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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht auf denselben einging! Mit diesem sogenannten Lenker des preußischen Staatswesens war eben ganz und gar nicht anständig zu verkehren!
    Nun knüpfte Napoleon mit Wien ganz ähnliche Unterhandlungen an. Österreich ging darauf ein, Venetien abzutreten und dafür preußisch Schlesien zu erhalten. Zu gleicher Zeit erklärte der Kaiser den Franzosen, daß den deutschen Mittel- und Kleinstaaten mehr Selbständigkeit zu gewähren sei. Damit hatte er dem ‚ungeschickten‘ Bismarck den Rache- und Fehdehandschuh hingeworfen. Der ungelenke Deutsche bückte sich gleichmütig und hob ihn auf.
    Napoleon hatte einen österreichischen Erzherzog in das Verderben und den Tod getrieben; jetzt trieb er das Vaterland des armen Max von Mexiko in das Unglück.
    Preußen marschierte. Die Namen seiner Feldherren waren fast unbekannt; Österreich konnte ihm berühmte Männer entgegenstellen. In Paris spekulierte man auf eine rasche Niederwerfung Preußens oder, was man noch lieber sah, auf ein langwieriges, wechselvolles Ringen der beiden Gegner. Ein solches hätte Frankreich Gelegenheit zu hundert günstigen Schachzügen gegeben. Es kam anders. Preußen siegte; es warf seinen Gegner, der leider sein Bruder war, mit ungeahnter Schnelligkeit darnieder; dasselbe geschah mit den anderen deutschen Staaten.
    Auch jetzt noch unterschätzte Napoleon die Kräfte des Siegers. Er verlangte durch den Gesandten Benedetti die Grenze vom Jahre 1814. Dadurch wären Rheinbayern und Rheinhessen nebst Mainz an Frankreich gekommen. Außerdem sollte Preußen auf das Besatzungsrecht in Luxemburg verzichten. Im Weigerungsfall drohte der Kaiser mit Krieg gegen Preußen.
    Bismarck schloß, ohne Frankreich zu fragen, Frieden mit Österreich und antwortete dem Kaiser kurz entschlossen:
    „Gut, so machen Sie Krieg! Bekommen werden Sie nichts!“
    Nur auf Zuraten anderer nahm Napoleon seine Kriegsandrohung zurück, wendete sich aber, um auch diese Schlappe zu verbergen, wegen Ankaufs von Luxemburg an den König von Holland. Er wollte den Franzosen auf alle Fälle eine Gebietserweiterung bringen. Der König von Holland war nicht abgeneigt; aber Bismarck erfuhr davon und erklärte öffentlich, daß er seine Einwilligung versage. Zugleich machte er die Bündnisverträge bekannt, welche er mit den süddeutschen Staaten abgeschlossen hatte, und so sah Napoleon sich abermals durch den Deutschen zurückgewiesen und besiegt.
    Diese wiederholten Niederlagen Napoleons gegen Bismarck wirkten sehr verhängnisvoll auf die inneren Verhältnisse Frankreichs zurück. Der Kaiserthron verlor immer mehr und mehr von seinem Glanz. Die Parteien begannen, an demselben zu rütteln. Man verlangte Rache an Deutschland, und die Kaiserin Eugénie tat alles, um den Kaiser zu einem Krieg zu bestimmen. Napoleon hörte nicht auf, Preußen durch Anerbietungen auf Kosten Deutschlands und Belgiens in Versuchung zu führen, mußte aber einsehen, daß alle diese Anträge an der eisernen Stirn Bismarcks abprallten. So wurde denn der Krieg beschlossen und die Vorbereitungen dazu heimlich begonnen. Napoleon sah ein, daß sein bereits wankender Thron stürzen werde, wenn es ihm nicht gelinge, Deutschland in den Staub zu treten. Er erklärte, um seine Absicht zu verbergen, daß die Aufrechterhaltung des Friedens zu keiner Zeit gesicherter gewesen sei als eben jetzt; aber Bismarck war nicht der Mann, sich durch eine so grobe List täuschen zu lassen.
    Dieser große Staatsmann war überzeugt, daß Frankreich nach einer Ursache suche, um den Krieg erklären zu können, und daß es schließlich den ersten besten Vorwand dazu vom Zaun brechen werde.
    Napoleon überschätzte die Vorteile der französischen Heeresverfassung. Er hatte bei General Leboeuf, dem Kriegsminister, angefragt und von diesem die Antwort erhalten: „Nous sommes archiprêts“. Das heißt zu deutsch: „Wir sind erzbereit“, also im höchsten Grad bereit. Auch das hatte Bismarck erfahren, und es läßt sich denken, daß er seine Maßregeln danach ergriff.
    In jener Zeit lag in einer der engen Nebengassen, welche die Rue des Poissonniers mit der Chaussee de Clignancourt verbinden, eine jener unheimlichen Tavernen, deren Existenz nur darum von der Polizei geduldet wird, weil sie als Mausefallen benutzt werden. Solche Kneipen bleiben lange Zeit scheinbar unbeobachtet und unbeaufsichtigt; aber dann stellen sich plötzlich eines schönen Abends die Sicherheitsbeamten ganz unvermutet ein, um meist einen reichen Fang zu machen.
    Der Wirt

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