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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nichts weiter von Ihnen verlangen und erbitten, als nur dies eine Wort, welches zwischen uns entscheidet. Ich werde meinem Beruf folgen und in die Fremde gehen; ich werde das Andenken an Sie und meine gute Mutter mitnehmen als das Doppelgestirn, zu dem ich voller Dank und Ehrfurcht emporblicke, und dann, wenn ich zurückkehre und Sie die Überzeugung gewonnen haben, daß ich Ihrer würdig bin, dann erst werde ich mir eine süße Gabe von Ihnen erbitten, eine Gabe, welche mir bisher nur von der Mutter wurde – einen Kuß, den ersten Kuß der Liebe.“
    Da plötzlich entzog sie ihm die Hände. Schon glaubte er, sie beleidigt zu haben; aber er sah den eigentümlich seligen Blick, mit welchem sie ihre Augen groß und voll auf sein Antlitz richtete.
    „Dann, nach so langer Zeit erbitten Sie den Kuß?“ fragte sie.
    „Ja“, antwortete er.
    „Und jetzt genügt Ihnen das Wort, daß ich die Ihrige bin?“
    „Genügen? Ida, welch ein Wort! Die Überzeugung, daß Sie mir gehören wollen, wiegt ja alle Schätze der Erde auf.“
    Das vorhin so ängstliche Mädchen war plötzlich ganz anders geworden. Die Liebe ist allmächtig. Ein süßer, unwiderstehlicher Drang trieb Ida, die Arme um den Hals des Geliebten zu legen. Sie schlang sie um seinen Nacken, legte das Köpfchen an seine Brust und flüsterte:
    „Hier hast du diese Schätze, und hier hast du auch den Kuß, nicht nach Jahren, sondern bereits heute!“
    Und ehe er es sich versah, fühlte er ihren warmen Mund auf seinen Lippen.
    Er legte voller Wonne die beiden Arme um sie, erwiderte den Kuß und fragte:
    „Ist es wahr, du Holde, du Reine, du liebst mich wirklich?“
    „Oh, wie sehr, wie innig!“ hauchte sie.
    „Und kennst mich doch erst seit Stunden?“
    „Sagtest du nicht selbst, daß die Liebe so mächtig, so unwiderstehlich – so schnell sei?“
    „Ja, das sagte ich, denn ich hatte es an mir selbst erfahren. Und dir ist es ebenso ergangen?“
    „Ganz so wie dir, Geliebter. Die Sage von den beiden Seelen ist wahr.“
    „Sie ist wahr. Die Seelen haben sich gefunden, und nun sollen sie nicht mehr zwei, sondern eine Seele sein.“
    So standen sie innig aneinandergeschmiegt am Fenster beisammen, bis Kunz von Goldberg und Hedwig herbeitraten. Wie anders war Ida als Hedwig, und doch waren beide Schwestern. Und doch fühlte auch Goldberg sich beglückt. Die letzten Worte der schönen ‚Unbezähmbaren‘ hatten ihm Hoffnung gemacht, daß sein Herzenswunsch sich doch noch erfüllen werde.
    „Ah, Vorstudien!“ sagte er munter.
    „Wieso?“ fragte Gebhard, indem er sich zwang, auf seinem Gesicht nichts von dem Glück, welches ihn beseligte, merken zu lassen.
    „Du stehst mit deiner Dame am Fenster und zählst die Sterne. Das soll in der Wüste noch viel leichter und interessanter sein. Ist nicht der Sirius dort dreimal so groß, als hier bei uns der Mond?“
    „Das glaube ich kaum; aber in meinem ersten Brief, den du erhältst, werde ich dir darüber eine ganz genaue Auskunft erteilen.“
    „Ich hoffe es. Jetzt hätten wir auch keine Zeit zu so himmlischen Betrachtungen, denn da kommt die gnädige Frau zurück.“
    Die Gräfin trat wieder ein, und gleich darauf wurde gemeldet, daß angerichtet sei. Nun während der Tafel erst brachte die Dame des Hauses das Gespräch auf ihr Lieblingsthema, auf das Reisen und die Erforschung fremder Kontinente und Länder. Sie war auf diesem Gebiet außerordentlich belesen und hatte sich geographische Kenntnisse angeeignet, welche man nicht bei einer Dame zu finden gewöhnt ist.
    Gebhard konnte ihr treulichst sekundieren, was sie in ein wahres Entzücken versetzte. Und als er nun gar sich innig vertraut mit den Erlebnissen von Gérard, dem Löwenjäger, zeigte, da hatte er ihre vollständige Zuneigung sich erobert.
    „Sonst sind die Deutschen große geographische Ignoranten“, meinte sie. „Wie kommt es, daß Sie eine so rühmliche Ausnahme machen?“
    Gebhard hütete sich, zu verraten, daß er ihrer Behauptung nicht beipflichte, sondern vollständig anderer Meinung sei. Er antwortete:
    „Ich interessierte mich schon als Knabe für dieses Fach und habe mir wirkliche Mühe gegeben, mir einige Kenntnisse anzueignen.“
    „Einige? Sie sind sogar sehr gut bewandert, und ich glaube, daß selbst ich nicht viel vor Ihnen voraus habe. Ihre Sprachkenntnisse besitze ich nicht. Sagen Sie, ob Sie auch Arabisch verstehen. Sie brauchen doch dasselbe bei Ihrer Reise durch die Wüste.“
    „Ich hatte mich bislang noch nicht mit

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