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62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

Titel: 62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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komm!“
    „Schön! Aber doch vorsichtig!“
    Es fehlte beiden nicht an Mut, nämlich an dem wahren Mut, aber den anderen Mut, ein solches anrüchiges Haus zu betreten, besaßen sie doch nicht. Daher sahen sie wohl etwas verlegen aus, als sie drüben eintraten.
    Der Hausdiener befand sich noch im Flur. Er musterte die Angekommenen, ließ ein leises Lächeln sehen und fragte:
    „Was wünschen Sie, meine Herren?“
    „Hier ist doch Restauration?“ fragte Robert.
    „Ei, jawohl.“
    „Nun, da können Sie sich denken, was wir wünschen.“
    „Bier und Kaffee und dergleichen gibt es hier aber nicht!“
    „Was denn sonst?“
    „Nur Wein.“
    „So trinken wir eben Wein.“
    „Schön! Kommen Sie!“
    Er führte sie weder in den unteren noch nach dem oberen Salon. Er öffnete ihnen ein kleines Zimmerchen und bat sie, da zu warten. Dann meldete er ihre Anwesenheit der Melitta.
    „Warum denn nicht in den unteren Salon?“ fragte diese.
    „Sie sind zu jung.“
    „Ach so, hm!“
    „Ich wette, daß es das erste Mal ist, daß sie ein solches Haus besuchen.“
    „Sehen sie denn so aus, als ob sie Geld besitzen?“
    „Wenigstens der eine.“
    „Sind sie hübsch?“
    „Ganz passabel.“
    „Also du hältst sie für unerfahren?“
    „Ja.“
    „Nun, da könnten wir ja einmal den Versuch machen, die beiden neuen, dummen Schafe an die Angel gehen zu lassen. Denkst du nicht?“
    „Vielleicht gelingt es.“
    „Ich will sehen.“
    Sie stieg selbst in das kleine Parterrezimmer herab, in welchem die zwei warteten. Sie gefielen ihr sofort, darum grüßte sie freundlich und fragte:
    „Sind Sie von hier?“
    „Nein“, antwortete Bertram.
    „Woher?“
    „Aus Meinhausen.“
    Das war eine kleine Stadt an der Grenze des Landes. Diese beiden jungen Leute waren also gar nicht zu fürchten. Die Melitta fragte weiter:
    „Dieses Haus ist nicht eine gewöhnliche Restauration, meine Herren. Man muß wissen, wen man bei sich hat. Darf ich erfahren, was Sie sind?“
    „Schriftsteller.“
    „Oh, das sind sehr gebildete Leute. Also sind Sie mir willkommen. Aber, sagen Sie mir, warum Sie gerade bei mir einkehren und nicht in einer anderen Restauration.“
    Robert errötete, gab aber doch die Antwort:
    „Weil wir eine Restauration dieser Gattung kennenlernen wollten.“
    „So wollen Sie nicht nur trinken?“
    „Nein. Wir möchten auch einige Ihrer Damen kennenlernen, Fräulein Melitta.“
    „Das kostet aber Geld, meine Herren. Sind Sie damit genügsam versehen?“
    Sie hatte einen mütterlichen Ton angenommen. Robert ging auf denselben ein, indem er sagte:
    „Hoffentlich werden wir ausreichen, wenn Sie uns nicht exorbitante Preise berechnen.“
    „Na, Sie gefallen mir. Ich will es also sehr gut mit Ihnen machen. Ich werde Sie zu einer jungen, sehr hübschen Dame bringen, mit der Sie machen können, was Sie wollen. Aber ich habe einen Wunsch dabei.“
    „Wir hoffen, ihn erfüllen zu können.“
    „Das Mädchen weiß noch nicht, in was für einem Haus sie sich befindet. Sie denkt, meine Dienerin zu sein. Sie müssen ihr also die Wahrheit verschweigen.“
    „Ganz nach Ihrem Belieben.“
    „Ich werde ihr sagen, daß Sie Verwandte von mir sind, Cousins, welche mich besuchen, und sie Ihnen dann zuschicken. Das andere ist Ihre Sache.“
    „Dürfen wir wissen, wie sie heißt?“
    „Sie heißt Magda.“
    Bertram fühlte sich enttäuscht. Die Bemerkungen der Melitta hatten auf seine Schwester gepaßt. Er hatte schon geglaubt, mit ihr zusammenzukommen. Jetzt sah er, daß er sich geirrt habe. Darum sagte er:
    „Aber wir sind doch zwei!“
    „Sie möchten zwei Damen?“
    „Freilich!“
    „Nun, warten wir erst ab, wie Sie der ersten gefallen. Gewinnt einer von Ihnen ihre Zuneigung, so sende ich dem anderen eine zweite, welche auch noch nicht weiß, wo sie sich befindet.“
    „Wie heißt diese?“
    „Nennen Sie das Mädchen, wie Sie wollen. Ich habe ihr noch keinen Namen gegeben. Sie müssen nämlich wissen, daß wir selten eine bei ihrem eigentlichen Namen rufen. Also, Sie sind meine Cousins!“
    „Ja. Wie lange bleibt man bei Ihnen?“
    „Ganz nach Belieben. Meinetwegen bis morgen früh. Jetzt bitte, mir zu folgen!“
    Sie stieg mit ihnen zwei Treppen empor und öffnete da ein hübsches, trauliches und wohldurchheiztes Zimmer, in welchem zwei Betten standen.
    „Hier ist es“, sagte sie. „Warten Sie nur einige Augenblicke.“
    Sie entfernte sich. Die beiden Jünglinge blickten sich erregt an. Sie wagten gar nicht, sich hier

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