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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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hat ausbilden können?“
    Da spitzt der Karate Kid gespannt die Lauscher, weil er hofft, dass in seinem tristen Verhörspezialistenleben (Verhörlampe einstecken und ausstecken; Lupe putzen und in die Sonne halten; Zigaretten kaufen nicht vergessen!) endlich einmal ein paar Minuten Spaß für ihn herausschauen, nach all den mit Handkantenschlägen erzwungenen Geständnissen und wimmernden Verdächtigen, gut und witzig erzählt vom Boss, der zwar ein sehr schlechter Boss ist, dafür aber ein in tausend Bierzeltreden erprobter, jovialer Erzähler (sowie ein streng riechender Alkoholiker, wie dem Biermösel bald aufgefallen ist: Enzian, Wacholder, Marille und jede Menge Rasierwasser hat er an ihm schon gerochen, wenn er sich mit der Lupe oder den brennenden Zigaretten über ihn gebeugt hat, allerdings zwei Sorten von Rasierwasser: eines, mit dem er den durch seine zittrige Alkoholikerhand im Gesicht angerichteten Blutfluss stillt, und ein anderes, das er säuft, um die zittrige Alkoholikerhand wieder zu beruhigen).
    „Also willst du die Geschichte hören, Kid?“
    Der Innenminister holt dann ungeachtet des mittlerweile schon bedrohlichen Grollens und Donnerns in den Gedärmen vom Biermösel seine in ein rot-weiß-rot kariertes Tischtuch eingeschlagene Geheimdienstakte vom Biermösel heraus und fängt schon zu kichern an, noch bevor er das erste Mal „Ausgerechnet mit einem Franzosen ist sie ihm durchgebrannt!“ gesagt hat.
    Bald hat er geschätzte 283-mal „Ausgerechnet mit einem Franzosen!“ gesagt, während der Biermösel langsam ein kleiner Muskelkater im Arsch zu schaffen macht und er ein leises Ausströmen der Gase aus einem futzikleinen Loch nicht mehr verhindern kann. Augenblicklich entzündet die Sonne den leisen Furz zu einem kleinen lodernden Flämmchen, sodass ihn ein Japaner aus Sapporo, wenn denn gerade zufällig einer vorbeikommen täte, ohne weiteres für das nie erloschene Olympische Feuer von Sapporo 1972 halten könnte, und nur mit der allergrößten Willensanstrengung kann er das Loch wieder schließen und das Feuer löschen.
    Der Innenminister hat dann noch ein paarhundertmal „Mit ihren zwei Dutteln ist sie ihm davongerannt!“ gesagt, als dem Biermösel einfällt: Ein paar ordentliche Schlucke aus den Milchseen von seiner Mutti könnte er jetzt durchaus vertragen, und er würde gerne „Kann mir vielleicht endlich einer was zu trinken geben?“ sagen, aber es geht nicht.
    Die haben nämlich die ganze Zeit über vergessen, ihm Flüssigkeit zuzuführen, wie es die Genfer Konvention für politische Gefangene eigentlich vorschreibt. Und auch wenn in seinen Stinksocken noch genug Feuchtigkeit steckt, so wird es nach oben hin auch bei ihm langsam immer trockener, heilige Scheiße, seine Zunge ist nur noch ein pelziger Kaktus, der sich im Schandmaul kaum mehr bewegen lässt.
    „War ich witzig?“, hört er den Innenminister dann endlich fragen, aber der Karate Kid schüttelt nur mitleidig den Kopf und senkt den Daumen, bald dreht auch er durch: „Nicht lustig!“

No nos moverán!
    Dann kommt endlich der, auf den der Biermösel so lange gewartet hat, und mit ihm sein ganzer Hofstaat. Der heiße Wüs­tenwind treibt den Dreck in seiner reinsten Form ins Tal her­ein, in Form eines Hubschraubers nämlich, in dem der Chef vom Ganzen auf einem weichen Polsterl sitzt. Neben ihm fliegen zwei weitere Hubschrauber einher, beide in den rot-weiß-roten Farben der Heimat gehalten, aus jeweils zwei gewaltigen Lautsprechern schmettern sie den „Schneewalzer“ in die flirrende Luft. Im dem einen Hubschrauber sitzen drei Lipizzaner, im anderen der Chor der Wiener Sängerknaben. Scheinbar will der Chef vom Ganzen nicht alleine sterben, denkt sich der Biermösel, wofür sonst sollte der ganze Zinnober gut sein?
    Nun aber ist der Biermösel kein weiß gekleidetes Mäderl mit Narzissen, das den Chef vom Ganzen mit einem Hofknicks empfängt, das ist er bei Gott nicht. Und falsch aufgestellt ist er obendrein, was dem Innenminister leider erst auffällt, als die Hubschrauber landen. Er hat den Staatsfeind Nummer eins ja nicht deshalb in der gewissen Demutshaltung festgezurrt, damit er die Sandkörner am nackten Fels zählen kann, sondern damit er vor dem Chef vom Ganzen kniet, um ihn anzubeten.
    In der ganzen Hektik aber hat er ihn leider verkehrt herum festgezurrt, und so muss der Chef vom Ganzen, als er endlich aussteigt, direkt in den Kamin vom Biermösel hineinschauen, und das ist nicht einmal dann leichte Kost,

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