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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehabt. Das tut wohl, wenn man ein Fremdling ist allüberall.“
    Das klang so traurig, und sein Auge nahm dabei einen so trüben Ausdruck an. Sie fühlte, daß dieser Mann sehr viel gelitten haben müsse.
    „Sollte Ihnen die Heimat verlorengegangen sein, Monsieur?“ fragte sie.
    „Leider! Die Heimat und die Familie.“
    „Dann beklage ich Sie! Wer dies beides missen muß, dem ist das Edelste und Beste versagt. Doch kann man Verlorenes ja wiederfinden und Eingestürztes von neuem errichten!“
    „Wer baut gern auf Trümmern! Ein Glück ist da nicht mehr zu erwarten.“
    Er wendete sich halb ab und richtete den Blick auf das Fenster. So konnte sie sein Profil bewundern. Was war es doch, das an diesem Mann einen solchen Eindruck auf sie machte? Sie bemerkte, daß auch Madelon den Blick kaum von ihm wandte.
    Sie spielte mit seiner Karte; dabei entglitt dieselbe ihrer Hand, ohne daß er es bemerkte. Fritz sah es und bückte sich rasch, um sie diensteifrig aufzuheben. Dabei fiel sein Auge auf den Namen. Er machte eine Bewegung der Verwunderung und gab die Karte dann zurück. Der Fremde war nun doch aufmerksam geworden; er bemerkte den Blick, welchen Fritz auf ihn warf, und zuckte, aber kaum bemerkbar, die Achsel. Das konnte der ehrliche Wachtmeister nicht auf sich sitzen lassen.
    „Entschuldigung!“ sagte er. „Ist das Ihre Karte, Monsieur?“
    „Wessen sonst?“ antwortete der Gefragte rauh.
    „Sie heißen wirklich Deep-hill?“
    „Ja.“
    „Sie kommen aus New Orleans?“
    „Ja. Aber was berechtigt Sie zu diesen Fragen, nachdem wir uns bereits zur Übergenüge ausgesprochen haben?“
    „Sie werden mir schon erlauben müssen, mich für Sie zu interessieren!“
    „Ich kann Sie nicht hindern, aber verbieten kann ich es Ihnen, mir dieses Interesse zu zeigen.“
    „Verbieten können Sie es; ich werde mich aber nach diesem Wunsch ganz und gar nicht richten.“
    „Monsieur!“
    „Pah! Geraten wir nicht wieder aneinander! Ich habe Sie gesucht, und jedenfalls ist es ein Glück für Sie, daß ich Sie gefunden habe.“
    Der Amerikaner konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
    „Ein Glück für mich, daß ich Sie treffe?“
    „Allerdings.“
    „Das ist ja interessant! Sie haben meine Karte gelesen. Darf ich wissen, wer Sie sind, Monsieur!“
    „Eine Karte kann ich Ihnen nicht geben. Mein Stand rechnet solche Dinge zu den Luxussachen; aber sagen kann ich Ihnen, daß ich als Pflanzensammler bei Doktor Bertrand in Thionville engagiert bin.“
    Das Erstaunen des Fremden verdoppelte sich. Sein südliches Wesen, welches gewohnt war, sich rücksichtslos ganz so zu geben, wie es war, konnte auch hier nicht widerstehen.
    „Glückliches Land, wo die Kräutersammler erster und zweiter Klasse fahren können und dürfen“, sagte er.
    „Das gebe ich zu. In anderen Ländern fahren flüchtige Bankdirektoren und ruinierte Ölprinzen erster Klasse, Monsieur. Übrigens ist zwischen einem Pflanzensammler und einem Dollarsammler kein gar so großer Unterschied. Es muß eben jeder Mensch das Recht haben, seine eigenen Liebhabereien denjenigen anderer Leute vorzuziehen. Meine Passion ist nun einmal das Pflanzensuchen, und das ist ein großes Glück für Sie.“
    „Aber Sie glauben wohl, daß ich das nicht begreife?“
    „Ich glaube es und fordere daraus für mich das Recht und die Pflicht, mich Ihnen zu erklären. Nicht wahr, Sie werden in Ortry von dem Kapitän Richemonte erwartet, und Sie kommen im Interesse Frankreichs?“
    „Monsieur, eine solche Frage darf ich Ihnen nicht gestatten, zumal sie kein guter Franzose zu sein scheinen.“
    „Ich sympathisiere mit allen braven Franzosen, mein Herr! Sie tragen Millionen bei sich?“
    Der Amerikaner fuhr überrascht zurück.
    „Wer sagt das?“ fragte er.
    „Ich weiß es. Wollen Sie es bestreiten?“
    „Ich kann es zugeben und dennoch bestreiten. Warum beschäftigen Sie sich mit dieser Tatsache?“
    „Weil dieselbe für Sie verhängnisvoll werden kann; denn sie kann Ihnen das Leben kosten.“
    „Herr, Sie scherzen!“
    „Ich spreche im vollsten Ernst.“
    „Wie kommen Sie zu Ihrer Behauptung?“
    „Ich weiß ganz genau, daß man Sie töten will, um Ihnen Ihr Geld abzunehmen.“
    „Ah! Das sollte einem doch schwer werden.“
    „Auch zweien oder dreien?“
    „Ich bin bewaffnet!“
    „Was hilft Ihnen ein Revolver gegen die List und bei einem plötzlichen, unerwarteten Überfall?“
    „Das ist wahr. Aber wer ist es, der mich töten will?“
    „Vielleicht könnte ich Ihnen

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