61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig
ganz glücklich, daß ich sie losgeworden bin.“
„Das ist noch das einzig Gute bei der Geschichte. Aber woher nun Geld nehmen? Denn ohne dieses geht es nicht.“
„Das werden wir womöglich heute noch bekommen.“
„Möchte wissen, von wem!“
„Nun, rate einmal!“
„Da ist sehr leicht raten: Von niemandem!“
„Oho! Es ist ein verdammt berühmter Kerl, der uns aus der Patsche helfen wird! Nämlich der – Pascherkönig!“
„Donnerwetter!“
„Ja, ja! Jetzt staunt ihr!“
„Du weißt ja gar nicht, wo er zu finden ist!“
„Wer hat dir das weisgemacht? Ich bin in die Geheimnisse des Hauptmanns viel besser eingeweiht als ihr, sogar viel besser als mein Bruder, der so dumm gewesen ist, sich in der Residenz fangen und einstecken zu lassen. Ihr müßt nämlich wissen, daß der Hauptmann mit dem Waldkönig in Verbindung steht. Es gibt gewisse Orte, wo man anklopfen kann, und wir Eingeweihten kennen sie.“
„Dann müßte einer hier in der Nähe sein!“
„Das ist er auch.“
„Wo?“
„Ganz in der Nähe der Nachbarstadt, wo ein großes Bergwerk ist. Der Ort, welcher zum Anklopfen benutzt wird, ist allemal die größte Eiche der betreffenden Gegend.“
„Da klopft man an den Baum?“
„Dummkopf! In allen diesen Eichen gibt es ein geheimes Kästchen, welches als Auskunftsbüro gebraucht wird. Man findet zu jeder Zeit den Namen dessen darin, an den man sich zu wenden hat.“
„Das klingt sehr romantisch.“
„Ist aber ebenso wahr wie praktisch.“
„Und da drüben steht eine solche Eiche?“
„Ja. Ich kenne sie genau. Ich habe sie bereits einmal gesehen, aber leider bevor ich das Geheimnis kannte.“
„So wollen wir machen, daß wir hinkommen!“
„Ja; es wird Zeit. Aber wir müssen jeden gebahnten Weg vermeiden, sonst werden wir gesehen und erwischt!“
Sie brachen auf und hielten sich immer mitten im Wald. –
Unterdessen hatten die Verfolger, als sie den Garten erreichten, bemerkt, daß sie zu spät gekommen seien. Man erging sich in Verwünschungen. Man hielt Rat, was zu tun sei, um sie einzufangen. Der Fremde aber zog sich rasch zurück und gab dem Wirt einen Wink, ihm zu folgen. Sie traten miteinander hinter die offene Kellertür.
„Wer sind Sie, Herr?“ fragte der Wirt.
„Fürst –“
„Des Elends? Ah, Herr Arndt! Aber, zum Teufel, in wie vielerlei Gestalten laufen Sie denn eigentlich in der Welt herum?“
„In nicht mehr, als nötig sind, mein Lieber. Aber, ich habe keine Zeit. Sagen Sie, haben Sie nicht ein Pferd für mich?“
„Hm! Einen alten Klepper, ja. Wozu?“
„Zum Reiten.“
„Sapperment, das ist waghalsig! Der Braune hat noch keinen Menschen auf dem Rücken gehabt.“
„Tut nichts! Ich muß schnell nach Hause. Ich bringe oder schicke das Pferd morgen wieder.“
„Aber ich habe keinen Sattel.“
„Ich reite auch ohne Sattel. Führen Sie den Gaul heraus, ganz so, wie er im Stall steht.“
„Na, ich möchte es nicht versuchen! Aber, warum wollen Sie so eilig fort, und zwar zu Pferd?“
„Es ist mir ein Gedanke gekommen. Sind die Seidelmanns schon fort?“
„Sie haben bei mir gar nicht ausgespannt. Warum?“
„Darum. Bringen Sie das Pferd!“
Der Wirt gehorchte, und wenige Minuten später jagte Arndt zum Städtchen hinaus. –
Fritz Seidelmann hatte unter den Zuschauern einige Bekannte getroffen, Mitglieder des Kasinos, unter ihnen auch den Sohn des Kaufmanns Strauch. Dieser schloß sich ihm an, als er sich jetzt mit dem frommen Schuster nach der Ausspannung begab.
„Das war das Schauspiel, wie ich keines wieder sehen möchte“, bemerkte Strauch während des Gehens.
„Ja; es ist schade um den Kleinen!“ antwortete Fritz.
„Schade?“ fragte der Fromme. „Das will ich nicht sagen. Die Wege des Herrn sind wunderbar, und er führet alles herrlich hinaus! So sagt die Heilige Schrift.“
„Nennen Sie das herrlich, was wir heute gesehen haben?“
„Es kann herrlich sein.“
„Um Gottes willen!“
„Der Allmächtige hat den Knaben zu sich gerufen, damit er vor noch größerer Verwahrlosung verschont bleibe. Er war ein Kind der Gottlosen. Der Teufel hatte seine Krallen bereits nach ihm ausgestreckt. Ihm ist sehr wohl geschehen!“
Sie hatten die Ausspannung erreicht.
„Kehrst du noch einmal mit ein?“ fragte Fritz den Bekannten.
„Danke! Mir ist ganz übel geworden.“
„Wegen des Jungen? Mach dich nicht lächerlich!“
„Es war mir schon vorher nicht recht wohl zumute!“
„Also fühlst du dich
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