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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und niedrig sein, sondern es soll Raum auch für mich mit haben. Und das soll der Lohn deines Ringens sein.“
    Da leuchteten seine Augen begeistert auf.
    „Fanny, ist das wirklich kein Traum?“
    „Nein, lieber Robert. Es ist Wirklichkeit.“
    „Dann sollst du sehen, was ein Mensch vermag. Ich bin arm und gering; aber der Fürst ist mir väterlich gesinnt und wird mir den schweren Weg möglichst ebnen. Und dann – dann –“
    „Dann bin ich dein!“ fiel sie ein. „Ist es nicht vermessen von mir, mich dir als Preis zu setzen? Als wäre ich nun gar so etwas Großes und Erhabenes.“
    „Das bist du auch. Du bist so herrlich, so hoch über mir stehend, daß – daß ich nicht einmal wage –“
    „Weiter“, lächelte sie. „Was wagst du nicht einmal?“
    „Das, was – was – doch nein, es sei gewagt!“
    Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich. Ihre Lippen fanden sich zum Kuß, ohne daß man zu sagen vermochte, wer eigentlich der Anfänger war.
    „Fanny, meine Fanny!“ flüsterte er, ihr Köpfchen von sich haltend und ihr herzinnig in die Augen blickend.
    „Bist du glücklich?“ fragte sie zurück.
    „Unendlich!“
    „Ich auch.“
    „Ich tausche mit keinem Kaiser! Du wirst sehen, daß ich dich erringe. Ich könnte alles tun und alles wagen, für dich, ja, für dich!“
    „Und vorhin wagtest du das Leichte nicht!“
    Sie küßte ihn.
    „Oh, das war schwer, außerordentlich schwer.“
    „Ich habe nicht geglaubt, daß es dir so schwerfallen würde. Du hast ja früher –“
    Sie hielt inne und sah ihm in das Gesicht.
    „Was früher?“ fragte er. „Meinst du etwa –“
    „Ja“, nickte sie ernst. „Das meine ich!“
    „Daß ich früher geküßt habe?“
    „Ja, gewiß!“
    „Nein, nein“, antwortete er ganz erschrocken.
    „Leugne nicht!“
    Da erhob er ihm Gefühl beleidigter Unschuld die Hand wie zum Schwur und sagte in feierlichem Ton:
    „Fanny, ich beeide hiermit bei allen, was du –“
    „Still!“ fuhr sie ihm in die Rede. „Dein Schwur würde doch ein Meineid sein!“
    „Herr, mein Heiland, was denkst du von mir!“
    „Ich denke, was wahr ist!“
    „Du irrst! Du irrst wirklich!“
    „Ich kann Beweise bringen.“
    „Bitte, bringe sie!“
    „Du hast noch keine junge Dame geküßt?“
    „Nein.“
    „Etwa nicht jene Jüdin?“
    „Ich? Die? Nein!“
    „Auch keine andere?“
    „Auch nicht.“
    „Da sehe einer diesen schlimmen Heuchler! Ich habe Beweise, daß du ein Mädchen geküßt hast, und zwar auf offener Straße, was sehr erschwerend wirkt.“
    „Aber, ich bitte dich! Davon müßte ich doch auch wissen! Es hat irgend jemand einen Scherz gemacht.“
    „Nein. Ich habe es selbst gesehen!“
    „Wie denn?“
    „Da draußen vor der Stadt lag eine auf der Straße; sie war vom Pferd gefallen und ohnmächtig geworden.“
    „Ach, das warst du!“ sagte er errötend.
    „Ja ich! Ist das nicht ebenso strafbar?“
    „Ich hoffe nicht. Aber ich habe wirklich geglaubt, daß du diese Sünde gar nicht bemerkt hast.“
    „Ja, ich war ohnmächtig!“ lachte sie.
    „Das dachte ich wenigstens.“
    „Ich war es auch wirklich, aber die Besinnung kehrte eher zurück, als du es gedacht hattest. Noch ehe ich die Augen öffnete, fühlte ich einen Kuß –“
    „O weh!“
    „Ich konnte mir nicht denken, von wem, denn ich wußte doch noch nicht ganz genau wieder, was mit mit geschehen war. Ich öffnete also die Wimpern, aber nur ein ganz, ganz klein wenig, und da knietest du neben mir.“
    „Heuchlerin!“
    „Und du küßtest mich abermals.“
    „Und du erwachtest nicht!“
    „Ich bemerkte, daß du es nicht ungern tatest, und da wollte ich nicht hart gegen dich sein.“
    „Fanny, meine liebe, liebe Fanny! So hast du mich also schon damals geliebt?“
    „Oh, noch viel eher. Ich war dir von ganzem Herzen gut, bereits als ich zum ersten Mal mit dir sprach.“
    „Du bist ein Engel. Nein, das ist zuwenig. Du bist noch viel, viel anders. Du bist – bist – ich weiß nicht das richtige Wort zu finden. Du warst mir so herrlich, so schön, so erhaben; du bist es jetzt noch, aber dabei so lieb und gut, so herzig, ja so herzig. Daß du mich an jene Küsse erinnerst und mir dabei gestehst, daß du sie gefühlt hast, das verdoppelt, nein verzehnfacht mein Glück. Komm, laß dich auch jetzt küssen, aber behalte deine lieben Augen dabei offen, ich mag mir ihren Strahl nicht entgehen lassen.“
    Sie reichte ihm die schwellenden Lippen und dann sagte sie:
    „Und noch ein

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