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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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irgendwoher bekannt vorgekommen ist, hinweg über verkohlte Baumstümpfe, durch meterdicke Asche, über Dutzende Verwesende und viele Hektar verbrannter Erde. Der Biermösel ist gerannt wie ein Gepard und gesprungen wie eine Antilope, aber als der Innenminister persönlich das große Netz über ihm abgeworfen hat, war seine Flucht vorläufig zu Ende. Die noble Art des Fliegenfischens, wie sie der Alte noch gepflegt hat, schaut natürlich anders aus, aber genau das war sein Plan.
    Zwar hat das Hirn vom Biermösel instinktiv noch Befehl erteilt, dass die rechte Schusshand zur Glock greifen und aus der Hüfte heraus alles niederballern soll, was sich um ihn her­umbewegt. Aber das Blut in seinen Venen war Gott sei Dank schon zu dick, als dass er es noch geschafft hätte, alle über den Haufen zu schießen und dem Spuk ein vorzeitiges Ende zu bereiten, noch fehlt ja der Chef vom Ganzen, also wird er das dramatische Ende erst später folgen lassen.
    Der Karate Kid hat ihn dann aus dem Netz gewickelt wie der Fischer den Hering und mit einem Schulterwurf auf die Matte gelegt, die sich aber leider als steinharter Fels entpuppt hat – „Aua!“ Dann hat er ihm zum Aufwärmen seine beiden Daumen in die Augen gedrückt und anschließend mit den flachen Händen gegen seine Ohren geschlagen, bevor er ihn noch hergeklopft hat wie ein Schnitzel und dann noch wie einen alten Teppich – so also geht der Staat mit einem treuen Diener um, der einmal im Leben grillen möchte, das nur als Warnung an alle, die heuer noch grillen wollen!
    Als filetierten Dosenfisch haben sie ihn dann hinaufgezogen in den Hubschrauber, was er innerlich zwar kategorisch abgelehnt hat, aber äußerlich war er dazu natürlich nicht mehr in der Lage. Aber nach einem kurzen Rundflug hat ihn der Kid über einer Waldlichtung – die heute nur noch ein nackter Fels ist, umgeben von nichts anderem als nackten, spitzen und heißen Steinen sowie Skorpionen und Klapperschlangen auf nackten, spitzen und heißen Steinen – schon wieder bei der Hubschraubertür aufgestellt, freilich ohne dass er dabei die sonst üblichen Sicherheitsvorschriften (Helm aufsetzen! Fallschirm umhängen! Rosenkranz beten!) beachtet hätte, und dann war der Innenminister dran:
    „Siehst du den nackten, spitzen und heißen Stein da unten? An dem werden wir dich zerschmettern, wenn du uns nicht sofort sagst, wo das ganze Freibier ist!“
    Daher also weht der Wind!, hat sich der Biermösel gedacht, aber die haben seine Möglichkeiten natürlich noch immer falsch eingeschätzt:
    „An eurer Stelle täte ich jetzt lieber schauen, dass ich nicht sterbe!“, hat er gesagt, „schließlich weiß ein jeder Schulanfänger, was mit einem passiert, der gerade gestorben ist!“
    „Und was passiert mit einem, der gerade gestorben ist?“, haben sie ihn alle mit großen Augen angestarrt. Aber die Zeit, dass er ihnen die Geschichte vom Eintritt des Todes, der augen­blicklich erschlaffenden Schließmuskulatur und den dadurch austretenden Gasen hätte erzählen können, haben sie ihm natürlich nicht mehr gelassen. Ungeachtet seiner gesundheitlichen Bedenken haben sie ihn aus 220 Metern Höhe abgeworfen, wodurch sich die Gase in seinem Inneren schon gefährlich in Richtung Ausgang verschoben haben, aber noch waren es nur tektonische Verwerfungen, the big one hat er sich für später aufgehoben. Er war ja sehr sparsam in den letzten Tagen und hat keinen mehr hinausgelassen, seit seine Bumsis sich ehrfürchtig vor der Roswitha versteckt haben. Es hat sich also ganz schön was angesammelt in seinem Darm des Todes, du meine Güte, der Kreole in der Karibik muss sich nicht so vor dem nächsten Tropensturm fürchten, wie sich der Innenminister jetzt vor den heranbrausenden Winden des Biermösel fürchten müsste, an ihrer Stelle täte er jetzt nicht landen, aber die kapieren noch immer nichts.
    Der Innenminister schenkt dem Donnern und Grollen in seinen Därmen nach wie vor keine Bedeutung, als er ihm nach der Landung einen Extratritt gegen den Schädel verpasst, und dann fragt er ihn:
    „Sagst du uns dann endlich, wo du unser ganzes Freibier deponiert hast? Das Wahlvolk wird nämlich jubeln, wenn sein gesegneter Chef vom Ganzen die rettende Medizin verteilt. Übrigens: Deine Rechte lesen wir dir selbstverständlich nicht mehr vor, du hast nämlich keine, solange es bei euch so unfassbar heiß ist, sag einmal, weißt du vielleicht, warum es bei euch so unfassbar heiß ist?“
    Der Biermösel weiß es

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