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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hinabzuführen. Machen Sie kein Geräusch. Sie lassen keinen entkommen. Ich selbst werde eintreten.“
    Sie schlichen sich hinter ihm bis höchstens drei Schritte vor die Tür. Dort blieben sie stehen. Er aber trat an den Eingang, lehnte sich an den Türpfosten und blickte vorsichtig hinein.
    Hinten in der Ecke schaufelte Wunderlich die Kohlen zur Seite. Der Leutnant leuchtete.
    „Hier ist sie“, sagte der erstere. „Die Schaufel macht zu viel Lärm. Bitte, greifen Sie zu! Wir wollen Sie unter den Kohlen hervorziehen.“
    „O weh, meine Hände!“ brummte Scharfenberg. „Wo tue ich denn die Laterne hin?“
    „Da an der Wand ist ein Haken. Hängen Sie sie auf!“
    Dann faßten sie die Presse an und hoben sie aus dem Kohlenhaufen hervor.
    „Schwerer als ich dachte!“ sagte der Leutnant, indem er seine schwarz gewordenen Hände an dem Schlafrock Wunderlichs abwischte.
    „Ja. So im ganzen könnten wir sie gar nicht in die Grube bringen. Jetzt wollen wir sie zerlegen. Aber, bitte, reinigen Sie sich die Finger noch nicht. Sie müssen mir noch helfen.“
    „Der Teufel hole dieses unsaubere Geschäft.“
    Sie begannen zu arbeiten. Es dauerte nicht lang, so war die Presse zerlegt. Dann sagte Wunderlich:
    „So, fertig. Jetzt werde ich die Bretter von der Grube nehmen. Hinunterwerfen dürfen wir diese schweren Stücke freilich nicht; das würde zu viel Geräusch verursachen. Wir lassen sie hinab! Hier hängt ein alter Strick, der dazu geeignet ist. Fassen Sie an! Wir können gleich jeder ein Stück mitnehmen.“
    Jeder der beiden wollte ein Stück der auseinandergenommenen Presse vom Boden aufheben; da aber erklang es vom Eingang her:
    „Laßt die Presse liegen.“
    Sie fuhren empor und herum.
    „Alle guten Geister –“, rief Wunderlich.
    „Donnerwetter!“ entfuhr es dem Leutnant.
    Der Fürst trat einen Schritt weiter herein. Der Schein der Laterne fiel auf ihn, und der Leutnant erkannte ihn. Er trat erschrocken zurück und sagte:
    „Der Fürst des Elends!“
    „Ja, der bin ich. Guten Morgen, meine Herren!“
    „Guten Morgen!“ antwortete Wunderlich in der Angst seines Herzens.
    „Darf ich fragen, womit Sie sich hier unterhalten?“
    Der Leutnant war als Offizier geistesgegenwärtiger als der Rentier. Er hatte sich ziemlich rasch gefaßt und antwortete:
    „Und darf ich fragen, was Sie hier wollen?“
    „Ich wollte sehen, ob Sie die Wahrheit gesagt haben.“
    „Welche Wahrheit?“
    „Sie entsinnen sich doch jedenfalls, behauptet zu haben, daß Sie Herrn Wunderlich nicht kennen?“
    „Das sagte ich allerdings.“
    „Es war nicht die Wahrheit!“
    „Es war die Wahrheit!“
    „Ah! Und hier sind Sie bei ihm?“
    „Ja, aber einfach infolge Ihrer Mitteilung.“
    „Wunderbar.“
    „Das ist gar nicht wunderbar, sondern sehr begreiflich.“
    „Bitte, wollen Sie es mir begreiflich machen?“
    „Dazu fühle ich mich nun gerade nicht berufen.“
    „Das ist schade!“
    „Wer nun schwer zu begreifen vermag, der mag in die Schule gehen, um seine Geisteskräfte auszubilden. Ich aber bin weder Professor noch Schulmeister.“
    „Aber Falschmünzer!“
    „Herr –“
    „O bitte, schreien Sie nicht so laut! Es liegt in Ihrem eigenen Interesse, daß die Bewohner dieses Hauses nicht aus dem Schlaf geweckt werden. Sie würden sich wundern, den Herrn Leutnant von Scharfenberg bei so einer schmutzigen Beschäftigung zu erblicken.“
    „Es kann allen Menschen sehr gleichgültig sein, womit ich mich beschäftige.“
    „Selbst dann, wenn Sie sich des Nachts mit einer Banknotenpresse beschäftigen?“
    „Selbst dann! Übrigens soll es ja eben jetzt untersucht werden, was für ein Instrument wir hier vor uns haben.“
    „Ah, Sie wissen es noch nicht?“
    „Nein. Sie sagten mir, daß dieser Herr Wunderlich gesagt habe, daß ich mit falschen Banknoten umgehe. Das konnte ich nicht auf mir liegenlassen. Ich eilte natürlich hierher, um ihn zur Rede zu stellen.“
    „Wie umsichtig von Ihnen! Sie weckten ihn aus dem Schlaf? Und er zeigte Ihnen, dem Unbekannten, sofort die Presse?“
    „Ja. Er stellte in Abrede, etwas von dem, was Sie mir mitgeteilt hatten, zu wissen. Er sagte, wenn hier irgendein Verdacht, der jedenfalls unbegründet sei, vorliege, so könne es nur infolge eines alten, eisernen Werkzeugs sein, welches er unter den Kohlen gefunden habe.“
    „Wunderbar! Er wußte nicht, wozu dieses alte Werkzeug bestimmt sein könne?“
    „Nein.“
    „Wie ist es unter seine Kohlen gekommen?“
    „Es mag

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