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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verletzte Fuß war ganz vergessen. Sie saßen eng verschlungen nebeneinander. Doch trotz seines Glücks brachte er dann doch einen Bogen Papier zum Vorschein, auf welchem sie sich als seine Verlobte erklären mußte.
    „Was wird dein Vater sagen?“ fragte er.
    „Er darf die Tatsache nicht sofort erfahren“, antwortete sie. „Es würde ihn zu sehr treffen. Er hatte ganz andere Pläne mit mir.“
    „Du meinst, daß unsere Verlobung noch geheim bleiben soll?“
    „Ja.“
    „Wie lange?“
    „Zwei Monate, wollen wir sagen.“
    „Gut; aber länger warte ich nicht. Da aber fällt mir dein Fuß ein. Schmerzt er noch sehr?“
    „Nicht so sehr wie vorher. Der Umschlag hat geholfen.“
    „Soll ich ihn erneuern?“
    „Nein. Man wird daheim in Sorge um mich sein; ich muß fort.“
    „Aber du kannst doch unmöglich gehen!“
    „Vielleicht doch, ich will es versuchen.“
    Sie trat auf, und siehe da, es ging. Sie heuchelte zwar noch Schmerz, erklärte aber, daß sie glaube, keinen Wagen zu brauchen. Als sie nach dem Strumpf griff, sagte er:
    „Bitte, laß das mir! Was ich dir ausgezogen habe, kann ich dir auch wieder anziehen.“
    Sie gewährte ihm auch noch diese Vertraulichkeit. Das Geld hatte sie ja erhalten. Dann wollte sie sich verabschieden. Er aber bestand darauf, sie zu begleiten. Sie durfte dieses Anerbieten nicht zurückweisen und hinkte nun an seinem Arm dem Gut zu. Am Garten blieben sie stehen, um Abschied zu nehmen.
    „Wann sehe ich dich wieder?“ fragte er.
    „Das weiß ich jetzt noch nicht.“
    „Bitte, recht bald! Vielleicht morgen? Darf ich wohl hierher kommen und dich erwarten?“
    „Nein, das wäre unvorsichtig, mein Lieber. Ich komme lieber zu dir. Das bemerkt niemand.“
    „Schön! Wann darf ich dich erwarten?“
    „Sobald ich kann. Jetzt weiß ich es noch nicht.“
    „So bitte ich wenigstens, meine Geduld nicht gar zu lang zu peinigen!“
    „Ich werde das möglichste tun. Aber jetzt noch eins: du kennst mich, ich aber noch nicht dich.“
    „In dieser Beziehung zahle ich dir gleiche Münze zurück. Du mußt warten. Ich bin ein anderer, als ich scheine. Du wirst das Richtige an dem Tag erfahren, an welchem unsere Verlobung veröffentlicht wird. Welches Geschenk wirst du dir für die dreißigtausend Gulden kaufen?“
    „Einen Diamantschmuck natürlich.“
    „Dachte es mir.“
    „Ich werde ihn an dem erwähnten Tag zum ersten Mal anlegen. Gute Nacht.“
    „Schlaf wohl, mein Leben!“
    Noch ein Kuß, und dann eilte sie fort. Als sie sich aber in gehöriger Entfernung von ihm befand, blieb sie stehen, holte tief Atem und sagte:
    „Welche Szenen! Greulich! Aber schön bin ich, und der Eindruck weiblicher Schönheiten muß auf die Männer doch ein ungeheurer sein, da selbst Geizhälse solche Summen bezahlen. Natürlich ist es aus; er darf mich nie mehr berühren.“
    In ihrem Zimmer nahm sie die übrigen fünftausend Gulden für sich weg. Dann suchte sie ihren Vater auf.
    „Du warst fort“, sagte er. „Etwa bei ihm?“
    „Ja.“
    „Mit welchem Erfolge?“
    „Mit diesem.“
    Sie gab ihm das Geld in die Hand. Er fuhr vor Schreck zusammen, allerdings vor freudigem Schreck.
    „Wie ist das möglich!“ rief er aus. „Die ganze Summe, bar erhalten! Wie hast du das angefangen?“
    „Das ist vorläufig noch Geheimnis.“
    „Deinem Vater gegenüber?“
    „Hm! Du hast recht. Es ist Unsinn, heimlich zu tun. Dieses Geld ist mein Verlobungsgeschenk von ihm.“
    „Um Gottes willen!“
    „Ist das so fürchterlich?“
    „Verlobung? Das kann unmöglich sein!“
    „Es soll auch nicht sein. Ich halte ihm nicht Wort.“
    „Aber er hat dein Wort?“
    „Sogar schriftlich.“
    „Welch eine Unvorsichtigkeit!“
    „Laß es gut sein! Wir müssen das Geld haben; die Sache wird sich arrangieren lassen.“
    „Wenn Hagenau es erfährt!“
    „Er erfährt kein Wort.“
    „Er kommt morgen ganz sicher. Ich bin neugierig, wie er dir gefallen wird.“
    „Entzückt werde ich nicht gerade von ihm sein. Ich hörte, daß er von seinen Kameraden der Kranich genannt wird; also hübsch ist er jedenfalls nicht.“
    „Aber ein gutes Herz soll er besitzen.“
    „Das ist die Hauptsache. Ich trachte nicht nach einer Ehe, in welcher sich das Ehepaar zu Tode schnäbelt. Ich will gegenseitige vollste Freiheit haben. Bin ich schön, nun gut, so will ich es nicht bloß für einen sein. Das Gesicht meines Mannes geht mich nichts an; aber er soll so sein, daß ich mit ihm leben kann.“ –
    Am anderen Tag kamen die

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