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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stunden. Sie können sich die Stadt mit Bequemlichkeit betrachten.“
    „Das werde ich tun. Würden Sie die Güte haben, eine kleine Gratifikation dafür anzunehmen, daß ich Sie gleich zweimal belästige?“
    Das Gesicht des Beamten erheiterte sich zusehends.
    „Eigentlich tue ich das nicht“, sagte er; „aber um nicht unhöflich zu erscheinen, will ich mich bewegen lassen.“
    „Sehr verbunden. Ich erlaube mir also, ihnen die Überreste meiner selig heimgegangenen Mappe in aller Ehrfurcht zu verehren. Wenn Sie die Fetzen richtig zusammenkleben und von einem guten Maler sich dann etwas draufmalen lassen, erwarten Sie Kunstgenüsse, von denen Sie jetzt gar keine Ahnung haben. Leben Sie wohl!“
    Er hatte dem Telegrafisten das unglückselige Paket unter den Arm geschoben und beeilte sich, zur Tür hinauszukommen. Der Beamte stand ganz steif und blickte nach der Stelle, hinter welcher der Wohltäter verschwunden war. Dann schleuderte er die einstige Mappe in den entferntesten Winkel und fluchte:
    „Verdammter Kerl! Komme mir nicht etwa wieder herein! Sonst sollst du sehen, daß ich dich mit dem Stock bearbeite, und zwar mit keinem selig heimgegangenen.“
    Schneffke beschloß nun, die fünf Stunden zur Nachforschungen nach seiner ‚Gouvernante‘ zu benützen. Er durchlief Straße auf Straße, er kehrte in allen Kneipen ein, er ging hinaus nach der Unglücksstelle, wo es noch Menschen in Masse gab – es gelang ihm nicht, von der Gesuchten ein einziges Wörtchen zu erfahren.
    So nahte die Zeit des Zuges. Es war bereits neun Uhr, und er hatte nur noch dreizehn Minuten. Er lenkte nach dem Bahnhof ein und gelangte dabei in die Straße, in welcher Fritz Schneeberg wohnte. Zwei Damen kamen ihm entgegen. Er blieb stehen. Wahrhaftig! Die eine war seine Gouvernante.
    Er eilte auf sie zu, zog den Hut und sagte:
    „Tausendelement, Fräulein, Sie leben noch? Ich hörte, Sie wären zerquetscht, und da bin ich vor Schmerz –“
    Er hielt inne. Sie hatte einen kleinen Blick auf ihn geworfen, mit der Achsel gezuckt und war dann mit ihrer Begleiterin in das nächste Haus getreten.
    Dieses Haus hatte zwei Türen: den eigentlichen Eingang und dann noch eine Glastür, über welcher das Wort ‚Apotheke‘ stand. Diese Glastür war offen, und unter ihr lehnte ein halbwüchsiger Bursche, welcher den Vorgang mit beobachtet hatte. Schneffke trat zu ihm, grüßte herablassend und sagte:
    „Haben Sie die beiden Damen gekannt, mein Lieber?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte, indem er den Dicken neugierig musterte.
    „Wer waren sie?“
    „Hm!“ brummte der Mensch, indem er sich den Rücken an der Türpfoste rieb.
    „Nun, ich denke, Sie haben sie gekannt?“
    „Allerdings. Aber – wollen Sie vielleicht etwas kaufen?“
    „Ich brauche nichts.“
    „Dann gute Nacht!“
    Er trat zur Tür hinein und wollte dieselbe zumachen. Schneffke aber griff schnell zu. Er sah ein, daß es besser sei, eine Kleinigkeit zu kaufen, als ohne Auskunft fort zu müssen.
    „Halt!“ sagte er. „Da fällt mir ein, daß ich doch ein Bedürfnis habe.“
    Dabei trat er in den Laden.
    „Womit kann ich dienen?“
    „Mit rotrussischem Seifenpflaster und nebenbei mit der erbetenen Auskunft.“
    „Für wieviel?“
    „Fünf Sous.“
    „Schön.“
    Während nun der Provisor das Pflaster einpackte, fragte der Maler:
    „Wer wohnt hier?“
    „Herr Doktor Bertrand.“
    „Wer noch?“
    „Ich und der Pflanzensammler Schneeberg.“
    „Also, Sie kennen jene beiden Damen wirklich?“
    „Ja. Hier haben Sie. Ist auf Papier zu streichen, auf die kranke Stelle zu legen und nicht wegzunehmen. Wenn Besserung eintritt, fällt es von selbst herab.“
    „Schön. Wer war die blonde Dame?“
    „Brauchen Sie noch etwas?“
    „Für heute nicht.“
    „Dann empfehle ich mich Ihnen. Gute Nacht, Monsieur.“
    „Halt! Ich will mir noch ein Viertelpfund gelben Zug mitnehmen.“
    „Sehr wohl.“
    „Also diese blonde Dame?“
    „Ist bei uns auf Besuch.“
    „Wie heißt sie?“
    „Miß de Lissa.“
    „Das ist unmöglich!“
    „Ich weiß es nicht anders. Hier ist der gelbe Zug. Wird am besten auf Schafleder gestrichen. Sobald es wirkt und das Loch groß genug ist, zieht man den Eiterstock mittels eines geeigneten Instrumentes heraus.“
    „Das kenne ich bereits. Wo ist die Dame?“
    „Brauchen Sie noch etwas?“
    „Donnerwetter! Meinen Sie, daß ich die ganze Apotheke auskaufen soll?“
    „Nein. Aber ich darf mit den Herrschaften nur dann verkehren, wenn sie

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