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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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trugen Marion bis an den Kreuzungspunkt der Gänge und lenkten dann rechts ein. An der Tür, durch welche der dicke Maler geführt worden war, blieben sie halten, um ihre Last niederzulegen.
    „Nun sehen Sie“, meinte der Alte, „auch hier ist mir einer entkommen, sogar durch drei verschlossene Türen. Ich werde einmal vorangehen.“
    Er öffnete die Tür und verschwand hinter ihr. Es dauerte eine geraume Zeit, ehe er wieder erschien. Er sagte in zornigem Ton:
    „Man ist versucht, an Zauberei zu glauben. Auch hier ist der Gefangene verschwunden, ohne die geringste Spur zurückzulassen, aus welcher man schließen könnte, auf welche Art und Weise er entkommen ist.“
    „Waren denn die Türen auch hier verschlossen?“
    „Alle drei.“
    „Ohne eine Spur von Verletzung zu zeigen?“
    „Nicht die leiseste Spur.“
    „So bleibt es dabei: Es besitzt jemand die Schlüssel. Wohin tragen wir Marion jetzt?“
    „Hier herein.“
    „Was? Hier herein? Von wo soeben einer entkommen ist?“
    „Ja. Aber haben Sie keine Sorge! Die hier entkommt mir nicht. Vorwärts!“
    Das gefesselte Mädchen wurde nach dem runden Raum geschafft, in welchem Schneffke gesteckt hatte. Dort legten sie es auf den Boden nieder.
    „Sehen Sie, hier war der Gefangene eingeschlossen, und – fort ist er!“ sagte der Kapitän.
    „Und Sie haben ihn bereits wiedergesehen?“
    „Ja, bei Doktor Bertrand.“
    „So kennt der Mensch, welcher die Schlüssel besitzt, auch die betreffenden Ausgänge.“
    „Wenigstens einen derselben.“
    „Dann ist es wirklich höchst nötig, zu erfahren, wer er ist. Aber was soll dieses Loch? Ist es ein Brunnen?“
    „Scheinbar.“
    „Also kein Wasser drin?“
    „Zuweilen. Es ist der Eingang zu denjenigen Räumen, in welche mir sicherlich kein Unberufener gelangen wird.“
    „Gehen denn Stufen hinab?“
    „Nein.“
    „Eine Leiter?“
    „Auch nicht.“
    „Donnerwetter! Wie gelangen wir denn da hinab?“
    „Ja, das ist ein Rätsel!“ lachte der Alte. „Der dicke Kerl, welcher hier steckte, und derjenige, der ihn befreit hat, sie beide haben jedenfalls auch untersucht, ob da hinabzukommen sei. Sie werden mit der Hand hinabgegriffen haben, um nach Stufen zu suchen, haben aber nichts gefunden. Ich bin überzeugt, daß sie meinen, es wirklich mit einem Brunnen zu tun gehabt zu haben. Es sind Eisenstangen eingefügt, die oberste allerdings so tief, daß man sie nicht mit der Hand erreichen kann.“
    „Mittels dieser Stange steigt man hinab?“
    „Ja.“
    „Auch wir jetzt mit Marion?“
    „Natürlich. Auf der halben Tiefe halten wir an. Dort öffnet sich ein Gang, welchen wir passieren müssen. Ich steige voran und halte Marion, welche Sie an einem Strick herablassen. Dann folgen Sie.“
    Marion erhielt einen Strick unter den Armen hindurch und wurde an demselben herabgelassen. Rallion stieg dann nach und trat in den neuen Gang, in welchem der Alte bereits seiner wartete. Sie trugen ihre Last den Gang entlang, stiegen mehrere Stufen empor und kamen dann an eine Stelle, wo es merklich heller wurde.
    „Wir kommen wohl gar ins Freie?“
    „Bewahre. Wir befinden uns zwar wieder in gleicher Höhe mit den Gewölben, aber ins Freie führt dieser Gang doch nicht. Der Schimmer kommt von oben herab.“
    „Wohl gar ein Fenster?“
    „Nein. Ein Luftloch, weiter nichts.“
    „Wohin mündet es denn?“
    „In den Wald.“
    „Wenn es nun entdeckt wird?“
    „Das ist nicht möglich.“
    „Wie nun, wenn einer in dieses Loch stürzt.“
    „Das ist nicht denkbar. Das Loch ist mit Moos verschlossen, welches zwar die Luft hindurchläßt, aber keinen Menschen, da es auf festen Holzprügeln ruht. Doch wollen wir uns dabei nicht aufhalten. Vorwärts wieder.“
    „Noch weit?“
    „Nein. Sehen Sie die Türen rechts und links?“
    „Ja.“
    „Rechts die fünfte ist es.“
    Sie schritten weiter und entfernten sich so von dem Loch. Als sie die betreffende Tür erreichten, öffnete der alte Kapitän. Es gähnte ihnen ein finsteres Loch entgegen. Auf dem Boden lag Stroh. Sonst war nichts, gar nichts vorhanden. In dieses Loch wurde Marion gelegt.
    „Ob sie noch lebt?“ fragte Rallion, der bei seiner Liebe für das schöne Mädchen sich doch beunruhigt fühlte.
    „Wie sollte sie gestorben sein! Machen Sie den Pelz auf.“
    Rallion kniete nieder und entfernte das Pelzwerk vom Gesicht, welches er mit der Laterne beleuchtete.
    „Alle Teufel!“ rief er. „Sie ist tot!“
    „Unsinn!“
    „Sehen Sie her!“
    Marions Augen

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