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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit!“
    „Ja, das will ich. Sie werden mich nicht unglücklich machen. Sie sind ein so gütiger Herr. Sie werden mir einen guten Rat erteilen.“
    „Sehr gern, wenn ich nur weiß, um was es sich handelt.“
    „Sie sollen es erfahren. Wenn wir jetzt Anzeige machen, denken Sie da, daß der Kollekteur arretiert wird?“
    „Sofort.“
    „Und der Jude auch?“
    „Ja, auch.“
    „Ach, da muß ich erst vorher zu ihm.“
    „Warum?“
    „Das kann ich Ihnen hier auf offener Straße nicht sagen. Die Leute würden es mir am Mund ablesen. Hier ist eine kleine, stille einsame Schankwirtschaft. Gehen wir für einige Minuten da hinein, Herr Doktor.“
    Zander stimmte gern bei. Die Gaststube war ganz leer. Nachdem sie sich zwei Gläser Bier hatten geben lassen, konnten sie miteinander sprechen, ohne von jemandem belauscht und beobachtet zu werden.
    Und nun begann Herold sein Geständnis: seine Armut, die Furcht, die entsetzliche Furcht vor der Erblindung, die Angst um die Zukunft, die Abhängigkeit von dem Juden, die Verlockung desselben und das endliche Geraten in die Falle. Am Schluß sagte er:
    „So, jetzt wissen Sie alles! Nicht wahr, ich bin verloren; ich muß mich anzeigen?“
    „Nein“, antwortete Zander, welcher die Erzählung mit ernster Teilnahme angehört hatte. „Niemand ist verpflichtet, sich selbst anzuzeigen. Es genügt, daß Sie Ihr Vergehen bereuen und es möglichst ungeschehen machen.“
    „Wie kann ich das? Wenn ich mich nicht selbst anzeige, so wird der Jude falsches Geld machen oder machen lassen!“
    „Das wird er nicht; dafür lassen Sie mich sorgen.“
    „Und wenn man einst die Platten bei ihm findet, so wird er gestehen müssen, von wem sie sind. Dann bin ich trotz alledem verloren.“
    „Nein. Die Not und die Angst haben Sie dem Juden in die Hände getrieben; aber ich glaube nicht, daß Gott will, Sie sollen daran zugrunde gehen. Lassen Sie sich Ihre Platten wiedergeben.“
    „Wann?“
    „Jetzt, sofort, ehe Salomon Levi arretiert wird. Denn dann würde es zu spät sein.“
    „Sie denken, er gibt sie mir zurück? O nein; das wird ihm gar nicht einfallen!“
    „Mit Gewalt gelingt es Ihnen allerdings nicht; aber mit List werden Sie ihn so weit bringen. Wieviel Platten haben Sie gefertigt?“
    „Nur eine vollständig; die andere ist noch in Arbeit. Beide sollten zur Fabrikation von Guldenscheinen verwendet werden.“
    Die Platten zu den Fünfzigguldenscheinen, welche Scharfenberg an den Mann bringen sollte, waren nämlich nicht von Herold, sondern von einem anderen angefertigt worden.
    „Gehen Sie jetzt zu ihm. Ich warte hier. Machen Sie ihm etwas weis, daß Sie die fertige Platte für einen Augenblick zurückbrauchen. Es wird sich doch eine glaubhafte Ausrede finden lassen.“
    „Oh, diese finde ich schon!“
    „Nun, so säumen Sie auch nicht. Wie gesagt, ich erwarte Sie hier. Aber verraten Sie ja nicht, daß Sie von der Lotterieangelegenheit etwas erfahren haben.“
    Der Graveur entfernte sich. Er kam zu dem Juden, als eben Scharfenberg zum zweiten Mal von demselben fortgegangen war. Salomon Levi wunderte sich, Herold wieder bei sich zu sehen. Er wollte bereits einige Besorgnis hegen in Beziehung auf das Lotterielos; daher beruhigte es ihn, als Herold nach der Platte fragte.
    „Sie ist nicht bei mir. Es hat sie ein anderer, um die Arbeit zu beurteilen.“
    „Wie schade! Ich wollte, Sie hätten sie noch da!“
    „Warum?“
    „Mir ist soeben eingefallen, daß sich ein großer Fehler darin befindet, ein sehr großer Fehler.“
    „Welcher Fehler?“
    „Ich habe ein e stehen lassen anstatt einem e, und in der fertigen Platte ist es ebenso.“
    „Das ist doch kaum möglich!“
    „Oh, ich kannte den Fehler, habe aber vergessen, ihn zu entfernen. Erst vorhin fiel mir diese Vergeßlichkeit ein.“
    „Geht es denn zu ändern?“
    „Jetzt läßt es sich noch ätzen, später nicht.“
    „Verdammt unangenehm! So ist es am Ende am besten, man nimmt die Änderung sogleich vor?“
    „Das meine ich auch. Und jetzt habe ich Zeit.“
    „Warten Sie hier. Ich gehe für zehn Minuten fort. Meine Frau wird Ihnen Gesellschaft leisten.“
    Er eilte nach dem Neumarkte zu dem Rentier Wunderlich, dem er die Sache von dem Fehler mitteilte. Beide suchten nach demselben, fanden ihn aber nicht.
    „Er wird es schon wissen, wo er steckt“, sagte Wunderlich.
    „Er mag sich sputen, fertig zu werden.“
    Als der Jude mit den beiden Platten nach Hause kam, gab er seiner Frau einen Wink, sich zu entfernen,

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