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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schwierigkeiten; da jedoch der Changeur erklärte, daß die Ursache seines Besuches von höchster Wichtigkeit sei, so wurde die Karte, welche er überreichte, endlich angenommen. Der Diener las den Namen, zuckte die Achsel und meinte:
    „Ein Weinkauf ist niemals von solcher Wichtigkeit, wie Sie es dazustellen suchen.“
    „Es handelt sich nicht um Wein und ähnliches. Ich habe auch keine Zeit, Ihnen eine lange Erklärung zu geben. Melden Sie mich, oder ich bin gezwungen, mir den Zutritt selbst zu suchen.“
    „Sie scheinen ein sehr energischer Mann zu sein. Ich werde versuchen, ob der Herr General geneigt ist, Sie zu empfangen.“
    Er ging, und kehrte nach einiger Zeit mit der Weisung zurück, daß Belmonte eintreten könne. Er führte den letzteren durch einige Zimmer und öffnete dann eine Tür. Sie führte in das Kabinett des Grafen.
    Dieser saß bei einem Tisch, welcher fast ganz mit Geldrollen bedeckt war. Diese hatten jedenfalls die Bestimmung, in ein offenes Köfferchen zu wandern, welches neben dem Tisch stand. Der General war ein schöner Greis, dessen Züge allerdings durch das Ereignis des gestrigen Abends verdüstert worden waren. Er musterte den Eintretenden, erwiderte die tiefe Verbeugung desselben mit einem leichten Kopfnicken, und fragte dann:
    „Sie sind Weinhändler, wie ich sehe. Was wünschen Sie, Monsieur?“
    Belmonte wiederholte seine Verbeugung, allerdings etwas weniger tief als vorher, und antwortete dann:
    „Zunächst, Exzellenz, habe ich meinen Dank auszusprechen für die Güte, mit welcher Sie geneigt gewesen sind, einen Unbekannten zu empfangen. Sodann beeile ich mich zu erklären, daß mich nicht die Absicht, ein Geschäft mit Ihnen abzuschließen, zu meinem Besuch veranlaßt hat. Es ist vielmehr eine ungleich wichtigere Angelegenheit, welche mich zu Ihnen führt.“
    Der General zog die Brauen zusammen, ließ seinen Blick abermals sehr scharf an Belmonte herabgleiten, nickte dann langsam mit dem Kopf und sagte:
    „Ich beginne zu verstehen. Sprechen Sie, Monsieur.“
    „Sie haben gestern Ihr einziges Kind verloren –“
    „Allerdings. Doch hoffe ich nicht für immer“, fiel der General schnell und beinahe in scharfem Ton ein.
    „Ich hoffe dies ebenso. Darf ich mir vielleicht die Frage gestatten, in welcher Weise Sie die gnädige Komtesse aus der Lage, in welcher sie sich befindet, befreien wollen?“
    Jetzt nahm das Gesicht des Grafen einen wirklich finsteren Ausdruck an. Er sagte:
    „Monsieur, eigentlich sollte ich Sie sofort festnehmen lassen, aber da ich meine Enkeltochter zu sehr liebe, um sie einer Verschlimmerung ihrer jedenfalls bereits genug unglücklichen Lage auszusetzen, so will ich mich doch zur Ruhe zwingen.“
    Jetzt kam Belmonte eine Ahnung, wie die Worte und das Benehmen des Grafen zu verstehen seien. Er machte eine energische Handbewegung und antwortete schnell und in abweisendem Tone:
    „Exzellenz, Sie halten mich für einen der Täter?“
    „Aufrichtig gestanden, ja.“
    „Der die Kühnheit oder vielmehr Frechheit besitzt, auf diese Weise erfahren zu wollen, welche Maßregeln zu ergreifen Sie beabsichtigen?“
    „Natürlich!“
    „Sie irren sich ganz und gar.“
    „Wirklich?“ fragte der General, beinahe höhnisch.
    „Ja. Es ist eine Folge meiner Art des Geschäftsbetriebs, daß ich mich zuweilen auch in obskure Restaurationen, ja sogar Spelunken bemühe, um dort eine Quantität meiner Ware abzusetzen. Ich war gestern an einem solchen Ort. Es verkehrten vorzugsweise Verbrecher dort. Ich hatte Gelegenheit, abgerissene Worte einer sehr eigentümlichen Unterhaltung zu erlauschen. Heute war ich von Paris entfernt. Soeben kehrte ich zurück und erfuhr, was gestern nach dem Schluß der Oper geschehen ist. Das, was ich gestern erlauschte, stimmt so genau zu der ruchlosen Tat, daß ich überzeugt bin, den Ort zu kennen, an welchen man die Komtesse gebracht hat.“
    „Sie sprechen sehr gut, aber Sie erreichen Ihren Zweck doch nicht. Sie wollen mich prüfen, und ich gehe darauf ein, indem ich Ihnen erkläre, daß Sie unbesorgt sein können. Ich habe völlig davon abgesehen, die Hilfe der Polizei in Anspruch zu nehmen. Ich will nicht auch das Leben meines Kindes in Gefahr bringen. Sie sehen, hier steht bereits das Köfferchen, in welches ich die hunderttausend Franken zählen werde.“
    „Hunderttausend Franken!“ rief Belmonte. „Ein solches Lösegeld hat man von Ihnen verlangt?“
    „Pah! Sie wissen das ebensogut wie ich! Ich werde mich in eigener

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