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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mitteilungen gemacht, welche von ungeheurer Wichtigkeit für sie waren, wie ihre verstohlenen Blicke zeigten, welche sie von Zeit zu Zeit triumphierend auf Kapitän Richemonte richtete.
    Endlich brach der Abend herein, und nun wurde der Verwundete auf eine bis dahin improvisierte Tragbahre gelegt und von Richemonte und dem Schäfer nach dem Häuschen des letzteren getragen. Der Baron und Adeline folgten Arm in Arm, als ob es sich ganz von selbst verstehe, daß sie so innig zusammen gehörten.
    Was an diesem Abend in der Hütte des Schäfers noch geschah und verhandelt wurde, das deckte der Schleier des Geheimnisses. Der Knecht aus Jeannette wunderte sich nicht wenig, daß seine beiden Herren so spät nach dem Gasthof zurückkehrten. Geradezu bestürzt aber war er über den aufgeregten Zustand des Barons, welcher fast an Raserei grenzte.
    Das, was Saint-Marie laut schrie und erzählte, war geradezu gefährlich. Der Kapitän mußte ihn mit Hilfe des Dieners binden und knebeln. Unter diesen Umständen war von einem Hierbleiben keine Rede. Es wurde ein Wagen zur Stelle geschafft; man lud den Baron auf und verließ noch während der Nacht den so verhängnisvollen Ort.
    Das Ende der Reise, deren Erfolg erst ein so vorteilhafter gewesen war, zeigte sich als dem gerade entgegengesetzt. Der Baron war kaum zu bändigen. Er sah nur die Geister erschlagener Menschen und tief geöffnete Gruben mit Kriegskassen. Er bildete sich ein, während jeder Schlacht, bei Austerlitz, Magenta, Solferino und vielen anderen, Kriegskassen gestohlen zu haben. Er schrie einmal nach Liama und das andere Mal nach Adeline, um bei ihnen Rettung zu suchen vor den Gestalten, welche ihn verfolgten.
    Die Ärzte, welche zu Rate gezogen wurden, rieten zu einer dauernden Ortsveränderung, und da sich gerade Gelegenheit bot, Jeannette mit einer anderen Besitzung zu vertauschen, so ging der Kapitän auf diesen Handel ein. Er war im Grunde genommen ganz froh, von Jeannette fortzukommen, denn mit diesem Ort waren zu unangenehme Erinnerungen für ihn verknüpft, und außerdem hatte er die Erfahrung gemacht, daß die Bewohner desselben mehr von seinen Verhältnissen erfahren hatten, als ihm lieb und angenehm sein konnte.
    Der Ort, nach welchem er übersiedelte, war Ortry. Er hatte nur erst kurze Zeit da gewohnt, als ihm gemeldet wurde, daß eine junge Dame angekommen sei, welche ihn zu sprechen wünsche. Er staunte nicht wenig, in dieser Dame Adeline, die Schäferstochter zu erkennen. Sie war ganz wie eine Dame von Stand gekleidet. Jedenfalls hatte sie dazu einen Teil der Summe verwendet, welche der Kapitän ihrem Vater zurückgelassen hatte, um die zur Pflege Gebhards nötigen Ausgaben zu bestreiten.
    „Bringen Sie mir gute Nachricht?“ fragte er sie.
    „Ja“, lautete die Antwort. „Der Verwundete ist soweit hergestellt, daß für sein Leben nichts mehr zu befürchten ist.“
    „Haben Sie über die Kriegskasse mit ihm gesprochen?“
    „Ja. Er verweigert jede Auskunft.“
    „Mir wird er sie nicht verweigern. Ich werde ihn zum Reden zu zwingen wissen! Noch heute fahren wir ab. Ich werde sogleich meine Reisevorkehrungen treffen.“
    „Sie meinen, daß ich mit Ihnen fahren soll?“
    „Natürlich!“
    „Kann ich nicht vorher den Herrn Baron sehen?“
    „Wozu?“
    „Nun, es versteht sich ja ganz von selbst, daß ich gern sehen möchte, wie er sich befindet.“
    „Das muß Ihnen gleichgültig sein. Sie scheinen zu vergessen, daß er sich nur in einem Anfall seiner Krankheit auf einige Augenblicke mit Ihnen beschäftigt hat. Zwischen einem Baron und einer Schäferstochter aber ist eine so große Kluft, daß Sie sich um das Befinden meines Sohnes gar nicht zu kümmern haben.“
    Da stand sie von dem Stuhl auf, auf welchem sie Platz genommen hatte. Indem ihre Augen zornig aufblitzten, antwortete sie:
    „Sie irren sich, Herr Kapitän! Der Unterschied zwischen einer ehrlichen Schäferstochter und Mördern, Dieben und gewesenen Spionen ist nicht so groß, wie Sie ihn hinstellen.“
    Er machte eine Bewegung des zornigsten Erstaunens und rief:
    „Wie meinen Sie das? Was wollen Sie damit sagen?“
    „Ich will damit sagen, daß der Herr Baron mir alles erzählt hat. Während Sie die Grube zuwarfen, habe ich Ihre ganze Biographie von ihm erhalten. Ich weiß alles, alles, was Sie getan und verbrochen haben; ich stehe Ihnen mehr als ebenbürtig gegenüber und werde Ihnen beweisen, daß es ein großer Fehler ist, mich zu verachten, weil ich die Tochter eines

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