Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
das ist möglich, vielleicht noch eher möglich, als das andere.“
    Sie schwieg und blickte sinnend zum Fenster hinaus. Noch immer hielt er ihre Hand in der seinigen. Da drehte sie sich rasch herum, gab ihm auch die Linke und sagte, indem sie den Kopf näher zu ihm neigte:
    „Werden Sie mir eine Bitte, eine recht eigentümliche Bitte erfüllen und mir sie auch nicht anders deuten, als sie gemeint wird?“
    Es war ein höchst unangenehmes Gefühl, welches ihn überschlich.
    „Ich glaube, diese Bitte erraten zu können“, sagte er. „Aber leider wird es mir unmöglich sein, sie zu erfüllen.“
    „Nein, Sie erraten sie nicht, und bei nur einigem guten Willen wird es Ihnen gar nicht schwer werden, mir diese Liebe zu erweisen.“
    Liebe – dieses Wort hatte sie ausgesprochen. Es wurde ihm so warm, so weit, so eigentümlich und unbeschreiblich im Herzen.
    „Sie wollen für Ihren Cousin um Schonung bitten?“ fragte er zagend.
    „Nein, o nein! Wie könnte ich dieses tun! Wie könnte ich einen Wunsch aussprechen, mit dessen Erfüllung Ihre Ehre beleidigt würde.“
    „So sprechen Sie, Mademoiselle.“
    „Ja, ich will wagen, zu sprechen. Bitte, handeln Sie in dieser Angelegenheit so, daß das Bild, welches Sie Ihrer Mama von sich zurückgelassen haben, nicht getrübt werde! Das ist meine Bitte. Und nun sagen Sie mir, ob Sie mir zürnen oder ob Sie mir verzeihen können.“
    „Jetzt verstehe ich Sie vollkommen“, antwortete er, und aus seinem halblauten Ton klang es wie Glück und Jubel heraus. „Ich Ihnen zürnen? O nein und tausendmal nein. Ich werde zwar so handeln, wie ich auf alle Fälle gehandelt hätte; aber ich habe von Ihnen ein Geschenk empfangen, so kostbar, so wertvoll, daß ich es gegen Schätze und Reichtümer nicht vertauschen würde.“
    „Ein Geschenk?“ fragte sie ahnungslos.
    „Ja, ein großes, kostbares Geschenk, welches Sie mir freiwillig darbringen, ohne es zu wissen. Mademoiselle, Sie haben mit Ihrer Bitte aufrichtig zu mir gesprochen; darf ich ebenso aufrichtig gegen Sie sein?“
    „Ja, Monsieur, sprechen Sie!“
    Sie nickte ihm dabei so freundlich und aufmunternd zu, daß er Mut faßte.
    „Sie haben das Bild meiner Mutter gesehen“, begann er. „Sie ist ein Engel an Schönheit gewesen, aber auch ein Engel an Reinheit und Herzensgüte.“
    „Ich bin davon überzeugt, Herr von Königsau.“
    „Mein Vater war ein tüchtiger Offizier, offen, bescheiden, dabei kenntnisvoll schneidig und sogar verwegen. Als diese beiden sich zum ersten Mal sahen, fühlten sie sofort, daß sie sich für das Leben angehörten. Glauben Sie, daß die Liebe so stark, so mächtig und – so schnell sein kann?“
    Sie senkte errötend das Köpfchen und antwortete sehr leise:
    „Fast glaube ich es.“
    „Werden Sie auch glauben, daß mein Vater dann beim ersten Beisammensein der Mutter von seiner Liebe gesprochen hat?“
    „Sie sagen es, und da muß es ja wahr sein.“
    „Werden Sie das nicht für eine Verwegenheit von ihm erklären?“
    „Ich habe keinen Maßstab für solche Vorkommnisse, Herr Lieutenant; aber ich denke, wer eine wirkliche und wahre Liebe, die keine Täuschung enthält, im Herzen trägt, der muß auch die Erlaubnis haben, von ihr sprechen zu dürfen.“
    „Sie meinen doch die Erlaubnis, zur Geliebten sprechen zu dürfen?“
    „Ja. Es ist besser, er erfährt gleich in der ersten Stunde, daß seine Liebe erhört werden kann oder eine vergebliche sei, da ihm in dem letzteren Fall wohl noch die Möglichkeit bleibt, sie zu bekämpfen.“
    „Da ist aber vorausgesetzt, daß die geliebte Person auch gleich in der ersten Stunde einen Eindruck empfangen hat, der es ihr möglich macht, über ein so großes Glück oder ein so schweres Weh zu entscheiden.“
    „Ist dies nicht stets der Fall, Monsieur?“ fragte sie.
    Diese Frage brachte einen solchen Sturm von Gefühlen in ihm hervor, daß er eine volle Minute schweigend verharrte, ehe er antwortete:
    „Ich glaube, es ist dies meist der Fall. Und nun will ich Ihnen sagen, daß auch ich die Stimme des Herzens gehört habe, von welcher Sie vorhin sprechen wollten, aber nicht weiter sprachen. Es ist so schnell und unerwartet gekommen; es hat mich überfallen so hell und blendend, wie ein mächtiger, gewaltiger Lichtstrahl, der in die finstere Tiefe dringt, und dann regen sich Millionen und aber Millionen unbekannte Triebe, um hinauszustreben und hinauszuwachsen in das Reich des Lichtes und der Wonne.“
    Er hatte langsam und mit Innigkeit

Weitere Kostenlose Bücher