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62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

Titel: 62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er ihm seine Weisungen, wie er sich sodann in Helfenstein zu verhalten habe.
    „Aber Sie? Was tun Sie jetzt?“ fragte Wunderlich.
    „Ich gehe voran nach Helfenstein.“
    „Zu Fuß, in diesem Schnee?“
    „Pah!“
    Was machte er sich aus einer Wanderung durch den Schnee! Er befand sich in der Heimat, und indem er so die Straße dahinschritt, welche nach dem Forsthaus führte, in welchem er geboren war, kam die Erinnerung an vergangene Zeiten mit aller Macht über ihn.
    Als er die Stelle erreichte, an welcher er, der Flüchtling, damals seinem Sonnenstrahl begegnet war, ohne daß sie ihn erkannt hatte, blieb er stehen und faltete die Hände.
    „Welch ein Tag damals!“ flüsterte er. „Und, ist es jetzt etwa besser?“
    Er sah das alte Forsthaus, an welchem er vorüberschritt; er erblickte das neue Schloß, nun auch bereits zwanzig Jahre alt, und dann sah er das Dorf vor sich liegen.
    Unter den alten Waldbäumen stehend, machte er Toilette. Er sah ganz aus wie ein einfacher Landbewohner. Er schritt durch das Dorf und blieb vor der Schmiede stehen. Die Tür stand offen. Funken sprühten vom Amboß. Der alte Wolf stand dabei und handhabte den großen, schweren Schlaghammer wie ein Junger, und sein Sohn sekundierte ihm. Während einer Pause warf der Alte einen neugierigen Blick auf den Fremden. Dieser wischte sich mit der rechten Hand das Auge. Sofort trat Wolf heraus.
    „Heda, Landsmann“, fragte er. „Wo da her?“
    „Von dort.“
    Dabei zeigte Arndt nach der Richtung hin, aus welcher er gekommen war.
    „Und wo da hin?“
    „Wieder zurück.“
    „Brauchst du Zigarrenfeuer?“
    Der Alte hatte das Zeichen verstanden und wollte ihn in die Schmiede haben. Darum antwortete Arndt:
    „Deshalb kam ich her.“
    „So komm herein!“
    Das wurde getan wegen einiger halbwüchsiger Burschen, welche sich in der Nähe mit Schneebällen warfen.
    Als Arndt sich in der Schmiede befand, warf der Alte die Tür zu und fragte:
    „Wohl Botschaft?“
    „Ja.“
    „Von welchem?“
    „Wirst's sehen. Da.“
    Er zog den Brief heraus und gab ihn hin. Wolf öffnete ihn und las den Zettel, ohne sich eines geschriebenen Schlüssels zu bedienen. Das war ihm so geläufig, daß man annehmen mußte, er habe solche Briefe bereits in großer Anzahl erhalten. Er nickte dann mit dem Kopf und sagte:
    „Es ist gut und wird besorgt. Warum kommt heute der gewöhnliche Bote nicht?“
    „Ist krank.“
    „Hoffentlich bist du ebenso sicher, he?“
    „Denke es wohl. Auch soll ich eine Quittung mitbringen.“
    „Quittung? Wieso? Warum?“
    „Zum Zeichen, daß du den Brief erhalten hast.“
    „Ach so! Weil du ein neuer bist. Wie soll diese Quittung beschaffen sein?“
    „Gleich auf den Brief, den ich wieder mitnehmen soll, und darunter dein Name.“
    „Schön! Wird besorgt. Warte einen Augenblick!“
    Er begab sich nach der Stube und brachte dann die Quittung. Sie bestand, wie Arndt begehrt hatte, aus dem Brief, den er überbracht hatte, und aus den von dem Schmied mit starken Buchstaben darunter geschriebenen Worten:
    ‚Gelesen. Wird geschehen. Wolf, Schmied in Helfenstein‘.
    „So!“ sagte der Alte. „Bist du zufrieden?“
    „Ja.“
    „So gehe in die Stube und trink einen Schnaps! Komm!“
    Arndt ging mit und goß sich mit Todesverachtung den schlechten Kornbranntwein in den Mund.
    „Hoffentlich weißt du, was so ein Auftrag zu bedeuten hat?“ meinte der Schmied.
    „Das versteht sich!“
    „Und läßt meine Quittung nicht in falsche Hände kommen?“
    „Wer sollte sie bekommen, als nur der König?“
    „Kennst du ihn?“
    „Nein.“
    „Das heißt, gesehen hast du ihn und auch mit ihm verkehrt; aber wer er ist, das weißt du nicht?“
    „So ist es.“
    „Hat er noch anderen geschrieben?“
    „Ja.“
    „Wem?“
    „Dem Obersberger.“
    „Das weißt du?“
    „Warum nicht?“
    „Hm! So ist der König mit dir vertrauter als mit deinem Vorgänger. Warst du beim letzten Mal dabei?“
    „Ja.“
    „Das soll eine ganz verdammte Geschichte gewesen sein!“
    „Weil du gefehlt hast. Der König ist teufelswild.“
    „Ich kann nichts dafür und werde übrigens diese Schlappe bald auswetzen.“
    „Dann adieu.“
    „Adieu! Laß dich nicht erwischen!“
    Arndt wendete sich jetzt dem Kirchhof zu. Hinter einer dicht beschneiten Hecke veränderte er sein Äußeres, so daß er wieder das vorherige Aussehen bekam.
    Als er in das Wohnhaus des Totengräbers trat, fand er diesen mit seiner Frau beim Mittagsmahl sitzen. Er wurde nach seinem

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