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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sehen zu lassen?“
    „Ja. Ich hoffe, nach ein Uhr Nachricht zu bekommen, daß Oberst von der Heidten uns von Thionville aus die Hand reicht. Er hat Befehl erhalten, im Geschwindmarsch heranzurücken. Ich kehre in den Saal zurück.“
    Der Rittmeister ging.
    „Eine verteufelte Geschichte!“ brummte Fritz.
    „Allerdings. Aber unsere Aufgabe, die hiesigen Vorräte zu fassen, ist glanzvoll gelöst. Dem Oberstkommandierenden kann es sehr gleichgültig sein, daß der Alte entkommen ist. Aber in unsere Privatangelegenheit macht es uns einen Strich durch die so wohl angelegte Rechnung.“
    „Ich denke, er wird nach Malineau gehen.“
    „Ganz gewiß. Aber, wenn es mir möglich ist, soll ihm das nicht gelingen. Wir reiten nachher fort.“
    „Was geschieht mit der Baronin und ihrem Mann?“
    „Sie bleiben hier gefangen. Ich werde die nötigen Instruktionen hinterlassen.“
    Kurz vor zwei Uhr kam eine Ordonnanz angeritten, welche nach dem Oberstwachtmeister von Königsau fragte und diesem meldete, daß der Oberst von der Heidten Thionville gegenüber am diesseitigen Ufer der Mosel angekommen sei. Der Besitz von Ortry war gesichert.
    Eine Stunde später verließen Königsau und Fritz von Goldberg das Schloß. Sie hatten einen weiten Ritt vor sich. – – –

SECHSTES KAPITEL
    Handstreich der Husaren
    Am nächsten Tag hielt eine Equipage vor dem Tor des Schlosses Malineau. Der Graf von Latreau stieg aus und wurde von seiner Tochter auf das herzlichste bewillkommnet. Er hatte Vater Main, seinen Gefangenen, nach Metz geschafft, um ihn der dortigen Behörde zu übergeben. Sein Abschied war für längere Zeit berechnet gewesen; darum hatte Ella ihn noch nicht zurückerwartet. Als sie ihm, auf seinem Zimmer angekommen, dies sagte, schüttelte er traurig den Kopf.
    „Mein Kind, ich konnte nicht länger dort verweilen“, erklärte er. „Es wäre mir sonst vielleicht unmöglich gewesen, vor Monaten zu dir zurückzukehren.“
    „Warum?“ fragte sie erstaunt.
    „Ich bin zu alt, um persönlich in den Gang der Ereignisse einzugreifen. Ich konnte nur Rat geben! Man hat meine Ansichten berücksichtigt, soweit es möglich war; aber daß alle, alle, alle Schlachten und Gefechte für uns verloren gingen, das konnte man nicht wissen. Metz sieht einer schweren, langwierigen Belagerung entgegen. Ich habe es verlassen, um bei dir zu sein. Bereits morgen vielleicht hätte ich nicht mehr zu dir gelangen können.“
    „Mein Gott! So sind die Deutschen so nahe?“
    „Ich befürchte, daß wir sie auch hier in Malineau sehen werden.“
    „Wie du mich erschreckst!“
    „Fürchte dich nicht. Es sind keine Barbaren. Nur kenntnislose Leute können von ihnen als von halbwilden Leuten sprechen. Ich möchte mich fast schämen, wenn ich sage, daß wir sehr, sehr viel von ihnen lernen können. Gerade jetzt geben sie uns eine Lehre nach der anderen. Leider ist das Honorar, welches wir dafür zahlen müssen, so ein hohes, daß man weinen möchte – Menschenblut!“
    Die Nachricht, welche er mitgebracht hatte, verbreitete sich schnell unter den übrigen Bewohnern des Schlosses. Sie war aufregend genug, und doch gab es drei Personen, welchen es nicht einfiel, ein Jammergeschrei anzustimmen, nämlich der Beschließer Melac mit Frau und Enkelin.
    Diese drei saßen noch spät am Abend beisammen. Alice befand sich bei ihnen. Sie sprachen natürlich über die Ereignisse der Gegenwart und tauschten ihre Meinungen darüber aus. Da klopfte es leise an den Laden.
    Sie glaubten sich getäuscht zu haben, aber das Klopfen wiederholte sich. Melac öffnete daher das Fenster.
    „Wer klopft da?“ fragte er.
    „Bitte, öffnen Sie mir den Eingang, Monsieur Melac. Ich bin es. Martin, der Weinhändler.“
    „Ah, Martin!“ rief Alice. „Geschwind, Monsieur, öffnen Sie; schnell, schnell!“
    Der Alte schloß das Fenster, nickte ihr freundlich zu und sagte:
    „Meine Beine sind alt und müde. Hier ist der Schlüssel, öffnen Sie, Mademoiselle!“
    Sie errötete, ließ es sich aber nicht zweimal sagen. Draußen im Flur brannte kein Licht mehr, denn die Herrschaften hatten sich bereits zur Ruhe begeben.
    „Martin, wirklich?“ fragte sie, indem sie öffnete.
    „Ja. Ah, du, mein Schwälbchen. Wart, her mit dem Schnäbelchen! So! Das war herzhaft! Noch einmal!“
    „Nein, nein! Sie merken es sonst drin.“
    „Ist jemand Fremder bei ihnen?“
    „Nein.“
    „Das ist gut. Komm!“
    Er trat mit ihr, nachdem das Tor verschlossen war, in die Stube. Erst jetzt

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