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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fünfuhrzug nach Rollenburg zu fahren. Werden Sie bis dahin fertig sein können?“
    „Gewiß“, antwortete Emilie.
    „So erwarte ich Sie auf dem Bahnhof. Jetzt aber muß ich aufbrechen, da ich noch einige Kleinigkeiten zu besorgen habe. Auf Wiedersehen!“

VIERTES KAPITEL
    Das Geheimnis der Geldbörse
    Als Max Holm sich nach seiner Rückkehr vom Bellevue von dem Fürsten von Befour getrennt hatte, zog er es vor, noch nicht nach Hause zu gehen. Die Erinnerung an die Anwesenheit der Amerikanerin trieb ihm noch jetzt das Blut in die Wangen.
    Er steckte sich kein bestimmtes Ziel, sondern er schlenderte ganz nach Zufall durch die beschneiten Straßen und gelangte so an den Schloßteich. Dort wollte er dem lustigen Treiben der Schlittschuhläufer zuschauen, ohne sich der Kälte des winterlichen Tages auszusetzen, und so trat er in die Restauration, in welcher vor nicht langer Zeit Bertram und Fels miteinander gesessen hatten.
    Es gab da eine Reihe kleiner Zimmerchen, welche alle wohl durchheizt waren. Er nahm in einem derselben Platz und wurde bald von einem Kellner bemerkt, welcher ihm ein Glas Punsch bringen mußte.
    Dann legte er sich in die Ecke seines Sitzes zurück und ließ den Blick durch das Fenster hinaus in die Ferne schweifen.
    Nach einiger Zeit ließen sich von der anderen Seite her im Nebenzimmer Schritte hören.
    „Allerliebste Kabinetts“, sagte eine Frauenstimme.
    „Und vortrefflich geheizt“, bemerkte eine zweite.
    „Bleiben wir hier?“
    „Ja, setzen wir uns. Gerade von hier aus ist die Aussicht reizend. Ist vielleicht jemand nebenan?“
    Es kam jemand an die Portiere. Er hörte sagen:
    „Niemand. Es ist leer.“
    „Schön! Man sagt doch zuweilen etwas, was nicht für jedermanns Ohr ist. Gib einmal dort die Zeitung her.“
    Diejenige, welche in das Zimmer geblickt hatte, war nicht sorgfältig gewesen. Sie war nicht vollständig hereingekommen und hatte ihn nicht in seiner Ecke sitzen sehen. Er ging mit sich zu Rate, ob er sich bemerkbar machen solle oder nicht, doch ehe er sich entschieden hatte, kam der Kellner, bei dem die beiden Damen Tee bestellten. Sie erhielten ihn, ohne daß sie Gelegenheit gefunden hätten, zu erfahren, daß das benachbarte Zimmer doch nicht leer sei. Dann entfernte sich der dienstbare Geist.
    Max Holm hörte das Klirren der Teelöffel, das leise Schlürfen der Lippen und dann und wann ein leichtes Rascheln des Papieres, woraus er schloß, daß man mit der Zeitung beschäftigt sei.
    Schon machte er sich Vorwürfe, nicht anständig zu handeln. Seine Gewissenhaftigkeit trieb ihn, durch irgendein Zeichen seine Anwesenheit zu erkennen zu geben. Er holte auch bereits Atem, um sich in einem Räuspern bemerkbar zu machen. Dieses Räuspern aber verklang in einem lauten Ruf, welcher ganz in demselben Augenblick im Nebenzimmer ertönte.
    „Himmeldonnerwetter!“
    Dieses Wort erklang denn doch als für einen Frauenmund zu kräftig. Holm horchte auf. Feine Damen konnten diese beiden denn doch nicht sein.
    „Was ist's“, fragte die andere.
    „Siehst du sie, Mutter?“
    „Wen denn?“
    „Das Frauenzimmer da rechts nicht weit von der Bude des Schlittschuhverleihers!“
    „Welche denn? Es stehen mehrere dort.“
    „Die mit dem großen braunen Amazonenhut. Es steht noch eine zweite dabei.“
    „Ja, ich sehe sie. Sie sind erst jetzt gekommen. Was ist es mit den beiden?“
    „Wie? Das fragst du mich?“
    „Natürlich! Du tust ja ganz erschrocken!“
    „Kennst du sie denn nicht?“
    „Nein.“
    „So hast du, weiß Gott, gar keine Augen im Kopf!“
    „Sie stehen mit dem Rücken nach uns zu. Man kann ihre Gesichter ja nicht sehen.“
    „So warte, bis sich eine oder die andere einmal herumdreht!“
    Holm blickte durch das Fenster. Er erkannte – die Leda. Nun fiel es ihm nicht ein, seine Anwesenheit zu verraten.
    „Da kann ich warten“, sagte die, welche von der anderen Mutter genannt worden war. „Wer ist sie denn, daß du dich durch ihren Anblick so aus dem Häuschen bringen läßt?“
    „Ja, ich bin fast erschrocken, aber nur auf eine freudige Weise. Denk dir, es ist die Editha von Wartensleben.“
    „Was du sagst!“
    „Ja, ich habe sie sofort wiedererkannt.“
    „Wirst du dich nicht irren?“
    „Nein; eine Täuschung ist ganz unmöglich. Solche Gesichter merkt man sich genau.“
    „Hm! Da dreht sie sich um!“
    „Nun, kennst du sie?“
    „Ja. Bei Gott, sie ist es!“
    „Nicht wahr? Wir müssen sofort hinaus.“
    „Warum?“
    „Wir müssen sehen, wo sie

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