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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ahnen läßt, bei wem Sie sich befinden. In diesem Fall rechnet man auf die strengste Verschwiegenheit!“
    „Ich bin nicht sehr plauderhaft!“
    „Ich hoffe es. Jetzt aber muß ich Sie ersuchen, sich gefälligst die Augen verbinden zu lassen.“
    Sie zog ihr Taschentuch hervor.
    „Kann mir das nicht erlassen werde, Madame?“ fragte er.
    „Auf keinen Fall.“
    „Und wenn ich mich weigere?“
    „So sehe ich mich leider gezwungen, Sie aussteigen zu lassen. Doch hoffe ich, daß Sie nicht gegen unsere heutige Vereinbarung handeln werden.“
    „Gut; ich werde mich fügen. Also bitte!“
    Er hielt ihr das Gesicht entgegen, und sie band ihm das Tuch so um die Augen, daß er gar nichts zu sehen vermochte. Und dann, ha, da fühlte er ihre Hände an seinen Schultern; sie zog ihn näher und küßte ihn auf den Mund.
    „So“, sagte sie. „Das soll die einstweilige Belohnung Ihrer Folgsamkeit sein. Ich verlange aber, daß Sie das Tuch nicht eigenmächtig entfernen!“
    „Ich werde gehorsam sein.“
    „Geben Sie mir Ihr Wort.“
    „Sie haben es, Madame.“
    Jetzt war der Wortaustausch zu Ende. Die Fahrt wurde noch eine kurze Weile fortgesetzt; dann hielt der Wagen.
    „Ich steige zuerst aus“, sagte sie. „Sie geben mir Ihre Hand; ich werde Sie führen.“
    Der Schlag wurde geöffnet, und sie stieg aus. Er folgte ihr, von ihrer Hand geleitet. Er hörte, daß eine Tür geöffnet wurde. Die Schritte erklangen, als ob man auf Steinfließen gehe. Dann kam eine Treppe. Als diese erstiegen war, blieb sie stehen.
    „So, jetzt werde ich das Tuch entfernen“, sagte sie, „und sprechen Sie von jetzt an nur leise.“
    Das Tuch wurde entfernt, und er sah nun, daß er sich auf einem schmalen Korridor befand, welcher mit weichen Teppichen belegt war, so daß man die Schritte kaum mehr zu vernehmen vermochte. Ein einziges Licht brannte in einer grünen Glaskugel, so daß der Schein gedämpft wurde. Rechts und links gab es mehrere Türen. Die Dame, welche noch immer verschleiert ging, öffnete eine derselben und verschloß sie, nachdem sie miteinander eingetreten waren, von innen. Sie führte ihn durch einige sehr reich ausgestattete Zimmer in ein Kabinett, welches jedenfalls das Boudoir einer vornehmen Dame sein mußte. Die Vorhänge und Portieren waren von schwerer Seide, ebenso die Überzüge der Möbel. Einige kostbare, doch üppige Gemälde schmückten die Wände, und überall waren Nippes zerstreut, welche einen nicht gewöhnlichen Wert besaßen. Die Dame deutete auf ein Fauteuil und sagte:
    „Nehmen Sie Platz! Ich werde gehen, Sie anzumelden.“
    Sie verschwand durch eine entgegengesetzte Tür. Er warf einen forschenden Blick über seine Umgebung.
    „Hm!“ flüsterte er. „Eine mehr als fürstliche Einrichtung! Jedenfalls befinde ich mich bei dem jungen Weibchen eines alten Millionärs oder Aristokraten. Nun, man muß es abwarten!“
    Er nahm in dem weichen Polster Platz und atmete den süßen Duft ein, welcher das reizende Gemach erfüllte.
    „Was ist das für ein Parfüm?“ fragte er sich. „Das ist nicht Eau de milles fleurs, auch nicht cœur de Rose, oder sonst etwas mir bekanntes. Pikant, außerordentlich pikant!“
    Da kehrte die Dame zurück. Sie sagte:
    „Monsieur, Sie werden einige Zeit Geduld haben müssen. Man hat ganz unerwarteten Besuch empfangen.“
    „Aber Sie werden mich nicht verlassen?“ fragte er.
    „Meine Gegenwart ist allerdings noch anderwärts nötig. Hier liegen Journale, welche Ihnen Unterhaltung bieten werden, bis man kommt. Ich ziehe mich zurück, und bitte Sie, hinter mir den Innenriegel vorzuschieben, damit nicht etwa zufälligerweise ein Unberufener Zutritt nimmt. Kehre ich zurück, so werde ich leise klopfen, erst ein-, dann zwei- und dann dreimal. Das ist das Zeichen, daß ich es bin.“
    „Ich werde gehorchen, Madame! Aber, kann man mich nicht durch die andere Tür überraschen?“
    „Nein. Da kann nur die Dame eintreten, welche Sie erwartet. Ich hoffe, daß Sie hierbleiben und nicht etwa aus Neugierde vorwärts dringen.“
    Sie drohte ihm mit dem Finger, und verließ dann das Kabinett durch die Tür, durch welche sie eingetreten waren. Er schob den Riegel vor, setzte sich wieder nieder, und langte nach den Journalen, welche auf dem Tisch lagen.
    „La Mode universelle“, sagte er, den Titel des einen lesend. „Weiter: La Toilette de Paris, und hier, la Mode française. Ich befinde mich bei einer Dame, welche in diesem Fach gern au fait zu sein scheint. Wer mag sie sein?

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