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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine so lange Zeit haben Sie mich und andere der fürchterlichen Gefahr der Ansteckung ausgesetzt! Welche Nachlässigkeit! Welch eine unverzeihliche Gewissenlosigkeit!“
    „Herr Intendant!“ bat Werner.
    „Was noch!“
    „Ich hatte Angst um meine Stelle!“
    „Das glaube ich wohl. Ich bin auch ein Mensch; ich hätte zwar meine Pflicht tun müssen, aber ich hätte auch Ihre Armut berücksichtigt. Jetzt nun haben Sie sich freilich eine solche Berücksichtigung verscherzt. Ich muß Sie entlassen.“
    „Herrgott!“
    „Ja, und zwar augenblicklich!“
    „Das werden Sie nicht tun, gnädiger Herr!“
    „Warum nicht, he?“
    „Sehen Sie diese Familie! Ich wäre verloren!“
    „Daran sind Sie nur selbst schuld. Sie müssen doch einsehen, daß ich Sie nicht in Berührung mit meinem Personal kommen lassen darf!“
    Werner blickte starr vor sich nieder. Er biß sich in die Lippe, um die Tränen zu besiegen. Dann bat er:
    „Behalten Sie mich wenigstens so lange, bis ich eine andere Anstellung gefunden habe!“
    Der Intendant lachte laut und höhnisch auf und antwortete:
    „Da müßte ich Sie für immer behalten. Kein Mensch wird den Mann einer krebskranken Frau engagieren. Nein, nein! Sie haben fünf Gulden für diese Woche pränumerando erhalten. Sie sind entlassen und haben nichts mehr zu fordern!“
    Da raffte sich Werner zu der Bemerkung auf:
    „Herr Intendant, wir haben Kündigung!“
    „Unter gewöhnlichen Verhältnissen, ja; in diesem Fall aber nicht.“
    „Kein Mensch kann für Krankheit!“
    „Richtig! Aber Sie haben diese Krankheit verheimlicht. Ich bleibe bei meiner Entscheidung und verbiete Ihnen, mir oder irgendeinem meiner Untergebenen nahe zu kommen! Wer nicht hören will, der muß fühlen! Adieu!“
    Er schritt stolz erhobenen Hauptes zur Tür hinaus.
    Als er fort war, gab es eine Szene, welche unmöglich beschrieben werden kann, und es dauerte lange Zeit, ehe sich die Aufregung legte und die Tränen zu fließen aufhörten. Werner saß am Tisch und hatte den Kopf in die Hand gestemmt. Es summte ihn um die Ohren. Er sann und sann, um auf einen rettenden Gedanken zu kommen, doch vergeblich.
    Da trat Emilie zu ihm hin und fragte:
    „Vater, denkst du nicht, daß ein gutes Wort noch helfen würde?“
    „Bei dem Intendanten?“
    „Ja. Vielleicht hat er Mitleid.“
    „Der und Mitleid! Nein. Er würde mich ganz einfach hinauswerfen lassen!“
    „Wir dürfen trotzdem den Mut nicht sinken lassen. Vielleicht findest du eine andere Anstellung.“
    „Bei wem?“
    „Oh, es gibt doch der Anstellungen so verschiedene.“
    „Wer aber nimmt einen Mann, dessen Kräfte bereits von anderen ausgebeutet worden sind?“
    „Nun, so sind wir gezwungen, nach Arbeit zu suchen, anstatt nach einer Anstellung.“
    „Was soll ich arbeiten?“
    „Was sich dir bietet. Wenn du doch einmal in die Blätter sehen wolltest! Vielleicht steht etwas darin.“
    „Möglich! Aber die Hilfe, welche mir nötig ist, finde ich doch nicht. Steuern, Mietzins – Gott, ich habe so sehr viel zu bezahlen. Selbst wenn ich Arbeit finde, werde ich nicht sofort etwas verdienen.“
    „Gott wird dir helfen, lieber Vater! Verzage nur nicht! Willst du nicht in die Blätter sehen?“
    Er nickte trüb vor sich hin.
    „Du hast recht. Tränen helfen nichts. Ich werde gehen, um nachzusehen.“
    „Da drüben im Büdchen wird das Residenzblatt gelesen. Da kannst du hineinsehen, ohne, daß du eine große Zeche zu machen brauchst.“
    „Gut ich gehe!“
    Er hatte keine Hoffnung, etwas Passendes zu finden. Dennoch folgte er dem Rat seiner Tochter.
    Der Kunstreiter saß noch drüben. Er hatte seinen Bruder gehen sehen, und war doch noch geblieben, um sich zu überlegen, wie er wohl am besten und unauffälligsten an Werner kommen könne. Da sah er ihn quer über die Straße herüberkommen. Er hörte ihn eintreten und grüßen. Der Wirt antwortete:
    „Guten Tag, Herr Nachbar! Womit kann ich dienen?“
    „Darf ich nicht einmal in das Blatt sehen?“
    „Ja. Warten Sie ein Weilchen. Da drinnen sitzt ein Herr, welcher noch liest. Wenn er fertig ist, hole ich es heraus. Sie sehen ja recht verstimmt aus?“
    „Ich habe auch alle Ursache dazu.“
    „Es ist Ihnen doch nichts Böses widerfahren?“
    „O doch! Ich habe meine Stelle verloren.“
    „Nicht möglich!“
    „Warum nicht? In dieser Welt ist alles möglich. Nun will ich in das Blatt sehen, ob ich nicht vielleicht etwas Passendes finde. Aber wenn ich warten soll, so falle ich Ihnen hier

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