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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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gesteht der Innenminister, „da steht schon mal sehr viel drinnen über das Lösen von schwierigen Fällen. Und meine Mutti liest jeden Abend vor dem Zubettgehen ,Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett‘, nachdem sie mir vorher die gefüllten Paprika für den nächsten Tag zubereitet hat, in die sie mir dann immer ein paar gute Tipps hineinsteckt, mit sehr viel Hausverstand garniert und reichlich Menschenkenntnis gewürzt, ich bin also ganz gut gerüstet für meinen Job“, redet er in der Art der Politiker ein bisserl um den heißen Brei herum, aber wie sie letztlich auf ihn gekommen sind, das will er ihm nicht verraten.
    „Wie seid ihr auf mich gekommen, Kruzifix?“
    „Na pass auf“, wird der Minister dann doch ein bisserl deutlicher. „Wir haben ja überall im Land und sogar außerhalb unsere Überwachungskameras aufgestellt, und mit denen haben wir dich schon eine ganze Zeitlang unter Beobachtung, aus dem Weltall, aus den Flugzeugen, aus den Drohnen, kurz: Das total überwachte Volk darf sich in unseren Händen sicher fühlen, solange es uns wählt, ein Abweichler wie du aber muss natürlich aufpassen!“
    „Das war nicht meine Frage!“
    „Letztlich war es unser bewährter DNA-Abgleich, der uns zu dir geführt hat“, erklärt der Innenminister, und der Biermösel fragt:
    „DNA-Abgleich also, Herrgottnocheinmal, was soll denn das jetzt wieder heißen?“
    „Das heißt Der Nackte Arsch, du Landei!“
    Da zieht der Innenminister ein Foto aus seiner rechten Loden­joppentasche und hält es seinem Gefangenen vor die Nase. Es zeigt einen ausnehmend runden, braungebrannten und vom Sonnenöl glänzenden Arsch, wie ihn auch der Biermösel gerne einmal mit der Ausschlagsalbe von der Roswitha einschmieren täte, ein wirklich einmaliger Arsch, „danke und bitte her damit!“
    Aber gerade, als ihm schon das Wasser im Mund zusammenläuft und sein Interesse an der körperlichen Liebe trotz der Hitze wieder zurückzukommen scheint, da nimmt ihm der Innenminister das Foto wieder weg. Es ist nämlich das falsche Foto, das er ihm gezeigt hat, das Foto vom nackten Arsch seiner Vorzimmerdame nämlich, peinlich ist das schon ein bisserl für einen Innenminister, in Zukunft muss er da vielleicht wirklich ein bisserl besser aufpassen, welches Foto er wem zeigt, sonst gibt es da am Ende noch einen Skandal.
    Das Foto, das er dem Biermösel eigentlich zeigen wollte und das seine Verwicklung in den größten Terrorfall der jüngeren Erdengeschichte beweisen soll, steckt in seiner linken Sakkoinnentasche. Es zeigt einen einmalig kalkweißen und ausgesprochen knochigen Arsch, den sich der Innenminister sogar auf dem Foto nur mit den Forensiker-Gummihandschuhen anzugreifen getraut, so sehr graut es ihm davor.
    „Biermösel, jetzt sag einmal, weißt du vielleicht, wem dieser unfassbar weiße und grausliche Arsch gehört?“
    Der Biermösel windet sich in großer Abscheu vor diesem ekelhaften Arsch. Der Schmerz, den der Anblick von diesem Bild des Grauens verursacht, fährt ihm tief ins Hirn hinein, und er kann dann gar nicht mehr aufhören zu schreien:
    „Bitte nicht diesen Arsch!“
    Je mehr er sich aber windet und je furchtbarer er schreit, desto deutlicher brennen sich ihm die zwei „H“ ins Gedächtnis, die jeweils eine der Arschbacken auf dem Foto zieren, und schön langsam dämmert ihm, dass es sich bei dem Arsch auf dem Foto ja um seinen Arsch handelt, den sie da fotogra­fiert haben, und er sieht endgültig seinen furchtbaren Verdacht bestätigt: dass die Verbrecher wirklich schon in jedem Baum und in jeder Klomuschel eine Überwachungskamera installiert haben wie die Schurken im Dschungel von Kongolien, damit sie alles über ihr Trottelvolk in Erfahrung bringen, heilige Scheiße, in keiner Bananenrepublik der Welt geht es so elend zu wie in der eigenen sterbenden Heimat.
    „Kann man in diesem Land nicht einmal mehr in Ruhe scheißen?“
    Unbeeindruckt von der Beweiskette, die der Innenminister da gerade vor ihm geknüpft hat, versteht der Biermösel dann noch immer nicht ganz, wie sie eigentlich auf ihn gekommen sind.
    „Also wie kommt ihr überhaupt darauf, dass ich euer Freibier gestohlen haben könnte?“
    Natürlich könnte ihm der Minister jetzt auch einfach die Hose hinunterziehen und den DNA-Abgleich vornehmen, also den nackten Arsch vom Biermösel mit dem nackten Arsch auf dem Foto vergleichen. Aber stattdessen schaut er ihm nur verächtlich auf seinen Schädel drauf, wo ihm noch immer das Schaumkäppchen aus

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