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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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natürlich, aber er sagt es nicht.
    „Du hast keine Ahnung, welche Mittel wir haben, um dich zum Reden zu bringen“, droht der Innenminister dann, und er schlägt nach im „Folterhandbuch für Schurkenstaaten, Band 1, Kapitel 92 – Foltern mit der Lupe“:
    „Wer hat denn bitte schon wieder die Lupe, mit der wir ihm Löcher in die Haut brennen können?“
    Der Karate Kid hat sie. Und dann versuchen sie einer nach dem anderen, ihm Löcher in die Haut zu brennen. Aber seine Haut rötet sich bei jedem Versuch nur leicht, und dann dampft sie halt ein bisserl, du meine Güte, er ist doch von innen her so nass, und seine Haut ist so feucht, dass ihm so ein kleiner gebündelter Strahl wirklich nichts anhaben kann. Eher vergehen Sonne, Mond und Sterne, bevor er austrocknet, und es wird schon wieder Schnee fallen, bevor er ihnen verrät, wo er ihr Bier deponiert hat.
    „Das soll heiß sein?“, fragt er lässig wie der Jason Castelli in seiner Nudelsuppe, und wenn er die Hände frei hätte, dann täte er sich jetzt die dreckigen Fingernägel säubern, so ent­spannt ist der Biermösel, dass er wirklich aufpassen und den Arsch zusammenhalten muss, damit die Bestie in seinem Inneren nicht vorzeitig von der Leine geht.
    Wenn diese Anfänger ihn mürbe machen wollen, dann müssen sie jedenfalls ein bisserl früher aufstehen und sich herrichten wie früher der Breschnjew mit seinen buschigen Augenbrauen, und dann müssen sie noch dreinschauen wie der russische Bär im Kalten Krieg, finster und böse. Der Biermösel liegt so fest und saftig in seinen stinkenden Schuhen, dass er keinen Feind zu fürchten braucht, schon gar nicht einen solchen Schmalspurfeind wie die depperte Bundesregierung mit ihrem einfallslosen Innenminister, der schon ein bisserl verzweifelt nach Band 2 vom Handbuch verlangt – Foltern im Gulag –, aber das haben sie ja gar nicht gekauft, weil da die Falschen gefoltert haben:
    „Biermösel, das ist jetzt kein Spaß mehr“, fährt er dann mit seinen Drohungen fort. „Wenn wir nicht bis spätestens zum Wahltag ist Zahltag unser Bier zurückhaben, dann wird die Sache womöglich noch eng für den Chef vom Ganzen, der die ganzen Feuerzeuge und Luftballons dann vielleicht umsonst verteilt haben wird, und das kann ja wirklich keiner wollen.“
    Der Biermösel aber will genau das!
    Um nicht komplett aus der Übung zu kommen, lässt er dann zu Testzwecken einen kleinen Versuchsballon steigen, er öffnet die Schleusen nur minimalst, und eine leise und wohlschmeckende Vorspeise gibt ihnen eine ungefähre Ahnung vom fünfgängigen Menü, das er gerade in seinem Darm zusammenstellt, heilige Scheiße! Das kleine Bumsi lässt die versammelten Herrschaften um ihn herum dann zwar ein bisserl taumeln und die Schwächsten von ihnen kollabieren. Aber noch fehlt ja der eine mit seinen ganzen Feuerzeugen und Luftballons, wegen dem der Innenminister die Urlaubssperre über ihn verhängt hat und ohne den er die Bombe nicht zünden wird.
    „Also gut!“, spielt der Innenminister dann den Wilden. „Wer hat die Zigaretten, mit denen wir ihm Löcher in die Haut brennen können?“
    Du meine Güte, denkt sich der Biermösel gelangweilt, als der Karate Kid seinem Minister die Stangen mit den Zigaretten bringt, von denen sie dann jede einzelne mit der Lupe entzünden und an ihm ausdrücken. Aber kaum berührt die Glut seine Haut, zischt und dampft es wieder nur ganz leicht, aber seine unteren, gut eingeweichten Hautschichten vermögen sie natürlich nicht zu erreichen.
    Den Biermösel beneidet ja jede verrunzelte Bierzeltbesucherin mit ihren schweren Hautverwerfungen zwischen den ins Dirndl gequetschten Dutteln um seine einmalig geschmeidige Haut, für die er noch dazu nicht einmal eine NIVEA-Feuchtigkeitscreme braucht, das Geheimnis seiner Schönheit kommt von innen.

DNA-Abgleich
    „Wie seid ihr überhaupt auf mich gekommen, ihr Saubande?“, fragt der Elendste der Elenden schließlich, damit endlich ein bisserl Schwung in die müde Folterbude kommt. Und weil es auch dem Innenminister schön langsam ziemlich fad wird und ihm die Ideen ausgehen, wie er ihn foltern könnte, plaudert er halt bereitwillig aus dem Nähkästchen und erzählt, wie er zu dem geworden ist, der er heute ist:
    „Also ich lese in den goldgetäfelten Nassräumen der Ministerien ,Der Spion, der aus der Kälte kam‘, wo es um einen Spion geht, der aus der Kälte kam. Aber noch lieber lese ich ,Rock Rockenschaub löst auf alle Fälle alle Fälle‘“,

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