Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)
Das Buch
Die junge Halbwaise Jana ist auf Wunsch ihres Vaters bei ihrem Onkel, einem Apotheker in Prag, in die Lehre gegangen. Sie vermisst ihren Vater, der in Heidelberg lebt, sehr; ihre Mutter starb bei der Geburt. In der Apotheke lernt Jana den Arzt und Naturwissenschaftler Conrad kennen. Sie ist fasziniert von dem jungen Mann: Wie viele Gelehrte seiner Zeit ist er davon überzeugt, dass die Wissenschaft die Welt revolutionieren wird. Conrad bewundert Galileo Galilei und Johannes Kepler.
Zur gleichen Zeit in Heidelberg: Marek, Janas Vater, wurde ein Manuskript in die Hände gespielt, dessen Inhalt er nicht zu deuten weiß. Wichtige Abschnitte des Textes fehlen oder sind kodiert, aber Marek findet heraus, dass der gesamte Text, der von einem Jesuitenmönch verfasst wurde, in drei Schriftstücke geteilt wurde. Die anderen beiden Teile befinden sich in Jesuitenklöstern in Dijon und Bordeaux.
Bevor Marek sich auf die Suche nach den fehlenden Teilen machen kann, wird er vergiftet. Kurz vor seinem Tod konnte er noch veranlassen, dass das Manuskript seiner Tochter geschickt wird.
Nur Tage später erreicht das Päckchen Prag. Aber Jana kann mit dem Text, der in Latein abgefasst ist, nichts anfangen. Sie gibt Conrad das Manuskript, in der Hoffnung, dass der Gelehrte es versteht. Conrad ist fasziniert von dem, was er dort liest: Es ist ein Reisebericht aus der Neuen Welt, in dem es auch um ein geheimes Wissen über das Funktionieren des Universums geht.
Jana ist davon überzeugt, dass ihr Vater sterben musste, weil er im Besitz der Schrift war. Zusammen mit Conrad beschließt sie, dem Geheimnis der Schrift auf den Grund zu gehen. Eine abenteuerliche Jagd durch das spätmittelalterliche Europa beginnt, an dessen Ende ein spektakuläres Finale steht, denn nicht nur Jana und Conrad wollen das Manuskript finden, auch Agenten der Kirche haben den Auftrag, die Schrift zu finden: Sie sollen sie vernichten …
Die Autorin
Beate Maly wurde 1970 in Wien geboren, wo sie auch heute lebt. Sie veröffentlichte zahlreiche Kinderbücher, Sachbücher und Anthologien.
Von Beate Maly sind in unserem Hause bereits erschienen:
Die Hebamme von Wien
Die Zeichenkünstlerin von Wien
Die Hebamme und der Gaukler
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Originalausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage Dezember 2012
© Ullstein Buchverlage GmbH , Berlin 2012
Umschlaggestaltung:
ZERO Werbeagentur, München
Titelabbildung:
© Fame, Schalcken, Godfried (1643–1706) /
Palazzo Pitti, Florence, Italy /
The Bridgeman Art Library
Satz und eBook: LVD GmbH , Berlin
ISBN 978-3-8437-0366-6
1
Heidelberg 1618
H EFTIG UND VIEL ZU KALT für die Jahreszeit peitschte der Wind durch die enge Gasse, die zum linken Neckarufer führte. Er schlug Marek direkt ins Gesicht, der Wissenschaftler fluchte. Vor Kälte zitternd, hielt er sich den warmen Wollmantel eng an den Körper. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass es im April in Prag jemals so eisig gewesen war. Dabei lag Heidelberg ein Stück weiter südlich als seine geliebte Heimatstadt, in der nun sicher schon die ersten Frühlingsblumen in den Gärten blühten. Das Wetter war nicht die einzige Lüge gewesen, mit der man ihn hierher gelockt hatte. Dabei hätte Marek ebenso gut in Bologna unterrichten können, auf der anderen Seite der Alpen, wo sich die Menschen um diese Jahreszeit längst im Freien aufhielten, statt sich in stickigen, beheizten Räumen vor der Kälte zu verkriechen.
Aber Marek saß seit acht Monaten in Heidelberg fest, wo es ihm einfach nicht gelang, Fuß zu fassen. Die Menschen hier waren verschlossen und ernst, und selbst das Unterrichten an der Universität machte ihm nicht den gewohnten Spaß. Die Studenten hinterfragten zu wenig und beteiligten sich kaum an den Diskussionen, die er so schätzte und die in seinen Augen der wichtigste Teil des Unterrichts waren. Marek lehrte Astronomie und Mathematik. Beides waren Fächer, in denen es im Moment wahrlich genug Diskussionsstoff gab. Erst letzte Woche hatte Marek neue Schriften von Johann Kepler und dem englischen Arzt William Gilbert zugeschickt bekommen. Aber die einzige Reaktion, die er bei seinen Studenten damit hervorgerufen hatte, waren gelangweilte, verständnislose und ängstliche Blicke. Es kam ihm vor, als fürchteten
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