58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien
zu ihnen, um sie zu beobachten.“
„Schön! Sie werden aber Gelegenheit zum Entkommen suchen. Ich werde das verhindern.“
Er winkte zweien seiner Untergebenen und gab ihnen einen leisen Befehl. Sofort machten sie ihre Gewehre schußfertig.
„Aber nur dann, wenn sie auf meinen Zuruf nicht achten“, fügte er hinzu. „Sucht dann, sie nur zu blessieren, nicht aber zu töten. Wir müssen sie lebendig haben.“
Die drei waren beim Coupé angekommen. Einer der beiden Männer sagte zu Fritz:
„Es kann nur einer voran. Sie sind der stärkste von uns, wie es scheint. Steigen Sie ein, indem Sie den Verwundeten bei den Schultern nehmen.“
„Hm!“ dachte Fritz. „Wartet, ihr Burschen. Mich betrügt ihr schon lange nicht. Ich will euch zum Spaß den Willen tun; das wird eine Falle, in die ihr selbst springt.“
Er faßte den Blessierten an und stieg langsam und vorsichtig, um ihm keine Schmerzen zu verursachen, rückwärts hinauf in das Coupé. Die beiden anderen hoben und schoben nach. Aber als der Verunglückte nun noch nicht ganz auf der Bank lag, flüsterte der eine:
„Jetzt oder nie. Vorwärts!“
Er wendete sich um und schritt langsam und sich ganz unbefangen stellend, den Waggons entlang, um dann um den letzten derselben herumzubiegen und auf die andere, unbewachte Seite zu kommen. Der Offizier aber bemerkte es:
„Halt, ihr beiden da oben!“ rief er. „Bleibt stehen.“
Sie taten, als ob sie den Ruf gar nicht gehört hätten, und schritten weiter.
„Halt! Steht, oder es gibt Feuer!“
Da blickte der eine rückwärts und raunte dem anderen zu:
„Donnerwetter! Sie haben uns im Verdacht. Da sind wir verloren, wenn wir gehorchen. Die Kerls mögen nur zielen. Zwei oder drei schnelle Sprünge, so sind wir um den Wagen herum und den Damm drüben hinab. Vorwärts.“
Im nächsten Augenblick flogen sie am letzten Wagen vorüber.
„Feuer!“ kommandierte der Kapitän.
Fritz hatte, im Coupé noch mit dem Verwundeten beschäftigt, das Verschwinden der beiden sofort bemerkt. Rasch warf er zur offenen Tür hinaus ihnen einen Blick nach.
„Richtig!“ brummte er vergnügt. „Sie wollen auf die andere Seite. Wartet! Dort werde ich euch ‚guten Tag‘ sagen.“
Er öffnete die jenseitige Tür, sprang hinaus, zog den Revolver und eilte bis zur Ecke des letzten Wagens. In demselben Augenblick hörte er das letzte Kommando des Kapitäns. Die Schüsse krachten, aber die Kugeln schlugen durch die beiden Wagenwände, ohne zu treffen, und dann kamen die Flüchtigen um die Ecke gesprungen.
„Willkommen!“ rief Fritz ihnen entgegen. „Habt ihr es so eilig? Halt! Stehenbleiben.“
Die beiden erkannten die Gefahr, in welcher sie schwebten. Der vordere holte aus, um Fritz den Revolver aus der Hand zu schlagen, empfing aber noch eher einen solchen Fausthieb, daß er zu Boden stürzte und für einige Augenblicke seine Beweglichkeit verlor. Der andere riß sein Messer heraus und stürzte sich auf Fritz; aber der tapfere Ulanenwachtmeister empfing ihn mit einem Fußtritt in den Unterleib, so daß auch er niederstürzte und das Messer fallen ließ. Im Nu hatte Fritz seinen Revolver in die Tasche gesteckt und kniete auf den beiden, ihnen mit seinen kraftvollen Fäusten die Kehlen zusammenpressend.
In diesem Augenblick kamen mehrere Soldaten und auch der Kapitän um die Wagenecke gerannt.
„Ah!“ rief dieser letztere ganz außer Atem. „Da sind sie ja.“
„Ja, da liegen sie“, lachte Fritz. „Die Arbeit ist bereits getan. Am besten ist's, Sie lassen sie binden.“
Dieser bestimmte Ton mißfiel dem Offizier.
„Ich denke, daß ich es bin, der zu bestimmen hat, was hier geschehen soll.“
„Ich habe nichts dagegen“, antwortete Fritz, indem er die Hände von den Gefangenen nahm, seinen Hut, der ihm entfallen war, wieder aufsetzte und sich erhob. „Aber bitte, keine Unvorsichtigkeit wieder, Herr Kapitän.“
„Was meinen Sie mit Ihrer Unvorsichtigkeit?“ fragte dieser in zornigem Ton.
„Die beiden Kugeln, welche diese Männer treffen sollten, sind durch den Wagen gegangen. Wie nun, wenn ich getroffen worden wäre?“
„Pah! Sie selbst wären schuld gewesen. Wußten wir, daß sie hinter dem Waggon steckten? Wer hat Ihnen überhaupt geheißen, nach dieser Seite zu gehen?“
„Ich, Herr Kapitän! Hätte ich das nicht getan, so wären die beiden Schurken entkommen. Ehe Ihre Leute erschienen wären, hätten diese Kerls da unten im Gebüsch Deckung gefunden.“
„Das fragt sich sehr,
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