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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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danke.“
    Sie hielt die Sache für abgemacht, er aber blickte ihr so erwartungsvoll in das Gesicht, daß sie, innerlich im höchsten Grad belustigt fortfuhr:
    „Mein Name ist Goldberg.“
    Das war ihm nicht genug; darum fragte er: „Auch Künstlerin? Vielleicht Malerin?“
    „Leider nicht. Mein Mann ist General.“
    Er fuhr zurück und rief dabei:
    „Sapristi. General von Goldberg etwa?“
    „Ja.“
    „Der ist ja Graf.“
    „So viel ich weiß, ja!“ nickte sie.
    „Habe die Ehre, gnädige Frau Gräfin. Und wie es scheint, steht dieses Fräulein als Vorleserin und Gesellschafterin in Ihrem Dienst?“
    Über das fein gezeichnete Gesicht der Generalin glitt ein schalkhaftes Lächeln. Sie antwortete:
    „Sie haben es erraten. Fräulein Emma ist meine Vorleserin, meine liebste Gesellschafterin. Darf ich vielleicht fragen, welche Genre Sie als Maler bevorzugen?“
    Er nahm eine höchst wichtige Miene an, und erklärte:
    „Ich bin zoologischer Künstler, und habe mich ganz besonders für diejenigen Erscheinungen des Tierreiches entschieden, durch welche die Natur den Gedanken der höchsten Schönheit, der ästhetischen Vollkommenheit verkörpert.“
    „Ah, welche Tiere sind das?“
    „Die Krebse, Spinnen und Tausendfüßler.“
    Sie warf einen Blick auf ihn, in welchem sie die deutliche Besorgnis aussprach, ob er bei Sinnen sei; er aber machte ein Gesicht, welchem sie anmerkte, daß es sich nur um einen Scherz handle. Bereits wollte sie antworten, aber da kam ihr die Gefährtin zuvor, denn hinter dem Schleier heraus erklang die Frage:
    „Gehörte Ihre heutige Leistung auch diesem Genre an?“
    „Welche, mein Fräulein?“
    Man sah ihm die Befriedigung an, sie zum Sprechen gebracht zu haben. Sie antwortete:
    „Als Sie vor mir parterre ausruhten, lag neben Ihnen das Portrait eines Wesens, von welchem es mich interessieren würde, zu erfahren, ob sie dasselbe auch zu den Spinnen und Tausendfüßlern rechnen, Herr – Herr Schneffke.“
    Er wußte, daß sie die Skizze ihrer eigenen Person meinte, doch brachte ihn das nicht im mindesten in Verlegenheit. Er antwortete:
    „Das ist ein ganz anderes Genre, und nicht ich bin es, der dieses Portrait gezeichnet hat.“
    „Ah! Wer sonst?“
    „Ich habe meinem Herzen den Bleistift borgen müssen.“
    Da, endlich war sie heraus, die Liebeserklärung! Er strampelte vor Freude mit den dicken Beinen, faltete die Hände befriedigt über dem Bauch, und warf seinen Gefährten einen höchst stolzen, siegreichen Blick zu.
    Ein kurzes goldenes Lachen erscholl hinter dem Schleier.
    „Ihr Herz zeichnet auch Figuren?“ fragte sie.
    „Wie es scheint“, antwortete er. „Ich habe allerdings bisher davon noch nichts gewußt. Sie sind die erste Figur, an welche es sich gewagt hat.“
    „Ich fühle mich ganz beglückt davon, Herr – Schneffke! Nicht wahr, so hießen Sie doch wohl?“
    „Ja, Hieronymus Aurelius Schneffke. Das ist so gewiß und sicher wie Pudding. Sapperlot, das ist jammerschade!“
    Die Unterhaltung war nicht ungestört geführt, sondern oft durch das Geräusch der Räder und das Anhalten des Zuges an den kleinen Stationen unterbrochen worden. Jetzt nun waren sie auf dem böhmischen Bahnhof angelangt. Die Tür wurde geöffnet, und man stieg aus.
    Der Dicke wäre gern den Damen behilflich gewesen, saß aber leider auf der verkehrten Seite des Coupés. Doch sprang er, so rasch es ihm seine Korpulenz gestattete, ihnen nach und fragte den Hut ziehend:
    „Befehlen die gnädige Frau vielleicht eine Droschke?“
    Sie wollte diese Höflichkeit, welche man vielleicht mit eben demselben Recht eine Zudringlichkeit nennen konnte, zurückweisen, brachte dies aber bei den guten, treuen Augen, deren Blick er auf sie richtete, nicht fertig.
    „Mein Herr, ich darf Sie doch nicht bemühen!“ meinte sie.
    „Warum nicht?“
    „Hm!“ lächelte sie, indem sie ihn vom Kopf bis zu den Füßen betrachtete. „Ihr Äußeres ist zu einer solchen Anstrengung wohl schwerlich prädestiniert!“
    „Weil ich nicht ganz und gar hager bin? Oh, meine Taille geniert mich nicht im mindesten. Einer, welcher im Wald so außerordentlich hurtige Velozipedistenübungen fertig bringt, wird wohl auch nach einer Droschke springen können. Sie sollen sehen, wie ich fliege!“
    Er eilte davon, und zwar mit einer Geschwindigkeit, die sie ihm gar nicht zugetraut hätte. Er ließ sich von dem Polizisten, welcher am Ausgang stand, eine Nummer geben und suchte dann nach der Droschke, welche diese Nummer

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