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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gleichgültigen Personen gegenüber nicht zu hegen pflegt.
    „Ja, er ist gerettet“, antwortete Madelon.
    „Und Fritz?“
    „Der Brave, Kühne! Auch er ist ohne Schaden davongekommen.“
    „Aber die anderen armen Menschen! Himmel, wie sieht es dort aus! Schrecklich! Entsetzlich!“
    „Man wird dort weiblicher Hilfe sehr bedürfen.“
    „So müssen wir eilen! Komm schnell, liebe Madelon.“
    „Gern, gern! Vorher aber wollen wir uns über dich erst klarwerden. Das ist notwendig.“
    „Wieso klarwerden?“
    „Du hast dem Amerikaner nicht deine richtige Karte gegeben, wie ich bemerkte?“
    „Nein. Ich glaubte, vorsichtig sein zu müssen.“
    „Welche denn? Ich muß wissen, wie ich dich zu nennen habe.“
    „Es stand auf dem Kärtchen: Harriet de Lissa, London.“
    „Gut, so bist du also eine Engländerin, und wir haben uns zufälligerweise im Coupé getroffen. Aber weiß Fritz auch davon?“
    „Nein. Unterrichte ihn, wenn du eher mit ihm sprechen solltest, als ich!“
    Sie verwendeten noch einen kurzen Augenblick dazu, ihr Reisegewand, welches beschädigt worden war, in Ordnung zu bringen, dann begaben sie sich nach den Trümmern des verunglückten Zuges, wo ein allerdings nicht für jedermann zu ertragender Anblick ihrer wartete. –
    Nanon hatte sich nach Thionville fahren lassen, um dort ihre Schwester zu erwarten und zu ihr gleich in dasselbe Coupé zu steigen. Der Zug war signalisiert worden, aber die bestimmte Zeit verging, ohne daß er eintraf. Es mußte unbedingt etwas geschehen sein, und zwar in nicht großer Entfernung von der Stadt.
    Da plötzlich hörte sie laute Rufe, die sich wiederholten und im Ton des Schreckens beantwortet wurden:
    „Der Zug ist verunglückt! Zwischen hier und Königsmachern!“
    Diese Worte konnte sie verstehen. Das Bewußtsein schwand ihr. Als sie es wiedererlangte, sah sie einige Personen um sich beschäftigt, von denen eine jetzt die Frage aussprach:
    „Sie erwarteten wohl Bekannte?“
    „Ja, meine Schwester“, hauchte sie.
    „Gerade mit diesem Zug?“
    „Ja. Und ich hörte, er sei verunglückt.“
    „Das ist allerdings wahr. Es soll entsetzlich sein.“
    „Gott, mein Gott. Ich muß hin.“
    Sie wollte fort, aber sie zitterte an allen Gliedern und sank wieder auf ihren Sitz nieder.
    „Fassen Sie sich, Mademoiselle!“ sagte der Mann in beruhigendem Ton. „Jedenfalls sind nicht alle verletzt, und man darf hoffen, daß Ihre Schwester sich unter den Unverletzten befindet.“
    Das gab ihr einigen Trost und auch die verlorene Kraft.
    „Ich danke, Monsieur“, sagte sie. „Aber ich muß fort; ich muß hin und zwar sogleich.“
    Sie erhob sich, um fortzueilen, er aber hielt sie mit sanfter Gewalt zurück und sagte:
    „Warten Sie, Mademoiselle. Man hat bereits nach Hilfe geschickt. Es wird Militär kommen, auch Ärzte werden gesucht. Glücklicherweise ist eine geheizte Maschine vorhanden. In einigen Minuten werden einige Wagen nach der Unglücksstätte fahren.“
    „Aber wird man mich mitnehmen?“
    „Eigentlich würde man dies wohl kaum tun; aber ich werde dafür sorgen, daß Sie einen Platz finden.“
    Der Mann war Bahnhofsbeamter und hielt Wort. Er selbst brachte Nanon in ein Coupé. So kam es, daß sie mit dem Militär zugleich an dem Schreckensort ankam. Als sie die dortige Verwüstung erblickte, brach sie in die Knie, und es dauerte einige Zeit, ehe sie wieder so viel Kraft gewann, die Böschung herunterzuklettern. Sie hätte laut jammern mögen; da aber erblickte sie einen, den sie hier nicht erwartet hätte, zumal sie auf dem Bahnhof vergeblich nach ihm gesucht hatte, obgleich er von ihr dorthin bestellt worden war – Fritz Schneeberg, den Pflanzensammler.
    Das gab ihr ihre ganze Beweglichkeit zurück. Im Nu stand sie bei ihm. Er kniete mit zwei Männern bei einem Verwundeten an der Erde. Sie ergriff ihn beim Arme und sagte:
    „Monsieur Schneeberg! Sie hier? Gott sei Dank! Wo ist meine Schwester?“
    Er erhob sich mit vor Freude glänzendem Gesicht, deutete den Damm entlang und antwortete:
    „Keine Sorge, Mademoiselle Nanon! Dort kommt sie eben!“
    Sie stieß einen Schrei des Entzückens aus und eilte mit weit geöffneten Armen der Geretteten entgegen, welche mit Emma soeben sich näherte.
    „Madelon, Madelon! Meine Schwester! Du bist gerettet!“
    Die Angerufene warf einen scharfen Blick auf die so eilig Herbeifliegende, breitete ebenso wie diese ihre Arme aus und jauchzte:
    „Nanon! Du hier! Gott, welch ein Wiedersehen!“
    Sie lagen sich in

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