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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schöne Augen machen!“
    „Oho! Größere Augen nicht als bei dir! Eine vorsichtige Frau läßt ihren Mann nicht in Versuchung geraten. Ich kann mich wohl nicht sehen lassen, he?“
    „Oh, freilich!“
    „Meine grüne Schneppenjacke und die gelbe Flattusenhaube, rote Zwickelstrümpfe und ein weißes – hörst du, Alter! – ein weißes Schnupftuch, kein blaues. Der rote Regenschirm ist groß genug für uns beide. So sind wir damals in die Kirche gegangen, als wir uns trauen ließen, und so können wir auch nach der Hauptstadt gehen.“
    Der Köhler schmunzelte freundlich vor sich hin und sagte:
    „Hm! Der Gedanke ist so sehr übel nicht!“
    „Nicht wahr, Alter?“ fragte sie schmeichelnd.
    „Ja. Aber es geht doch nicht.“
    „Warum denn nicht?“
    „Wir können doch nicht unsere Wirtschaft so stehen und liegen lassen.“
    „Geh! Du tust ja, als ob wir ein Rittergut hätten!“
    „Und der Verwundete hier.“
    „Na, da haben wir den Gevatter Weber da.“
    „Ja“, sagte dieser. „Mir könnt ihr euer Heimwesen schon anvertrauen, bis ihr wiederkommt. Nimm sie mit, Gevatter. Es ist um des guten Wetters willen.“
    Der Köhler kratzte sich in den Haaren, dann sagte er:
    „Na es ginge schon, aber –“
    „Was denn, aber –?“ fragte sie.
    „Zehn Gulden –!“
    „Was gibt's denn mit den zehn Gulden?“
    „Für zwei reichen die nicht aus.“
    „Oho! Du wirst doch nicht alle vierzehn vertun wollen!“
    „Sechs Gulden kostet allein die Eisenbahn!“
    „Weiter brauchen wir nichts. Ein Schwarzbrot nehmen wir uns mit. Wozu habe ich denn den Handkorb! Du hast doch auch deinen Quersack.“
    „Na, den kann ich nicht mitnehmen.“
    „Warum denn nicht, he?“
    „Ich setze doch den Zylinderhut auf. Dazu paßt der Quersack nicht. Wenn ich einmal den Hochzeitsstaat antue, dann muß auch alles nobel sein.“
    „Na gut, so stecke ich das Brot in den Handkorb. Einen Käse haben wir auch, und wenn alle Stränge reißen, so nehmen wir noch unsere Backäpfel mit.“
    „Backäpfel? Haben wir denn welche?“
    „Ja freilich! Eben deinen ganzen Zylinderhut voll.“
    „Davon weiß ich doch gar nichts!“
    „Was, du hättest den wilden Apfelbaum nicht gekannt, draußen auf der Waldwiese?“
    „Der ist doch schon vor über zwanzig Jahren vom Blitz umgerissen worden.“
    „Was tut das? Als er noch stand, habe ich mir die Äpfel gesammelt und nach und nach abgebacken. Du weißt eben noch gar nicht, was für eine haushälterische Frau du hast.“
    „Potz Sapperment! Das weiß ich allerdings nicht. Backäpfel seit über zwanzig Jahren her!“
    „Na, die können wir eben jetzt gebrauchen. In einen Gasthof gehen wir nicht. Das haben wir bei unserer nahen Verwandtschaft in der Hauptstadt nicht nötig.“
    „Nahe – Verwandtschaft?“ fragte er erstaunt.
    „Weißt du das etwa nicht?“
    „Nein. Kann mich nicht besinnen“, antwortete er kopfschüttelnd.
    „Was das für ein Mann ist! Kennt seine Verwandtschaft nicht einmal! Was bin ich denn eigentlich für eine geborene?“
    „Na, Landrock.“
    „Gut. Wie hieß also mein Vater?“
    „Landrock.“
    „Mein Großvater?“
    „Landrock.“
    „Dessen Bruder?“
    „Abermals Landrock.“
    „Der hatte einen Vetter von seiten seiner Frau, die aber zufälligerweise auch eine geborene Landrock war. Wie aber hat nun dessen Oheims Sohn geheißen?“
    „Auch Landrock.“
    „Ja. Und dem sein Sohn wieder?“
    „Landrock. Das sind ja eine ganze Menge Landrocks!“
    „Ja die Verwandtschaft ist ganz bedeutend. Ich stamme eben aus einer Familie, die sich sehen lassen kann. Die Hauptsache aber ist, daß dieser Sohn jenes Oheims in der Hauptstadt angestellt worden ist, und zwar bei Gericht.“
    „Als was denn?“
    „Als was zuerst, das weiß ich nicht; später aber ist er Amtswachtmeister geworden. Bei dem bleiben wir.“
    „Kennt er dich denn?“
    „Er wird doch seine Muhme kennen!“
    „Habt ihr euch schon einmal gesehen?“
    „Nein. Das ist auch gar nicht nötig.“
    „Wie lange ist es denn her, daß er damals in der Hauptstadt die Anstellung bekam?“
    „Vielleicht so einige vierzig Jahre.“
    „Sapperment! Am Ende lebt er gar nicht mehr.“
    „Oh, der ist nicht tot. Die Landrocks sind eine gar langlebige Familie. Er wird Freude haben, wenn er uns sieht, denn bei uns hat man immer auf Verwandtschaft gehalten.“
    „Aber wenn er dennoch tot ist!“
    „Na, in diesem Fall müssen wir eben im Wirtshaus bleiben. Das kostet uns auch nicht gar so viel. Wir legen

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