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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Monsieur?“
    „Ich würde nur denken, daß Sie ein sehr verständiges Mädchen sind, Mademoiselle.“
    „Was veranlaßt Sie aber zu dem Wunsch, mich zu begleiten?“
    „Wenn Sie sich das nicht selbst sagen wollen, kann ich es Ihnen auch nicht erklären. Eine schöne Musik hört man gern so lange wie möglich, und ein schönes Gemälde betrachtet man, bis man seine Schönheiten alle aufgefunden und genossen hat. Das Glück, bei einer jungen, hübschen Dame sein zu dürfen, dehnt man aus demselben Grund soweit wie möglich aus. Es wäre ja ganz leicht, daß ich vor Ihnen den Saal verlasse und Sie dann erwarte. Der Abend ist so schön. Wir könnten noch ein wenig promenieren gehen.“
    „Dann würde es klüger sein, daß ich eher gehe und Sie erwarte.“
    „Warum?“
    „Weil es ungebräuchlich ist, daß die Dame den Herrn erwartet. Man wird also nicht so leicht auf den Gedanken kommen, daß ich dies tue, sondern glauben, daß ich nach Hause gegangen bin.“
    „Ah, Sie sind nicht bloß schön, sondern auch klug! Also werde ich Sie begleiten dürfen?“
    „Ich weiß noch nicht. Um dies sagen zu können, müßte auch ich Ihnen eine Frage vorlegen dürfen.“
    „So fragen Sie.“
    „Aber diese Frage wird Sie vielleicht verletzen.“
    „Aus Ihrem Mund verletzt sie mich nicht.“
    „Nun wohlan! Sie sind verheiratet?“
    Er hatte gewußt, daß es diese Frage sei, und doch wußte er nicht sofort, was er antworten solle; erst nach einer kleinen Pause erklärte er ihr:
    „Nein. Ich war es, aber meine Frau ist gestorben.“
    „So sind Sie Witwer?“
    „Ja.“
    „In diesem Fall ist es mir erlaubt, Ihre Begleitung anzunehmen. Wenn Sie nach mir den Saal verlassen, so gehen Sie rechter Hand aus dem Dorf hinaus. Es sind nur zwei Minuten bis zum letzten Haus, dort werde ich Sie erwarten.“
    Er nickte ihr dankbar zu. Er hätte ihr gern die Hand dafür gedrückt, oder ihr einen Kuß dafür gegeben; aber das erstere wäre aufgefallen, und das letztere war ganz unmöglich.
    Sie blieben für den Abend miteinander an dem Tisch beisammen. Er tanzte noch öfters mit ihr, und so fiel es gar nicht auf, daß sie an seinem Mahl teilnehmen durfte. Höchstens fühlte man Mißgunst anstatt Mißtrauen. Und als sie endlich Abschied nahm und von ihm höflich entlassen wurde, war allen Hintergedanken die Möglichkeit abgeschnitten.
    Er wartete noch einige Minuten und ging dann auch. Er suchte seinen Diener auf und befahl ihm, da er noch ein wenig frische Luft schöpfen wolle, dafür zu sorgen, daß er bei seiner Rückkehr die Tür noch offen finde. Dann verließ er das Haus.
    Rallion fand die reizende Adeline an dem angegebenen Ort seiner wartend. Sie weigerte sich nicht, ihm ihren Arm zu geben, und dann spazierten sie miteinander unter den Bäumen dahin, welche die nach Mézières führende Landstraße zu beiden Seiten einfaßte.
    Sie sprachen über nichts und vieles. Bei einem solchen Beisammensein gewinnt ja das Nichtssagendste eine Bedeutung. Er hatte bald den Arm um ihre Taille gelegt, was sie ihm nicht verwehrte, und als er endlich versuchte, ihr einen Kuß zu geben, fand er nur einen Widerstand, der nicht schwer zu besiegen war.
    Doch machte Adeline ganz und gar nicht den Eindruck auf ihn, als ob sie gegen einen jeden anderen in gleicher Weise sich verhalten hätte.
    Auf dem Rückweg war ihre Umschlingung schon weit inniger geworden, und sie blieben von Zeit zu Zeit stehen, um ihre Lippen zu einem Kuß zu vereinigen. Als dann das Dorf wieder vor ihnen lag, sagte er im Ton des Bedauerns:
    „Wie schnell ist diese Stunde vergangen! Ich wünsche sehr, Sie näher kennenzulernen.“
    „Ist das etwas so Schweres?“ fragte sie.
    „Gut. Ich werde morgen noch hier bleiben.“
    „Werden Sie die Zustimmung Ihres Gefährten erlangen?“
    „Er wird zustimmen müssen. Aber wird es uns auch möglich sein, uns zu treffen und zu sprechen?“
    „Ja, wenn Sie es wünschen.“
    „Ich wünsche es sogar sehr. Bitte, geben Sie Zeit und Ort an.“
    Sie blieb stehen und deutete nach rechts hinüber.
    „Sehen Sie im Mondenschein dort die Waldecke?“ fragte sie.
    „Ja.“
    „Am Tag werden Sie eine hohe Eiche bemerken, welche dort steht. An dieser Eiche treffen Sie mich Mittag Punkt ein Uhr. Ich gehe Pflanzen sammeln.“
    „Ah! Köstlicher Gedanke! Ich werde Ihnen helfen!“
    „Wir werden fleißig sein. Jetzt gute Nacht, Monsieur.“
    „Gute Nacht.“ – – –
    Während seiner Abwesenheit hatte sich etwas nicht Unwichtiges ereignet oder

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