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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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entgehen werde. Nur zunächst seine Spur finden. Kommen Sie!“
    Er trieb sein Pferd zu größerer Eile. Sie schlugen die Richtung nach dem Petrikirchhof ein.
    Dieser lag etwas höher als das Flußufer. Dort, auf dem Wasser, lag noch der Nebel, begann sich aber in dichten Ballen und Schwaden abzulösen, um sich langsam zu erheben. Eine Fernsicht gab es noch nicht.
    Am Kirchhof stand ein Polizeiposten, welcher den Fürsten, der ohne Maske war, ehrerbietig grüßte.
    „Seit wann stehen Sie hier?“ fragte Befour.
    „Seit der Flucht des Hauptmanns.“
    „Recht so! Hat es Passanten gegeben?“
    „Keinen einzigen.“
    „Danke!“
    Er lenkte sein Pferd nach den Scheunen, unter deren einer die Kindesleiche versteckt gewesen war.
    „Verstehen Sie, weshalb ich diese Richtung einschlage?“ fragte er Holm.
    „Ja, sehr gut.“
    „Nun?“
    „Der Flüchtling soll sich nach dem Fluß gewendet haben. Wenn wir von hier aus parallel mit dem Ufer über die Wiesen reiten, müssen wir auf seine Spur treffen.“
    „Richtig; also kommen Sie!“
    Er ritt voran, mit dem Auge den Boden genau und scharf betrachtend. Bereits nach kurzer Zeit hielt er an, deutete auf eine Stelle des feuchten Wiesengrunds und sagte, befriedigt mit dem Kopf nickend:
    „Sehen Sie diese Reihe von Löchern, welche da quer über die Wiese nach dem Fluß führen?“
    „Ja. Da ist jemand gegangen. Das sind Fußstapfen.“
    „Bemerken Sie eine Eigentümlichkeit der Stapfen?“
    „Sie zeigen an der Ferse eine schnittartige Fortsetzung. Der, welcher hier gegangen ist, hat unbedingt Sporen getragen.“
    „Also der Hauptmann.“
    „Man könnte darauf schwören.“
    „Folgen wir der Spur.“
    Sie ritten auf der Fährte weiter, bis sie das Ufer des Flusses erreichten. Das war gerade an einer Stelle, an welcher sich eine Überfahrt befand. Der Fährmann stand dabei und blickte mit finsterem Ausdruck stromabwärts. Als er die Reiter erblickte, machte er ein verwundertes Gesicht, grüßte aber höflich.
    „Guten Morgen!“ dankte der Fürst. „Wann pflegt ihr hier Tagewerk zu beginnen?“
    „Beim Anbruch des Tages; das ist jetzt ziemlich spät.“
    „Des Nachts ist kein Fährmann hier?“
    „Nein, denn um diese Zeit fährt kein Mensch über.“
    Der Fürst stieg vom Pferd und trat an das Ufer, um den schlammigen Boden desselben zu untersuchen. An fünf Pfählen hingen ebenso viele Fährboote. Ein sechster Pfahl war ledig; aber gerade um diesen Pfahl herum bemerkte man eine große Anzahl Eindrücke eines Sporenstiefels.
    „Hat auch hier ein Boot gehangen?“ fragte der Fürst.
    „Ja. Aber da ist während der Nacht irgendein Halunke gekommen, der es losgebunden hat, um es schwimmen zu lassen. Es kommt sehr oft vor, daß uns solche Streiche gespielt werden. Ich habe meinen Sohn abwärts geschickt, um zu sehen, ob das Boot zu finden ist.“
    „Hm! Der Mann, welcher hier gewesen ist, hat das Boot nicht leer schwimmen lassen. Er ist eingestiegen.“
    „Wie will man das wissen können?“
    „Sehr einfach! Seine Spuren führen zwar her, aber nicht wieder zurück. Wissen Sie, was während der Nacht da in der Residenz geschehen ist?“
    „Ja, der gefangene Hauptmann soll entwichen sein.“
    „Richtig. Er ist hierhergekommen und in Ihrem Boot an das andere Ufer gefahren.“
    „Sapperlot! Sollte er es wirklich gewesen sein?“
    „Ja, Herr Doktor, bitte, reiten Sie mit den beiden Pferden schleunigst zurück und über die nächste Brücke an das andere Ufer. Ich fahre über. Da treffen wir uns.“
    Holm nahm das Pferd des Fürsten am Zügel und sprengte davon. Der letztere aber stieg in das Boot und befahl dem Fährmann, ihn überzufahren, doch in solcher Richtung, daß er an den letzten Häusern anlege.
    Dies geschah. Drüben angekommen, stieg der Fürst aus, bezahlte den Fährmann und ging dann langsam am Wasser aufwärts, um nach Spuren zu suchen.
    Als Holm mit den Pferden kam, sah er ihn am Ufer stehen und winken. Er ritt hin zu ihm.
    „Sehen Sie, Doktor, hier ist er ausgestiegen. Er hat das Boot schwimmen lassen und ist da schräg hinauf nach der Straße gegangen. Wir folgen natürlich.“
    Er stieg auf, und nun lenkten sie nach der Straße ein, wo die Fußstapfen sich zwischen den vielen Wagenspuren verloren.
    „Warum ist er nicht am anderen Flußufer geblieben?“ fragte Holm. „Das muß doch einen Grund haben.“
    „Natürlich. Er will nach der nächsten Grenze; das versteht sich ganz von selbst. Die Grenze liegt aber droben im Gebirge, und auf der

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