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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geben!“
    Er langte hinaus, Deep-hill drüben. Aber sie fanden die Leine nicht.
    „Auf mit den Coupés“, sagte Fritz. „Ich laufe auf dem Trittbrett hin.“
    Er langte zum Fenster hinaus und öffnete die Tür. Der Amerikaner tat auf seiner Seite ganz dasselbe. Sie traten auf die Trittbretter hinaus, und ganz in demselben Augenblick ertönte von der Maschine das schrille, bekannte und entsetzliche Rot und Warnungssignal.
    Der Zug passierte eine Kurve. Fritz befand sich an der inneren Seite derselben und konnte infolgedessen einen Teil der Bahnstrecke, welche vor der Maschine lag, übersehen.
    „Herrgott Steine, große Steine auf den Schienen!“ rief er. „Der Zug kann bis dahin nicht halten. Es gibt ein entsetzliches Unglück. Monsieur, hinaus mit den Damen. Abspringen und sofort zur Seite eilen.“
    Er langte in das Coupé, erfaßte Madelon und riß sie hinaus. Er war stark und sie schmächtig und nicht schwer. Er tat einen Satz vorwärts. Es gelang. Noch einige Sprünge, und er rutschte mit dem Mädchen die hohe Böschung hinab.
    Der Amerikaner war ebenso geistesgegenwärtig und entschlossen wie der Deutsche.
    „Heraus, Miß!“ rief er.
    Emma erkannte, daß es keine andere Rettung gäbe und überließ sich seinem Arme. Er war nicht von riesenhaftem Körperbaue, aber er entwickelte in diesem Augenblick eine Riesenkraft. Die Maschine heulte; die Bremsen kreischten; die Räder brüllten. In den Coupés ertönten vielstimmige Rufe des Entsetzens. Deep-hill umfaßte Emma mit seiner Linken, hielt sich mit der Rechten an der Griffstange fest, holte aus und tat den entscheidenden Sprung. Er kam auf die Füße, knickte zwar unter seiner Last zusammen, raffte sich aber sofort wieder empor und schoß mit ihr die hohe Böschung des Damms hinab.
    Es geschah dies keine Sekunde zu früh.
    Ein Krach, ein fürchterlicher, entsetzlicher Krach, als seien Berge von Erz und Stein zusammengebrochen, ertönte. Ein rasendes Rollen, Pfeifen, Heulen, Wogen, Dröhnen und Stampfen folgte. Das Entsetzliche war geschehen. Der Zug war entgleist und krachte, sich überstürzend, den Damm hinab.
    Was nun geschah, läßt sich unmöglich beschreiben. Ein ganzer Berg von Trümmern bedeckte die Stelle. Die Wagen hatten sich überschlagen, waren ineinandergerammt, lagen auf der Seite, auf dem Rücken oder standen hinten oder vorne in die Höhe.
    Von Menschenstimmen war wohl eine Minute lang gar nichts zu hören. Dann aber begann ein Wimmern, Stöhnen, Rufen, Schreien, Heulen, Beten und Brüllen, welches jeder Schilderung spottet.
    Hart hinter der Unglücksstelle waren zwei Paare zu sehen, das eine auf der rechten und das andere auf der linken Seite des Damms. Emma lag ohnmächtig im Gras, und der Amerikaner kniete bei ihr. Hat sie Schaden genommen? fragte er sich. Er hoffte jedoch, diese Frage mit nein beantworten zu können. Er öffnete ihr das Kleid, damit die Lunge freiere Bewegung erhalten möge. Dabei sah er, von welcher Schönheit dieses reizende Mädchen war.
    „Herrlich, herrlich!“ flüsterte er. „So vollkommen, ja tadellos, kann nur eben eine Engländerin sein. Was war Amély dagegen, der kleine Kolibri. Könnte ich die Liebe dieser Göttin erringen.“
    Und auf der anderen Seite kniete Fritz bei Madelon. Auch sie hatte die Augen geschlossen, öffnete sie aber jetzt und blickte verwirrt um sich.
    „Lebe ich noch?“ fragte sie.
    „Ja, Sie leben, Fräulein“, antwortete Fritz. „Wir sind der Gefahr noch im letzten Moment entronnen. Gott sei Dank für diese Rettung.“
    „Und wo ist Fräulein Emma?“
    „Drüben auf der anderen Seite jedenfalls.“
    „Ist auch sie gerettet?“
    „Ich hoffe es.“
    „Sie hoffen es nur? Sie wissen es nicht genau?“
    „Nein. Ich konnte ja noch nicht hinüber. Der Zug ist da drüben hinabgestürzt. Gott! Er wird sie doch nicht dennoch gepackt und zerschmettert haben.“
    „Wir müssen sehen. Hinüber, hinüber.“
    Sie hatte im Moment alle Spannkraft zurückerhalten. Sie klomm mit einer Eile den Damm hinan, als ob sie nicht soeben den fürchterlichsten Schreck erlebt habe, den man sich nur denken kann.
    Fritz vermochte kaum, ihr zu folgen, hielt sich aber doch an ihrer Seite. Droben angekommen erblickten sie die beiden anderen. Emma lag noch immer bewußtlos.
    „Sie ist tot!“ rief Madelon erschreckt.
    „Nein“, antwortete der Amerikaner laut, „sie lebt; sie atmet. Kommen Sie!“
    Jetzt ging es schnell hinab. Madelon kniete nieder, beschäftigte sich eine Minute mit der Freundin und

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