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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich hin. „Sie wird meine Frau, und da ist es gut, wenn sie schon beizeiten gehörigen Respekt bekommt!“
    Die Equipage hielt. Zwei Diener sprangen ab und öffneten. Ein alter Herr stieg aus.
    „Jedenfalls der General selbst“, sagte der Maler. „Ein prächtiger Greis! Schön, stolz, mild, prachtvolle militärische Haltung.“
    Nach ihm stieg seine Enkelin, Ella von Latreau, aus.
    „Himmelelement!“ sagte der Maler drin am Fenster. „Ein Engel! Eine Houri aus Mohameds Himmel! Eine Kleopatra! Wer da noch?“
    Die jetzt ausstieg, war – Alice, die Schwester des Sekretärs des Grafen von Rallion, die Geliebte des Telegrafisten Martin Tannert. Man wird sich erinnern, daß Ella von Latreau versprochen hatte, sie unter ihren Schutz zu nehmen.
    „Ein allerliebstes Kind!“ sagte der Maler. „Hübsch, kräftig, doch mild und lieblich wie Brustkanaster, Mittelsorte.“
    Aus den anderen Wagen stieg das Dienstpersonal.
    An dem Tor stand der Schließer mit Frau und Tochter, um den Herrn zu bewillkommnen. Sie küßten ihm und Ella die Hände und führten sie hinauf in den Salon. Die Herrschaft war beliebt und verdiente es.
    Es dauerte einige Zeit, bis man so leidlich in Ordnung war. Dann zog Ella sich mit Alice in ihren Gemächern zurück und ließ dem Großpapa Zeit, an die Geschäfte zu denken.
    Hieronymus Aurelius Schneffke hatte mit seinem Scharfblick erkannt, daß nicht alle Kutschen dem Grafen gehören würden. Er ging daher hinaus und machte sich an einen der Wagenführer.
    „Sind Sie im Dienst des Generals?“ fragte er.
    „Nein, Monsieur.“
    „Woher sonst?“
    „Aus Metz.“
    „Ah, der Graf ist in Metz ausgestiegen, nämlich aus der Bahn, und hat Sie für den Weg nach hier gemietet?“
    „Ja, so ist es!“
    „Wann kehren Sie zurück?“
    „Noch heute, nachdem ich in Etain gefüttert und den Pferden einige Ruhe gegönnt habe.“
    „Wollen Sie mich mit nach Metz nehmen?“
    „Gern. Dann bitte ich aber, Ihre Angelegenheiten zu beschleunigen. In einer halben Stunde geht es fort.“
    Der Maler besprach noch den Lohn und eilte dann nach seiner Wohnung im Verwalterhaus. Er hatte dort nur Kleinigkeiten, welche er zu sich stecken konnte. Er nahm sich gar nicht die Mühe, Abschied zu nehmen oder ein Wort über seine Absicht fallen zu lassen. Es war ihm sogar lieb, wenn Berteu heute noch nicht erfuhr, daß er fort sei.
    Dann kehrte er nach dem Schloß zurück, wo er seine Mappe und den Feldstuhl gelassen hatte. Beides wurde in den Wagen getan, und dann wollte er sich verabschieden. Aber von wem? Kein Mensch war in der Stube. Der Schließer befand sich beim Grafen, und seine Frau und Tochter waren bei dessen Enkelin. Er machte es wie stets: Er tat ganz das, was ihm in den Sinn kam. Er stieg die Treppe empor. Droben stand ein Livreediener.
    „Wer sind sie?“ fragte dieser.
    „Künstler. Ich suche Monsieur Melac.“
    „Der ist nicht zu sprechen. Befindet sich bei Exzellenz.“
    „Madame Melac?“
    „Beim gnädigen Fräulein.“
    „Mademoiselle Melac?“
    „Auch beim gnädigen Fräulein.“
    „Donnerwetter! Ich habe keine Zeit! Ich muß Abschied nehmen. Der Kutscher wartet nicht.“
    Der Diener musterte ihn und sagte dann lächelnd:
    „Monsieur, ist es wirklich so eilig?“
    „Sehr.“
    „Herr Melac kann nicht, Frau Melac wohl auch nicht. Genügt es Ihnen vielleicht, wenn ich Ihnen Fräulein Melac sende?“
    „Ja, ja; das genügt vollständig!“ beeilte sich Hieronymus zu antworten.
    „Wohin soll ich sie Ihnen senden?“
    „Hinunter in die Wohnung.“
    „Schön! Verlassen Sie sich darauf, daß es gleich besorgt wird!“
    Der Maler begab sich hinunter nach der Wohnung des Beschließers, und der Diener ging in das Vorzimmer des Fräuleins. Dort war eine Zofe beschäftigt, Servietten zu legen.
    „Wer ist bei der gnädigen Komtesse?“ fragte er.
    „Madame und Mademoiselle Melac.“
    „Kann ich Madame einmal haben?“
    Die Zofe ging hinein und brachte Frau Melac heraus.
    „Madame, es war ein Herr hier, welcher Sie sehr notwendig zu sprechen hat“, meldete der Diener.
    „Mich?“
    „Ja. Wenigstens glaube ich richtig verstanden zu haben.“
    „Wer war es?“
    „Er nannte sich einen Künstler.“
    „Ah, ein kleiner, wohlbeleibter Herr?“
    „Ja, ja, das war er.“
    „Wo ist er?“
    „In Ihrer Wohnung.“
    Sie ging hinab, und der Diener entfernte sich, ein lustiges Lächeln auf seinen Lippen.
    Herr Hieronymus Aurelius Schneffke stand unten vor dem Spiegel und betrachtete sein dickes

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