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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dastand und die Karte in der Hand hielt, dieselbe aus den Fingern, steckte sie ein und sprang zum Fenster hinaus. Er kam gerade zur rechten Zeit, um zu sehen, daß der letzte der drei in der Tür verschwand, welche nach dem Boden führte, auf welchem die Künstler wohnten.
    Im Hof stand auf einer leeren Tonne eine brennende Laterne. Er ergriff sie, um nachzueilen. Aber als er die Türe erreichte, bemerkte er, daß dieselbe von innen verriegelt sei. Er trat mit dem Fuß dagegen; aber sie war stark und gab nicht nach.
    Unterdessen kamen andere dazu, unter ihnen der Wirt.
    „Wo sind sie hin?“ fragte er.
    „Hier hinein.“
    „Dann rasch nach!“
    „Sie haben die Tür hinter sich verriegelt.“
    „Dann dort durch den Stall! So kommen wir auch hinauf! Sie werden durch das Seiten- nach dem Hauptgebäude wollen. Man mag ihnen im Hausflur und auf der Straße den Weg verlegen, damit sie dort nicht zu den vorderen Fenstern herausspringen können!“
    Dies geschah augenblicklich. Er glaubte, einen guten Rat gegeben zu haben, und doch war es der schlechteste, den es gab.
    Die drei waren nämlich die Treppe emporgesprungen. Sie hatten die Bodenkammer erreicht, welche ihnen als Aufenthalt diente. Dort brannte ein kleines Lämpchen.
    „Was nun?“ fragte der eine.
    „Zunächst die Türe verrammeln!“ gebot der Riese. „Sie werden nicht lange auf sich warten lassen; wir aber müssen sie aufhalten.“
    Er ergriff einige starke Stangen, welche in einer Ecke lehnten, und legte sie gegen die Tür, während er sie an die nahe Fenstermauer stemmte. Jetzt war es schwer, den Eingang zu erzwingen.
    „Die Kleider und Stiefel an!“ gebot er dann.
    Die Anzüge wurden in fieberhafter Eile über die Trikots geworfen. Dabei fragte der eine:
    „Aber ohne Geld?“
    „Donnerwetter! Die Alte ist mit der Abendeinnahme unten!“
    „Und Kasse haben wir nicht!“
    „Macht euch keine Sorge! Kasse wird! Rasch dort die Wäscheleine herab und zum Fenster hinaus!“
    „Ah! So geht es! Das ist das beste!“
    „Ja. Wir sind dann in den Gärten, und ich möchte den sehen, der uns fängt!“
    Die Leine war stark. Sie konnte mehr als nur einen Menschen tragen. Sie wurde an einem Balken befestigt, und eben als die drei sich anschickten, aus dem Fenster zu steigen, hörten sie die polternden Schritte ihrer Verfolger, welche mit den Fäusten und Füßen an die Tür polterten.
    „Umgekehrt!“ rief einer. „Sie wollen hinten hinab in die Gärten!“
    „Verdammt!“ flüsterte der Riese. „Das ist dieser unbekannte Halunke! Der Kerl hat tausend Teufel im Leib! Macht rasch!“
    Es bedurfte seiner Mahnung nicht. Eine Minute später hatten sie glücklich den Boden erreicht, sprangen über mehrere Zäune und hatten dann das freie Feld vor sich.
    „Wohin jetzt?“ lautete die Frage.
    „Dort hinüber in den Wald“, antwortete der Große. „Da sind wir sicher. Aber lauft Galopp, damit sie uns auch nicht von weitem erblicken, wenn sie in den Garten kommen!“
    Es begann ein Dauerlauf, der sie nach zehn Minuten durch den tiefen Schnee unter die schützenden Bäume des Waldes brachte. Dort blieben sie stehen. Ihr Atem flog.
    „Verdammte Geschichte!“ fluchte der eine. „Was nun machen? Wir sind flüchtig, ohne Geld und ohne alles!“
    „Dummkopf!“ antwortete der Riese. „Denkst du denn nicht an den Hauptmann?“
    „An den? Der ist ja in der Residenz! Wie sollte der uns helfen können?“
    „Und doch wird er uns helfen! Er ist überall!“
    „Unsinn!“
    „Ich weiß, was ich sage. Er ist überall, das heißt, er hat allüberall seine Verbündeten.“
    „Mag sein! Aber wir kennen sie leider nicht.“
    „Das ist nicht nötig, denn wir werden sie kennenlernen.“
    „Aber wie? Es ist überhaupt eine ganz verfluchte Patsche, in welcher wir da stecken! Und wer ist schuld daran?“
    „Nun, wer?“ fragte der Riese in giftigem Ton.
    „Du natürlich!“
    „Ich? Ah! Wie meinst du das, he?“
    „Hättest du den Jungen nicht so malträtiert!“
    „Der Bube verdiente es. Übrigens, bin ich es allein gewesen, der ihn die Peitsche hat kosten lassen?“
    „Aber nicht in der Weise wie du! Und warum hast du heute gesoffen, bis du nicht mehr konntest?“
    „Hört, macht mir den Kopf nicht warm! Ihr wißt, daß ich in dieser Weise nicht mit mir reden lasse! Man muß die Pflaumen nehmen, wie sie wachsen. Wir gehen über die Grenze, bis die Geschichte vergessen ist.“
    „Das wird lange dauern. Und die Alte?“
    „Pah! Die macht, was sie will! Ich bin

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