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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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antworten, aber ich ziehe es vor, Tatsachen sprechen zu lassen. Ich glaube nicht, daß Sie Ortry lebendig erreichen würden, wenn ich Sie nicht getroffen hätte. Ich bin Ihnen ja entgegengereist, um Sie zu treffen und zu warnen.“
    Die beiden Damen wußten nicht, was sie dazu sagen sollten. Sie schwiegen. Der Amerikaner wurde bedenklicher und sagte:
    „Aber wie haben Sie von dem Anschlag erfahren?“
    „Ich befand mich gestern abend im Wald. Ich hatte mich verspätet und belauschte zufällig das Gespräch zweier Männer, welche in meine Nähe kamen. Sie sprachen davon, daß ein Master Deep-hill aus New Orleans heute mit dem Mittagszug in Thionville eintreffen werde und Millionen bei sich trage. Der Raub sollte geteilt werden. Sie sprachen ferner von einem Dritten, der bereits vor ihnen an Ort und Stelle sein sollte.“
    „An welcher Stelle?“
    „Das weiß ich leider nicht. Das Gespräch bewegte sich meist in Ausdrücken, welche nicht vermuten ließen, daß der Plan bereits bis ins einzelne vorher besprochen worden war.“
    „Haben Sie nicht sofort die Polizei benachrichtigt?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Konnte sie mehr tun, als das, was ich getan habe, nämlich Ihnen entgegenzufahren, um Sie zu warnen?“
    „Aber man konnte die Kerls ergreifen.“
    „Das können wir jetzt wohl auch noch.“
    „Mir ist es ein Rätsel, wie diese Strolche erfahren haben können, daß ich mit Millionen komme. Nur zwei Personen haben davon gewußt.“
    „Ich kenne diese beiden.“
    „Wirklich? Wer sind sie?“
    „Der alte Kapitän und Graf Rallion.“
    „Monsieur, wenn Sie das wissen, so sind Sie ganz sicher einer der Unserigen!“
    „Darüber habe ich mich nicht zu äußern“, antwortete Fritz zurückhaltend.
    „Und sind vielleicht noch mehr eingeweiht, als der Kapitän selbst.“
    „Ich habe keinen Grund, Ihnen zu widersprechen oder Ihre Vermutung zu bestätigen; aber ich nehme an, daß Sie nicht vergessen werden, daß ich meine Angelegenheit zu der Ihrigen gemacht habe.“
    „Sicherlich nicht! Aber wie haben die Leute, von denen Sie sprachen, von mir erfahren können? Richemonte und Rallion sind beide verschwiegene Charaktere!“
    „Vielleicht sind sie belauscht worden!“
    „Das ist das Wahrscheinliche.“
    „Ich denke es auch.“
    „Aber der Ort, an welchem ich überfallen werden soll! Das wäre die Hauptsache! Haben Sie darüber gar keinen Wink aufgefangen?“
    „Hm! Man sprach von einem Bahnwärter.“
    „Bahnwärter gibt es auf der Strecke, nicht aber auf dem Bahnhof. Gibt es zwischen Thionville und Ortry dergleichen Beamte?“
    „Nein. Es gibt da keine Bahn.“
    „Sonderbar! In welcher Weise wurde dieses Bahnwärters Erwähnung getan?“
    „Die beiden wollten zu ihm gehen und sich mit ihm unterhalten, um dann beweisen zu können, daß nicht sie die Tat begangen hätten.“
    „Und doch wollen sie mich berauben.“
    „Es schien ganz so, als ob vor der Beraubung etwas zu geschehen habe. Die beiden Männer schienen anzunehmen, Sie bereits in einem Zustand zu finden, welcher die Beraubung erleichtert! Für den Fall, daß Sie noch lebten, wurde der Messerstich und der Griff an der Gurgel erwähnt.“
    Da erbleichte der Amerikaner.
    „Herrgott!“ rief er entsetzt. „Jetzt wird es licht; ich beginne zu ahnen. Aber das wäre ja fürchterlich.“
    „Was, was, was?“ fragten die drei wie aus einem Munde.
    „Sollte der dritte, von dem Sie sprechen, den Zug entgleisen lassen wollen?“
    Da fuhr Fritz auf, daß er mit dem Kopf an die Decke stieß und rief.
    „Das ist's; das ist's! Er will Steine auf die Schienen legen. Die beiden anderen kommen wie ganz zufällig hinzu. Wagen werden zertrümmert, Menschen verwundet und getötet. In der dabei entstehenden entsetzlichen Verwirrung ist es nicht schwer, den Amerikaner herauszufinden. Man nimmt ihm die Brieftasche aus dem Rock. Ist er tot, so geht das sehr leicht; ist er nur verwundet, so genügt ein Druck auf die Gurgel, ihn vollends kaltzumachen.“
    Die Damen waren sprachlos vor Schreck gewesen. Jetzt aber rief Emma:
    „Jetzt gilt es zu handeln! Man darf um Gottes willen keine Zeit verlieren. Wo befinden wir uns?“
    Fritz riß sein Fenster hüben und der Amerikaner das seinige drüben auf.
    „Königsmachern ist schon vorüber!“ rief der erstere.
    „Wie viele Stationen haben wir noch?“
    „Königsmachern ist die letzte vor Thionville. Wenn etwas geschieht, so geschieht es hier, bald gleich. Wo ist die Notleine? Wir müssen ein Zeichen

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