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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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für sie bestand in seinem vornehmen Rang. Und als er ihr endlich gar das erwähnte Versprechen gab, da war für sie kein anderer Gedanke und keine andere Rücksicht vorhanden, als ihn bei diesem Versprechen festzuhalten. Baronin von Saint-Marie zu werden, welch ein Gedanke! Um ihn zu verwirklichen, wäre sie zu allem fähig gewesen, vielleicht selbst zu einem Verbrechen.
    So streiften sie durch den Wald, zuweilen sich zu einer kurzen Ruhe niedersetzend, um die Süßigkeiten der Liebe gegenseitig auszutauschen. Sie achteten dabei nicht auf die Richtung und den Weg; die Liebe war der einzige Gedanke, den sie hatten.
    Sie saßen jetzt abermals im duftenden Moos, sich liebkosend und von der glänzenden Zukunft sprechend, welche dem armen Hirtenmädchen bevorstand, als plötzlich, gar nicht weit von ihnen, ein lauter Schrei erschallte.
    Sie horchten auf, und Adeline sagte:
    „Mein Gott, das war kein gewöhnlicher Schrei! Es ist –“
    Sie hielt inne und fuhr erschrocken zusammen, denn es erscholl ein Hilferuf, laut und gräßlich, wie ihn nur einer, welcher sich in Todesgefahr befindet, ausstoßen kann.
    „Was geschieht da!“ stieß er hervor. „Mein Vater ist im Wald! Komm!“
    Sie faßte den Baron bei der Hand, um ihn fortzuziehen.
    „Ja“, sagte er. „Es befindet sich jemand in Todesgefahr. Komm! Wir müssen helfen!“
    Er rannte voran, und sie folgte ihm. Die beiden Rufe hatten ihnen die Richtung angegeben. Sie gelangten an eine Stelle, wo der Boden des Waldes sich zu einer Art Schlucht niedersenkte. Da unten war der Schauplatz eines erbitterten Kampfes.
    Zwei Männer hatten einen dritten gepackt; sie strengten sich an, denselben niederzuringen, während er sich mit einem Messer gegen sie wehrte. Nicht weit von ihnen lag ein vierter auf der Erde; er schien tot zu sein. In kurzer Entfernung von der ringenden Gruppe sah man ein breites, frisch gegrabenes Loch, aus welchem die Stiele einer Hacke und einer Schaufel emporragten.
    Die beiden ersteren waren Florian und sein Neffe; der dritte mit dem Messer war Richemonte, und der, welcher mit einer Stichwunde in der Brust an der Erde lag, war kein anderer als Gebhard von Königsau.
    Der Baron sah seinen Verwandten in offenbarer Lebensgefahr. Er wußte zwar nicht, um was es sich handele, aber er fühlte den Drang, Richemonte beizustehen. Er sprang die steile Böschung hinab, ohne von den Ringenden, welche nur mit sich selbst beschäftigt waren, bemerkt zu werden, ergriff die Hacke, holte aus und schlug mit solcher Gewalt auf Florian ein, daß der arme, treue Mensch mit vollständig zerschmettertem Kopf zusammenbrach. Ein zweiter Hieb traf den Verwandten des einstigen Kutschers. Richemonte hielt ihn mit den Armen fest umschlossen.
    „Ah! Du!“ rief er. „Welch ein Glück! Komm, schlage auch den nieder! Ich halte ihn fest!“
    Der junge Mensch konnte sich nicht bewegen. Er sah die Hacke hoch erhoben, stieß einen fürchterlichen Angstschrei aus und lag im nächsten Moment neben seinem ermordeten Oheim.
    Richemonte schnaufte noch vor Anstrengung. Er hatte es mit kräftigen Gegnern zu tun gehabt. Fast atemlos fragte er:
    „Aber wie kommst du hierher?“
    Der Baron stand wie eine Bildsäule vor ihm. Mit noch erhobener Hacke starrte er nach den Leichen der beiden Männer, welche er getötet hatte.
    „Nun?“ drängte Richemonte ungeduldig.
    Da sah ihn der Baron wie abwesend an und antwortete:
    „Was sagtest du?“
    „Ich will wissen, wie du an diesen Ort gekommen bist.“
    „Ich ging spazieren. Aber, mein Gott! Die Hacke ist voller Blut und dein Messer auch.“
    Richemonte blickte es an, verzog den Mund zu einem grimmigen Lächeln und antwortete:
    „Natürlich ist es blutig! Ich habe ja diesen Menschen damit niedergestochen!“
    „Wer ist er? Warum griffen sie dich an?“
    „Sie mich? Pah! Ich war es, welcher angriff!“
    „Du? Warum?“
    Seine Augen zeigten einen eigentümlichen, irren Flimmer, und der Ton seiner Stimme war nicht mehr derjenige eines Menschen, welcher vollständig selbstbewußt redet und handelt. Der Anblick des Blutes hatte die alten Erinnerungen wachgerufen.
    „Du kennst diesen Menschen nicht“, antwortete Richemonte, auf Gebhard deutend. „Er hat mit den beiden anderen hier dieses Loch gegraben. Kannst du dir denken, warum er von Deutschland hierhergekommen ist, um die Hacke in diesen Boden einzuschlagen?“
    „Nein.“
    „So will ich dir sagen, daß hier die Kriegskasse vergraben liegt, welche wir so lange gesucht haben.“
    Da

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