieder wegschickt, Herrgottnocheinmal, wie genau soll er denn noch erklären, was die Sonne mit ihm macht –
    „Aua! Heiß!“
    Dankbarer könnte er dem Innenminister aber gar nicht sein, dass er ihn selbst zur wütenden und alles zerstörenden Todeskanone umbaut. Vorräte für einen dreißigjährigen Gaskrieg lagern in seinen Därmen, die schleunigst aus ihm herauswollen. Es muss nur endlich der richtige Zeitpunkt kommen und der eine, der ihm in seiner Sammlung noch fehlt, endlich auftauchen, und bald, hört er, wird es so weit sein:
    „Biermösel, oder von mir aus auch: Herzloser Herzbube, Volltrottel, Idiot. Noch einmal, ein allerletztes Mal die Frage an dich, bevor gleich der Chef vom Ganzen persönlich hier landen wird: Wo ist das Freibier?“
    Um sich selbst ein wenig die Zeit beim Warten auf den Chef vom Ganzen zu vertreiben, setzt sich der Innenminister dann auf seinen mitgebrachten Campingsessel und fragt den Karate Kid neben sich als Einzigen, der bei der Hitze noch halbwegs geradeaus schauen kann:
    „Kennst du eigentlich die Geschichte von dem da und seiner Mutti, die ihm mitsamt ihren Dutteln davongerannt ist, noch bevor er eine ordentliche einheimische Persönlichkeit mit Gamsbarthut, Stutzen und Lederhose

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