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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Augenblick. Soviel kann der Fuhrmann schon noch warten.“
    Sie ging.
    „Sackerment, jetzt wird sie mir den Alten auf den Hals schicken“, brummte Schneffke. „Na, mir auch recht! Es ist ganz in der Ordnung, auch mit dem Vater zu sprechen, nachdem man mit der Tochter und der Mutter gesprochen hat.“
    Er mußte ein Weilchen warten; dann trat – Marie ein. Das war eine frohe Überraschung.
    „Marie!“ rief er. „Mutter hat also bedeutend mehr Verstand als dieser Lakai, mit dem ich noch einige Worte im Vertrauen sprechen möchte.“
    „Zweifelst du daran?“
    „Nein, nachdem, was ich mit ihr gesprochen habe. Sie hat dich geschickt?“
    „Ja; aber so schnell willst du fort?“
    „Ja. Draußen warten bereits die Pferde.“
    „Aber du wirst schreiben?“
    Da zog er sie an sich und fragte:
    „An wen, mein Engel? An den Vater?“
    „Doch wohl auch an mich?“
    „Ja, wenn ich gewiß wüßte, daß du meine Zeilen auch lesen wirst.“
    „Gern, herzlich gern. Ich werde täglich einen Brief erwarten.“
    „Kind, das ist zuviel verlangt. Sagen wir monatlich!“
    „Das ist zuwenig.“
    „Wöchentlich?“
    „Das mag eher gehen.“
    „Und du antwortest mir auch?“
    „Ja, obgleich ich diese Art von Briefen noch nicht geschrieben habe.“
    „Oh, das lernt sich leicht. Übrigens will ich dir einen kleinen Fingerzeig geben: Du schickst mir allemal einen tüchtigen Kuß mit.“
    „Wie macht man das?“
    „Man macht mit der Feder einen Kreis auf das Papier, gerade so groß, daß man die Lippen, wenn man sie spitzt, hineinbringt. Dann schreibt man in diesen Kreis das Wort ‚ein Kuß‘, und wenn es trocken geworden ist, setzt man den Kuß auch wirklich hinein.“
    „Bleibt er drin?“
    „Wenn das Kuvert gut ist, ja.“
    „Und was wird dann später mit ihm?“
    „Ich nehme mir ihn weg.“
    „Womit? Mit den Fingern?“
    „Nein, sondern mit der Beißzange, du kleiner, lieber Spaßvogel du!“
    „Glaubst du, daß meine Küsse aus einem so harten, festen Material bestehen?“
    „Das wollen wir sogleich einmal probieren.“
    Und sie probierten solange, bis draußen der Fuhrmann durch ein lautes Peitschenknallen seine Ungeduld zu erkennen gab.
    „Hörst du“, meinte der Maler. „Dieser Mensch ist ganz sicher höchst unglücklich verheiratet, sonst würde er uns diese paar Minuten gönnen. Also, lebe wohl, mein Leben.“
    „Lebe wohl und – bleibe mir treu.“
    Eine Minute später rollte der Wagen mit dem glücklichen Hieronymus von dannen. – – –
    Charles Berteu hatte sich während des ganzen Tages nicht zu Hause sehen lassen. Erst am Spätnachmittage kehrte er zurück. Seine Mutter kam ihm ängstlich entgegen.
    „Wo bleibst du solange?“ fragte sie. „Ich habe mit größter Ungeduld auf dich gewartet.“
    „Warum?“ antwortete er rasch.
    „Das weißt du noch nicht?“
    „Was soll ich wissen? Ich hatte in der Pulvermühle zu tun. Da war ich bis jetzt.“
    „Ohne es mir zu sagen. Hätte ich es gewußt, so konnte ich zu dir schicken, um dich holen zu lassen.“
    „War es so notwendig?“
    „Hast du denn nicht gesehen, daß sämtliche Vorhänge des Schlosses emporgezogen sind?“
    „Die Rouleaux? Das habe ich gesehen. Jedenfalls stäubt man die Zimmer aus.“
    „Nein. Der General ist angekommen.“
    Er stand starr.
    „Der General?“ fragte er. „Allein?“
    „Nein, sondern mit dem Fräulein und sämtlicher Dienerschaft.“
    „So bleibt er hier?“
    „Wie es scheint.“
    „Alle Teufel! Sein Kommen war, da der Vater gestorben ist, zu erwarten; aber so bald!“
    „Er hat nach dir geschickt.“
    „Auch das noch.“
    „Du sollst die Bücher mitbringen und das Verzeichnis der Vorräte. Er will abschließen.“
    „Himmeldonnerwetter! Da geht es dem Vater noch im Grabe schlecht.“
    „Er ist zu unvorsichtig gewesen. Er konnte und mußte es viel klüger anfangen. Jetzt geht es auch uns an den Kragen.“
    „Uns? Uns kann kein Mensch etwas tun.“
    „Aber die Stelle.“
    „Die wäre ja auf alle Fälle verloren gewesen. Oder glaubst du etwa, daß der General mich als Verwalter angestellt hätte?“
    „Nein. Aber jetzt sei nun aufrichtig! Haben wir etwas beiseite gebracht?“
    „Nein. Es ist alles verbraucht worden.“
    „Dummkopf!“
    „Wer? Ich?“
    „Nein, der Tote.“
    „Ach so! Na, fort müssen wir auf alle Fälle. Jetzt werde ich mich dieser Nanon versichern. Ich denke, daß uns dann geholfen ist.“
    „Die bekommst du nicht.“
    „Pah! Es gibt ein Mittel. Ich kenne einen

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