Der Fremde vom anderen Stern
1.KAPITEL
Planet Sarnia
Mondzeit: Gamma 17.3
Es gab kein Zurück mehr.
Nachdem er die Hologrammaufzeichnungen in den Geheimarchiven der Regierung eingehend studiert, sein Reiseziel genauestens anvisiert und fünf lange Umlauf zeiten der Sonne damit verbracht hatte, einen geeigneten Transporter zu konstruieren und zu bauen, war der sarnianische Astrophysiker und Raumforscher Bram Starbuck nun endlich unterwegs.
Seine lange intergalaktische Reise hatte begonnen.
Trotz geschlossener Augen sah er rote, grüne, gelbe und blaue Lichter, die ihn während der Molekülbeschleunigung des Transportvorgangs umzuckten.
Mit Hilfe uralter Meditationstechniken, die seine Vorfahren vom Planeten Janos mitgebracht hatten, konzentrierte sich Starbuck auf sein Ziel: den Planeten Erde im Stemsystem Milchstraße.
Er hatte sich für die Erde entschieden, weil die dortige Atmosphäre und die Gravitationsverhältnisse denen auf Sarnia fast gleichkamen. Außerdem erinnerte er sich noch lebhaft an den Ausflug, den er als Kind mit seinen Eltern und seiner Schwester zur Erde unternommen hatte. Damals waren sie allerdings im Raumschiff seines Vaters gereist.
Seine Familie war zur Erde geflogen, weil Starbucks Mutter als Amerikanerin damals gern der Vierhundertjahrfeier ihres Heimatlandes beiwohnen wollte.
Kalifornien, besonders Venice, war ihm noch als aufgeschlossener, weltoffener Ort in Erinnemng, wo ein Fremder nicht auffiel. Doch es gab noch einen wichtigeren Grund, warum Starbuck zur Erde reiste. Zugegeben, es war ein für Sarnianer kaum nachvollziehbarer, menschlicher Beweggrund.
Er wollte den Heimatplaneten seiner Mutter besser kennenlernen, um mehr über sich selbst und seine Herkunft 211 erfahren. Seine Mutter hatte ihm zwar alles über ihre Heimat erzählt, was sie wußte, nur hatte das nicht gereicht, um seine Neugier zu stillen, denn außer diesem kurzen Ausflug zur Vierhundertjahrfeier war Rachel Valderian seit über vierzig Jahren nicht mehr dort gewesen.
Es war der sarnianischen Regierung gelungen, eine Lücke in der Gesetzgebung der Konföderation zu entdecken, die es erlaubte, hochentwickelte, getarnte Beobachtungssatelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen.
Seit mehr als hundert Umlaufzeiten der Sonne schickten diese Satelliten Foto-und Tonmaterial vom Planeten Erde nach Sarnia. Dort wurden sie dann als Hologramme abgespeichert und archiviert.
Starbucks Schwester Julianna, eine hochrangige Wissenschaftlerin, die im Auftrag der Regierung ethnologische Studien betrieb, hatte anfangs ernsthafte Bedenken gegen das Vorhaben ihres Bruders geäußert. Aber als ihr klarwurde, daß Starbuck nicht von seinen Plänen abzubringen war, unterstützte sie ihn und verschaffte ihm Zugang zu geheimem Regierungsmaterial, das wesentlich detaillierter war als die Hologrammakten.
Mit Hilfe dieser reichhaltigen Informationen lernte Starbuck Sprache und Gebräuche Kaliforniens.
Und nun erprobte er als erster sein eigenes, in langwieriger Forschungsarbeit entwickeltes intergalaktisches Transportsystem, daß es dem Reisenden durch Molekülbeschleunigung erlaubte, sich ohne Raumschiff durchs Universum zu bewegen.
Julianna saß mit ernster, besorgter Miene am Computer und gab komplizierte Daten ein.
Ihr hellblondes Haar hatte sie wie üblich zu Zöpfen geflochten und zu einem Kranz hochgesteckt.
Sie trug ein langes silberblaues Gewand, das ihren schlanken Körper sanft umschmeichelte. Auch wenn sie äußerlich ganz dem strengen Ideal einer Sarnianerin entsprach, strahlte sie eine für die Bewohner von Sarnia untypische Neugier und Gefühlsbetontheit aus.
Starbuck und seine Schwester tauschten bedeutungsvolle Blicke aus.
Das gleißende Licht auf dem mehrdimensionalen Computermonitor war die Sonne des Sonnensystems der Erde.
„Du hast zwar nicht mehr viel Zeit", meinte Julianna, „aber du kannst es dir immer noch anders überlegen."
Starbuck gab keine Antwort. Auch wenn seine Schwester nicht die telepathischen Fähigkeiten der Sarnianer geerbt hatte, so spürte sie dennoch instinktiv, was in ihm vorging.
Nun war es soweit. Die Erde erschien auf dem Monitor. Mit klopfendem Herzen betrat er das Transporterfeld, mit einer Hand umschloß er den winzigen Quantenbeschleuniger, den er in langwieriger Forschungsarbeit entwickelt hatte. Das Gerät enthielt auch ein Übersetzungsmodul, der Empfänger war in Starbucks Mittelohr implantiert.
Er hatte sich so gut auf seine Reise vorbereitet, wie es ihm möglich war. Sogar seine Kleidung
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