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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lieb. Es steht da zu vermuten, daß er sich jetzt ausruht und zu Hause befindet.“
    „Wollen Sie zu ihm?“
    „Ja, und zwar im Interesse Ihres Sohnes. Ich möchte da nicht gern Zeit verlieren.“
    Er erhob sich und reichte Vater Hauser die Hand. Dieser sagte:
    „Haben Sie herzlichen Dank, Herr Arndt. Ihr Besuch hat mich nun vollends erleichtert. Ich weiß jetzt gewiß, daß Eduard bald wiederkommen wird.“
    „Der Fürst des Elends wird das Seinige tun.“
    „Ich bin überzeugt; denn was dieser einmal in die Hand nimmt, das wird beim richtigen Zipfel angefaßt. Wann werden wir Sie wiedersehen?“
    „Vielleicht sehr bald, wenn ich Ihnen eine frohe Kunde bringe. Für heute aber, gute Nacht!“
    Er ging, und der Weber begleitete ihn bis vor die Tür. Als Arndt dann eine Strecke weit die Gasse hinauf gekommen war, trat er hinter die Ecke eines Hauses, griff in die Tasche und zog die Perücke und den falschen Bart hervor. In der Zeit von kaum zwei Minuten stand er da als die Person, welche am Sonntag beim Pfarrer gewesen war.
    Nun begab er sich nach der Wohnung des Gendarmen, die er bei Gelegenheit erfahren hatte. Die Fenster derselben waren erleuchtet; es stand also zu vermuten, daß der Mann zu Hause sei. Das erwies sich als richtig, denn der Gendarm öffnete selbst, als Arndt klopfte. Er sah einen ihm fremden Menschen vor sich und fragte:
    „Was wollen Sie?“
    „Ihre Hilfe“, antwortete Arndt ebenso kurz.
    „In welcher Angelegenheit?“
    „Zunächst möchte ich Sie bitten, sich einmal mit mir gefälligst zum Herrn Pfarrer zu bemühen.“
    „Warum?“
    „Weil ich auch dieses Herrn bedarf.“
    „Wer sind Sie?“
    „Haben Sie die Güte, das erst beim Pfarrer zu erfahren.“
    „Sapperment, tun Sie geheimnisvoll!“
    „Es ist nur, weil man nicht gern dasselbe zweimal sagt. Was ich Ihnen hier mitteile, muß ich beim Herrn Pfarrer wiederholen.“
    „Gilt es einen Ausgang außerhalb der Stadt?“
    „Ja. Sie können einen warmen Mantel anlegen.“
    „Auch Waffen?“
    „Das wird nicht notwendig sein.“
    „Ich werde mich doch vorsehen. Besser ist besser! Jetzt bin ich bereit. Kommen Sie!“
    Der Pfarrer saß an seinem Studiertische und las. Er vermutete nicht, heute noch Besuch zu bekommen, und war daher einigermaßen verwundert, als ihm der Gendarm und ein fremder Mann gemeldet wurden.
    Der Gendarm trat natürlich zuerst ein. Er hielt seinen Begleiter für irgendeinen armen Arbeiter oder Landbewohner.
    „Verzeihung, Herr Pfarrer, daß wir zu dieser späten Stunde noch stören!“ sagte er. „Aber dieser Mann hier kam zu mir, und forderte mich auf, mit ihm –“
    Er wurde von einem Ruf des Erstaunens unterbrochen, den der Pfarrer ausstieß. Dieser hatte seinen mildtätigen Besuch vom vorigen Sonntag erkannt.
    „Welche Überraschung! Der Fürst des Elends!“
    Der Gendarm öffnete den Mund und blickte abwechselnd auf den Geistlichen und auf den Mann, mit dem er gekommen war.
    „Der Fürst des Elends?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Wo denn?“
    „Nun hier, da neben Ihnen!“
    „Dieser da?“
    Dabei deutete er auf seinen Nachbar. Dieser nickte ihm lächelnd zu und sagte:
    „Ja, es ist schon so; ich bin der Fürst des Elends, und Sie sind also der Mühe entledigt, mich dem Herrn Pfarrer vorzustellen.“
    „Nein, nein; wir kennen uns bereits!“ bestätigte der Geistliche. „Bitte, mein hochverehrtester Herr! Darf ich Sie ersuchen, Platz zu nehmen?“
    Als sich die Herren gesetzt hatten, fragte der Pfarrer dann:
    „Ich nehme an, daß Sie kommen, um zu hören, wie ich Ihren Bestimmungen nachgekommen bin?“
    „O nein, Hochwürden! Ich komme heute in einer ganz anderen Angelegenheit. Haben Sie gehört, daß Eduard Hauser eingesperrt worden ist?“
    „Ja. Es war mir geradezu unglaublich.“
    „Und auch, daß man Angelika Hofmann arretiert hat?“
    „Leider! Das arme Mädchen hat in der höchsten Aufregung gehandelt. Ich hoffe, man wird sie für momentan unzurechnungsfähig erklären.“
    „Ich bin überzeugt, daß man dies tun wird. Ich belästige Sie heute vorzugsweise Hausers wegen.“
    „Meinen Sie, daß ich etwas für ihn tun kann?“
    „Ganz gewiß. Er ist unschuldig.“
    „Das nun wohl nicht!“ fiel der Gendarm ein, der bisher geschwiegen hatte und es nun an der Zeit hielt, auch ein Wort zu sagen.
    „Meinen Sie?“ fragte Arndt.
    „Wie kann er unschuldig sein?“
    „Warum wohl nicht?“
    „Man hat ja die Spitzen bei ihm gefunden, mag er auch den Brief aus anderen Gründen geschrieben

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