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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dieser Sprache beschäftigt; aber nachdem ich meine gegenwärtige Bestimmung erhalten, habe ich schleunigst ihr Studium begonnen. Wir werden übrigens gute Dolmetscher haben.“
    „Besuchen Sie mich täglich. Ich werde Professor Grénaux einladen: Er ist Lehrer der arabischen Sprache und wird Ihnen nützlich sein können.“
    Das war außerordentlich viel. Kunz von Goldberg sprach sich ganz verwundert darüber aus, als sie auf dem Heimweg begriffen waren.
    „Glückskind!“ sagte er. „Wer hätte das gedacht?“
    „Ich selbst nicht“, antwortete Gebhard.
    „Ich kann dir aufrichtig sagen, daß ich dich erst für etwas verrückt hielt.“
    „Als ich der Gräfin meine Meinung sagte?“
    „Ja. Das war mehr als verwegen.“
    „Hat aber gewaltig imponiert“, lachte Königsau vor sich hin.
    „Und dann dieser Graf Rallion. Ich glaube, daß er sich nicht wieder bei der Tante sehen läßt, sobald wir bei ihr sind.“
    „Ich hoffe, daß du mir morgen zu Diensten sein wirst.“
    „Gewiß. Ich werde zur angegebenen Zeit bei ihm vorsprechen und dir das Resultat mitteilen. Wie gefällt dir die Gräfin?“
    „Sehr gut.“
    „Ah, weil du Hans im Glück bei ihr gewesen bist. Sieh zu, daß du es auch ferner bleibst. Und was sagst du zu den Nichten?“
    „Hm. Junge Mädchen.“
    „Was?“ fragte Goldberg erstaunt. „Junge Mädchen? Weiter nichts?“
    „Was weiter?“
    „Hübsch.“
    „So la la!“
    „Geistreich.“
    „Aber unbezähmbar.“
    „Große Erbschaft zu erwarten.“
    „Haben sie aber noch nicht.“
    „Erlaube mir, dich nicht zu begreifen.“
    „Ist dir sehr gern gestattet.“
    „Erst branntest du vor Begierde, die Familie kennenzulernen, und nun ich dich eingeführt habe, bist du die personifizierte Gleichgültigkeit.“
    „Hm, ich bin befriedigt!“ antwortete Gebhard zweideutig.
    „So so! Wirst du wieder hingehen?“
    „Das versteht sich. Die Gräfin interessiert mich außerordentlich.“
    „Aber die Nichten weniger. Mensch, du hast wirklich Fischblut in den Adern. Sage mir übrigens, welchem von den beiden Mädchen du den Vorzug geben würdest!“
    „Ida. Du ziehst natürlich die Unbezähmbare vor.“
    „Allerdings.“
    „Ihr wart heute verteufelt musikalisch.“
    „Bitte, nicht zu sticheln. Wir studierten einfach Partituren und Noten.“
    „Gab es da vielleicht die Partitur einer gewissen Oper, die Zähmung der Widerspenstigen genannt?“
    „Du, ist das nicht vielmehr ein Lustspiel?“
    „Mir gleich, wenn dir nur die Zähmung gut gelungen ist.“
    „Vielleicht.“
    „Ah, wirklich?“
    „Ja. Weißt du, lieber Freund, ich glaube, daß ich Hedwig bisher doch falsch behandelt habe. Sie ist munter, übersprudelnd, voller Schnacken und Schnurren; ich aber bin stets furchtbar elegisch gewesen.“
    „Das ist ein Fehler.“
    „Der aber von nun an vermieden werden soll.“
    „Wünsche guten Erfolg.“
    Die beiden Freunde trennte sich voneinander, jeder erfüllt von der Gewißheit, daß er von der Geliebten träumen werde.
    Aber der Traumgott ist ein neckischer, schadenfroher Kerl, es beliebte ihm heute, diesen Wunsch weder Goldberg noch Königsau zu erfüllen.
    Am nächsten Abend begaben beide sich wieder zur Gräfin, bei welcher sie versprochenermaßen den Professor fanden. Beide nahmen Königsau so in Beschlag, daß es ihm unmöglich war, mit Ida ein vertrauliches Wort zu sprechen. Erst als nach der Tafel Hedwig als gewandte Pianistin sich an das Instrument setzte, um eine längere Komposition vorzutragen, nahm er neben der Geliebten Platz und flüsterte mit ihr, während beide sich jedoch den Anschein gaben, als ob sie dem Vortrag mit der größten Aufmerksamkeit folgten.
    Die erste Frage Idas galt ihrem Cousin, dem Grafen.
    „War dein Freund bei ihm?“ erkundigte sie sich.
    „Ja. Das ist geschehen.“
    „Abgewiesen, nicht wahr?“
    „Nein; aber er hat ihn gar nicht getroffen.“
    „Ah, er hat sich euch durch einen Spaziergang entzogen?“
    „Nein, sondern sogar durch eine Reise.“
    „Das ist ebenso vorsichtig wie feig. Wohin ist er?“
    „Nach Genf und dann weiter.“
    „Was beabsichtigst du nun gegen ihn zu unternehmen?“
    „Jetzt gar nichts. Es wurde gesagt, daß er erst nach Monaten wiederkehren werde; dann bin ich längst nicht mehr hier. Ich werde mit dieser Angelegenheit also warten müssen, bis auch ich von meiner Reise zurückkehre.“
    „Und dann?“
    „Dann sollst du meine Ratgeberin sein, meine Seele.“
    „Wirklich? Wirst du auf mich hören?“
    „Gewiß,

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