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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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entwickelt, welche ihn in Bestürzung versetzte. Sie mußte sich im Besitz einer Tatsache befinden, welche ihr Grund gab, sich nicht vor ihm zu fürchten. Er trat zu ihrem Vater und fragte!
    „Sie waren auch mit dem Baron im Wald?“
    „Das geht Sie nichts an!“ brummte der Schäfer, welcher nicht wußte, ob er mit Ja oder Nein antworten solle. „Wir haben gesehen, daß Sie diese drei Männer ermordeten. Das Weitere wird sich finden.“
    „Ah! Sie wollen den Inhalt der Kasse wohl mit uns teilen?“
    „Was wir wollen, geht Sie jetzt noch nichts an! Sehen Sie zunächst zu, ob die Kasse wirklich zu finden ist.“
    Der Kapitän zog die Lippe empor und entblößte seine langen, gelben Zähne. Er hätte den Schäfer und dessen Tochter am liebsten erstochen, fürchtete sich aber vor dem Messer des ersteren und wollte auch erst abwarten, was die beiden Personen gegen ihn unternehmen würden. Darum beschloß er, ihre Gegenwart zunächst zu ignorieren und den Baron bei seiner Arbeit zu unterstützen. Er stieg in die Grube und nahm die Schaufel in die Hand.
    Der Baron arbeitete, ohne sich um irgendwen zu kümmern, wie ein Wahnsinniger, der er in diesem Augenblick auch wirklich war. Das Loch wurde zusehends breiter und tiefer, aber es zeigte sich keine Spur eines Kastens oder sonstigen Gefäßes.
    Der Schäfer stand mit seiner Tochter am Rand der Grube. Es war ihm, als ob er träume. Seine Tochter wollte eine Baronin werden; man wollte hier eine Kriegskasse ausgraben. Beides war ja unglaublich! So verging eine halbe Stunde nach der anderen, ohne daß man etwas fand. Da sprang der Kapitän aus der Grube und rief:
    „Nichts liegt da, gar nichts! Dieser Kerl, dieser Königsau, muß sich geirrt haben! Er hatte einen Zettel, einen Plan, nach dem er sich richtete. Wo muß er ihn haben? Wo ist dieses Papier hingekommen?“
    Er suchte überall, ohne das Gesuchte zu finden. Da meinte die Schäferstochter, welche eine Sicherheit entwickelte, als ob sie in alle Verhältnisse eingeweiht sei:
    „Hat er ihn vielleicht eingesteckt? Vater, suche den Toten dort einmal aus!“
    Der Zettel war allerdings jetzt unmöglich zu finden. Er war, als Königsau von dem Kapitän rücklings überfallen wurde, und den Messerstich erhielt, zur Erde gefallen. Während des nachfolgenden Ringens hatten die drei Männer ihn in das aus der Grube aufgeworfene Land so tief hineingetreten, daß er nicht mehr zu sehen war, und Richemonte hatte dann so viel Erde darauf geschaufelt, daß alles Nachsuchen vergeblich sein mußte.
    Während der alte Schäfer in die Taschen Gebhards griff und denselben hin und her wendete, begann aus der Wunde, welche nicht mehr geblutet hatte, das Blut von neuem zu fließen. Zu gleicher Zeit bewegte der Totscheinende die Arme.
    „Herrgott! Er lebt noch!“ rief der Schäfer.
    „Wirklich? Ist es wahr?“ fragte Richemonte, indem er schnell hinzutrat.
    „Ja, er bewegt die Arme. Ich werde ihn untersuchen.“
    Der Mann mochte einige chirurgische Kenntnisse besitzen. Er unterwarf den Deutschen einer eingehenden, möglichst genauen Untersuchung und meinte dann:
    „Er lebt wirklich! Er ist nicht tot.“
    „Wird er wieder zum Bewußtsein kommen?“ fragte Richemonte.
    „Gleich wohl nicht. Die Verwundung ist eine schwere, eine lebensgefährliche. Er könnte bei guter Pflege wohl noch gerettet werden. Aber ehe er zum Bewußtsein gelangen könnte, wird ihn das Wundfieber gepackt haben.“
    „Verdammt! Wir haben ihn in unserer Gewalt. Wir könnten ihn zwingen, uns das Geheimnis mitzuteilen. Wenn er stirbt, geht es verloren; wenn er aber leben bleibt, so wird er uns gefährlich!“
    Er strich sich nachdenklich die Spitzen seines Bartes; dann wendete er sich mit einer raschen Bewegung an das Mädchen!
    „Mademoiselle, haben Sie gelernt, zu schweigen?“
    „Ja“, antwortete sie.
    „Kann man sich auch auf Ihren Vater verlassen?“
    „Geradeso, wie auf mich selbst.“
    „Und würden Sie beide schweigen, wenn ich Ihnen verspreche, daß, falls wir die Kasse noch finden, Sie einen Teil der darin befindlichen Summe erhalten sollen?“
    „Ja“, antwortete sie nachdenklich. „Ich setze aber voraus, daß dieser Teil ein nicht zu armseliger ist. Wieviel geben Sie?“
    „Den zehnten Teil.“
    „Das ist genug. Wir werden also schweigen.“
    Es war eigentümlich, die Gesichter der beiden jetzt zu beobachten. Der Kapitän machte das Gesicht eines Fuchses, welcher mit der Henne einen ewigen Frieden schließt, um sie desto eher verspeisen zu

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