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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schrie sie. „Du hier mit der Leda! In diesem Aufzug! Auf diesem Sofa! Also deshalb hattest du so lange Zeit zu tun!“
    Nun folgte eine Flut von Verwünschungen, eine Eruption glühendster Eifersucht, welche gar nicht zu beschreiben ist. Er hörte ganz ruhig zu. Endlich aber fragte er sie doch:
    „Wie aber kommst du hierher? In diesem Aufzug?“
    „Ich? Ich bin herbefohlen worden durch Hoheit, welche die Gnade hatten, mich als Modell –“
    Sie kam nicht weiter. Herr Léon Staudigel hatte den verkleideten Ballettmeister erblickt. Ein Gedanke schoß durch seinen Kopf.
    „Wer ist das?“ fragte er. „Du als Mann verkleidet; hier vielleicht ein Mann als Frau verkleidet! Wollen doch einmal sehen: Herunter mit der Larve!“
    Er riß die Maske weg und schlug die Hände zusammen.
    „Der Ballettmeister!“ rief er aus. „Ah! Habe ich das saubere Pärchen erwischt? Man gibt sich ein Stelldichein und spielt gegen mich den Richter? Euch soll der Teufel holen! Euch beide will ich springen lassen!“
    Aber niemand war so erschrocken und verblüfft, als eben der Ballettmeister und Frau Staudigel.
    „Sie sind es?“ stieß sie hervor.
    „Und Sie sind es?“ fragte er ebenso.
    Und während sie sich anstaunten, trat der Wirt herein, mit einem Papier in der Hand.
    „Herrschaften verzeihen!“ sagte er. „Darf ich mir gestatten, die Rechnung vorzulegen?“
    „Für wen?“ fragte die Frau des Claqueurs.
    „Für diesen Herrn.“
    Dabei deutete er auf ihren Mann.
    „Wie hoch ist diese Rechnung?“ erkundigte sie sich.
    „Gerade sechzig Gulden.“
    „Sechzig Gulden! Herr, mein Heiland! Wie lange Zeit hat er da schon geborgt?“
    „Gar nicht. Es ist für das heutige Souper.“
    „Was? Wie? Für das Abendessen heute?“
    „Ja.“
    Da faßte sie ihren Mann beim Kragen und schrie:
    „Mensch, bist du verrückt! Sechzig Gulden an dieses Frauenzimmer zu wenden! Ich werde dich –“
    „Guten Abend die Herrschaften!“ ertönte es laut hinter ihnen, und als sie sich umblickten, stand Holm da.
    „Verzeihung, daß ich störe. Ich bitte mir den Herrn Paukenschläger Hauk aus. Wir müssen nach Hause.“
    Hauk nahm die Maske ab, warf den Regenmantel um, verbeugte sich gegen alle und sagte dann:
    „Besten Dank, mein süßer Léon! Ich habe noch nie in meinem Leben so fein gespeist. Jetzt kannst du dafür deine Alte küssen. Gute Nacht, meine Herrschaften!“

SECHSTES KAPITEL
    Am Spieltisch
    Es war am Vormittag desselben Tages, an welchem des Abends jene aufregende Theatervorstellung stattfand. Der aus der Residenz kommende Zug lief in den Perron ein, und ihm entstieg unter anderen Passagieren auch der bekannte Jude Salomon Levi.
    Was mochte er hier in Rollenburg zu tun haben?
    Er hatte heute ein förmlich festtägliches Aussehen. Sein sonst mit rauhen Bartstoppeln bedecktes Gesicht war glatt rasiert. Er schien sich heute überhaupt einmal sorgfältig gewaschen und gereinigt zu haben, und wenn auch sein Anzug nach einem jetzt längst veralteten Schnitt gefertigt war, so mußte man ihn doch wenigstens sauber und fleckenlos nennen.
    Der alte Jude hielt sich gar nicht auf dem Bahnhof auf, sondern er ging sogleich nach der Stadt und schlug, in derselben angekommen, die Richtung nach dem Schloß ein.
    Als Landesgefangenenanstalt war dasselbe nicht leicht zugänglich, sondern von einer hohen Mauer umgeben. Ein einziges Tor führte in das Innere. Dort angekommen, zog Levi an der Glocke.
    Im Inneren der Mauer und des Tors stand der wachhabende Militärposten. Dieser öffnete einen kleinen Schieber und blickte durch die so entstandene Öffnung hinaus. Er sah auf den ersten Blick, daß er es mit einem Israeliten zu tun habe und fragte in barschem Ton:
    „Wer da draußen?“
    „Wer da draußen, haben Sie gefragt? Ich bin es, der da draußen ist, gnädiger Herr von der Schildwache!“
    „Das sehe ich, daß Sie es sind! Aber wer sind Sie denn?“
    „Ich bin der Herr Salomon Levi aus der Wasserstraße in der Hauptstadt, ein Handelsmann von allerlei Gold und Geschmeide.“
    „Was wollen Sie?“
    „Ist nicht der Direktor des Zuchthauses mit seinem Namen ein Herr Hauptmann und Regierungsrat von Scharfenberg?“
    „Ja.“
    „Und ist nicht bei ihm zu Besuch der Herr Leutnant, welcher sich nennt Bruno von Scharfenberg?“
    „Ja.“
    „Diesen Herrn Leutnant suche ich.“
    „Ist's notwendig?“
    „Ja. Es ist eine Sache vom Geschäft, welche sich läßt nicht aufschieben einige Augenblicke.“
    „So will ich Sie einlassen.“
    Das Tor

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