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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beabsichtigen.“
    „Wie sollten Sie es vermuten?“
    „Dieser Bismarck ist –“
    „Bismarck?“ fragte die weibliche Stimme schnell. „Dieser preußische Landjunker ist ein Bär, welcher wohl einmal vermöge seiner rohen Kraft, niemals aber infolge eines Finesse Verlegenheit bereiten kann. Ich weiß genau, daß er sich mit den Süddeutschen verfeindet hat. Er ist im eigenen Land so sehr beschäftigt, daß er gar keine Zeit hat, uns zu beobachten.“
    In diesem Augenblick hörte man das Öffnen einer Tür, und eine Stimme meldete:
    „Der Herzog Gramont und der Kriegsminister.“
    „Eintreten!“
    Es erklangen Schritte; eine wortlose Pause trat ein, welche jedenfalls von stummen Komplimenten ausgefüllt war. Dann ließ sich die weibliche Stimme vernehmen:
    „Messieurs, der Graf Daru hat ganz unerwartet um eine Audienz gebeten. Er bringt mir Nachrichten, welche er für höchst wichtig hält, und ich habe Sie rufen lassen, damit Sie ihm das Gegenteil beweisen. Exzellenz, sagen Sie, ob wir kriegsbereit sind oder nicht.“
    Diese Frage war jedenfalls an Leboeuf gerichtet. Er antwortete augenblicklich:
    „Wir können in jedem Augenblick losschlagen.“
    „Graf Daru behauptet, die Deutschen seien uns überlegen.“
    „Dem muß ich entschieden widersprechen. Die tiefgehende Reform unserer Heeresverfassung hat uns ungemein gestärkt. Wir haben keinen Feind zu fürchten. Erklären wir heute den Krieg, so haben wir morgen die Rheinpfalz überschwemmt, sind übermorgen im Besitz Süddeutschlands und spazieren am nächsten Tag auf Berlin los.“
    „Hören Sie es, Graf. Und Sie, Herzog, sind Sie ebenso bereit und siegesgewiß?“
    „Unsere Diplomatie hat mit der Entwicklung des Heereswesens wenigstens gleichen Schritt gehalten. Schlagen wir schleunigst los, ehe es Preußen gelingt, sich der Süddeutschen zu versichern. Sachsen brauchen wir nicht zu fürchten.“
    Jetzt hörte Belmonte abermals das Öffnen einer Tür.
    „Ah, mein Gemahl“, rief die weibliche Stimme.
    Zugleich aber war es dem Lauscher, als ob man auf die Klinke gedrückt habe. Er befand sich in einer leicht denkbaren Aufregung, sah aber auch zugleich ein, welche große Gefahr ihm drohte. Darum zog er den Riegel leise zurück und huschte, während drüben neue Stimmen erklangen, dahin zurück, woher er gekommen war.
    Dort hielt er an und holte Atem, als ob er eine ganz ungewöhnliche Anstrengung hinter sich habe.
    „Träume ich denn?“ fragte er sich. „Das war Graf Daru, der gestürzte Minister, der Friedensmann. Das war ferner der Herzog von Gramont, sein Nachfolger, der den Krieg wünscht, und das war endlich Leboeuf, der Kriegsminister. Wer aber war die Dame? Und wer ist dieser ‚Gemahl‘, welcher bei ihr eintrat?“
    Er schüttelte den Kopf und begann, in dem Kabinett hin und her zu schreiten, ganz so, als ob er sich bei sich befand. Dann aber blieb er plötzlich stehen, schlug sich mit der Hand vor den Kopf und sagte:
    „Sapperlot. Das Zeichen, welches ich Martin geben soll. Ich habe es ganz vergessen.“
    Er trat an das Fenster, zog die dasselbe verhüllende Gardinen weg und blickte hinaus. Er sah einen viereckigen Hof unter sich, welcher von Gasflammen erleuchtet war.
    „Das ist unangenehm. Hier im Hof hat der Wagen nicht gehalten; hier kann auch Martin sich nicht befinden. Es ist mir also unmöglich, ihm das Zeichen zu geben, außer ich wage es nach rückwärts –“
    Er hielt inne. Es klopfte leise, ein-, zwei-, dann dreimal. Das war das verabredete Zeichen. Er öffnete. Die Dame trat ein. Sie war verschleiert.
    „Sie haben sich gelangweilt, Monsieur?“ fragte sie.
    „Die Hoffnung, Sie wiederzusehen, hat mir nicht Zeit dazu gelassen, Madame“, antwortete er.
    „Mich? Ich meine, daß Sie eine andere erwartet haben.“
    „Allerdings. Doch wußte ich ja, daß auch Sie kommen würden.“
    „Nun, das ist eher geschehen, als ich dachte. Ich habe Sie um Verzeihung zu bitten, Monsieur. Die Dame, welche Sie zu sehen wünschte, ist plötzlich anderweitig in Anspruch genommen worden –“
    „Jedenfalls von einem Herrn, welcher liebenswürdiger ist als ich“, scherzte er.
    „Davon ist keine Rede. Aber das beabsichtigte Rendezvous kann heute leider nicht stattfinden. Ich habe den Auftrag erhalten, Sie zurückzubringen.“
    „Und wenn ich nun zu bleiben wünschte?“
    „Das wird Ihr Wunsch nicht sein. Sie werden als Kavalier den Befehl einer Dame respektieren.“
    „Das werde ich allerdings. Aber ich werde auch ein

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