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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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begann dann mit einem sehr ernsten Ton:
    „Geben Sie zu, nicht aufrichtig mit mir gewesen zu sein?“
    „Ah, Madame, Sie meinen, weil ich Ihnen nicht dieselbe Mitteilung gemacht habe, welche ich hier meinen Eltern machte?“
    „Ja. Ich habe zwar kein direktes Recht, eine solche Aufrichtigkeit zu verlangen; aber es hätte mich doch sehr gefreut, sie zu finden.“
    „So habe ich Sie allerdings sehr um Verzeihung zu bitten.“
    „Ich verzeihe Ihnen. Aber seien Sie jetzt aufrichtig. Ich glaubte, daß Sie Ihre Heimat verlassen haben, ohne Ihr Herz dort zurückzulassen?“
    „So war es auch, wenigstens in dem Sinn, welchen Sie meinen.“
    „Jetzt aber lieben Sie eine Pariserin?“
    „Ja.“
    „Ich will nicht weiter in Sie dringen, als unbedingt nötig ist. Ist es ein Mädchen aus anständiger Familie und Ihnen ebenbürtig?“
    „Vollständig.“
    „Sie erwidert Ihre Liebe?“
    „Herzlich.“
    „Es ist also keine Vernunftheirat, welche Sie beabsichtigen.“
    „Nein, sondern eine Herzensverbindung.“
    „Ich beneide Sie.“
    Sie blieb stehen und blickte zum Fenster hinaus, welches sie geöffnet hatte. Der Schein des Lichtes erhellte ihr Profil, und Gebhard meinte, dasselbe noch nie so weich gesehen zu haben. Welche Gedanken mochten jetzt durch ihre Seele gehen!
    Da trat sie zurück, öffnete ein Pult und zog eine Mappe hervor. Aus derselben nahm sie ein Aquarellporträt und gab es ihm.
    „Sehen Sie diesen Mann. Kennen Sie ihn?“
    Gebhard ahnte, wer es sei, doch antwortete er wahrheitsgemäß:
    „Ich habe ihn nie gesehen.“
    „Das weiß ich, und dennoch steht er Ihnen nahe, viel näher, als Sie es denken.“
    Sie blieb vor ihm stehen, kreuzte die Arme über der Brust, wie es willenskräftige Frauen gern zu tun pflegen, und fuhr fort:
    „Auch ich war einmal jung; auch ich liebte – diesen da. Mein Vater war Baron, der seinige jedoch ein einfacher Bürgersmann, dessen Vorfahren auf ihr ‚von‘ verzichtet hatten. Man trennte uns. Es war ein Herzeleid. Ich wurde Gräfin Rallion, und er nahm sich auch ein Weib. Wir sahen uns nicht, aber wir vergaßen uns auch nicht. Er war Bankier und wurde der finanzielle Rat meines Mannes. Nun sahen wir uns öfter. Die alte Liebe erwachte, aber wir mußten uns fremd bleiben. Eins nur habe ich gerettet außer der Erinnerung – dieses Porträt. Es ist mir mehr wert, als manches Juwel, welches ich besitze. Er starb. Auch mein Mann starb, und ich wurde Witwe. Ich war reich gewesen, aber nicht glücklich; ich blieb reich, aber auch unglücklich. Da begegnete mir ein Nachkomme dieses Mannes, und sofort erwachte das alte Gemüt und das alte Herz, welches ich tot und verknöchert wähnte. Raten Sie, wer der Nachkomme ist.“
    Gebhard sah sich gezwungen, eine kleine Unwahrheit zu sagen.
    „Ich habe keine Ahnung“, antwortete er.
    „Sie sind es, Sie selbst.“
    „Ich?“ fragte er im Ton des höchsten Erstaunens.
    „Ja, Sie! Sie sehen hier das Porträt von Ihrem Großvater, dem Bankier Richemonte, dem Vater Ihrer Mutter.“
    „Ah! Das wäre er? Das wäre er?“ rief er aus.
    Er hatte es vorher geahnt und das Bild doch nur oberflächlich betrachtet, da seine Hauptaufmerksamkeit auf die Gräfin gerichtet war. Jetzt aber trat er mit dem Bild näher zum Licht.
    „Ja, betrachten Sie ihn“, sagte sie. „Er war ein schöner Mann und ist elend zugrundegegangen, wie Sie ja wissen. Ich lernte Sie kennen; ich prüfte Sie und war mit Ihnen zufrieden. Wir hatten die gleichen Liebhabereien und Sympathien. Sie waren es wert, und so beschloß ich, Ihr Glück zu machen.“
    „Mein Glück?“ fragte er, ziemlich betreten.
    „Ja. Oder meinen Sie, daß ich nichts hätte für Sie tun können?“
    „Gnädige Frau, Sie haben bereits genug an mir getan.“
    „Ich hatte noch mehr vor, viel mehr und Besseres. Sie haben es mir aber unmöglich gemacht.“
    „Wieso, Madame?“
    „Durch – ja, durch Ihre so unerwartete Liebe.“
    „Durch meine Liebe, gnädige Frau?“
    „Ja. Ich will aufrichtig sein. Ich wollte Sie verheiraten.“
    Das hatte er nicht erwartet; er war so überrascht, daß ihm wirklich der Mund für einige Augenblicke offenstand.
    „Sie staunen?“ fragte sie. „Es ist dennoch wahr. Sie wissen, daß ich eine Sympathie für weitgereiste Leute hege. Sie gehen nach der Wüste; Sie besitzen Mut und Kenntnisse; Sie werden ein berühmter Mann werden. Das ist es, was mich im stillen entzückte. Wenn Sie als Kapitän wiederkehren, wollte ich Ihnen das Kostbarste geben, was ich

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