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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fürst mit Doktor Zander stieg. Beide begaben sich in die Expedition des Staatsanwalts. Als dieser sie erblickte, sprang er auf und sagte:
    „Sie scheinen echauffiert. Ist etwas geschehen?“
    „Hoffentlich noch nicht“, antwortete der Fürst. „Soeben kommt Herr Doktor Zander zu mir und sagt, daß das Blutwasser, welches er untersucht habe, ein Alkaloid enthalte, dessen Namen er zwar noch nicht bestimmen könne, welches aber nie im Blut des Menschen vorkomme und sein ganzes Bedenken errege. Wir haben uns sogleich zu Ihnen begeben. Hoffentlich ist alles in Ordnung, Herr Staatsanwalt!“
    „Alles, alles.“
    „Die Toten befinden sich in der Krankenstation?“
    „Nein, sondern im Kohlengewölbe.“
    „Ah! Warum das?“
    Der Anwalt erzählte ihnen wie es gekommen war, daß er die Leichen hatte translozieren lassen.
    „Liegen sie da sicher?“ fragte der Fürst.
    „So sicher wie in der Station.“
    „Dürfen wir sie einmal sehen?“
    „Gewiß. Ich gehe mit.“
    Als sie durch den Zellengang schritten, trafen Sie auf den Gerichtsarzt, welcher sich ironisch verbeugte und dabei fragte:
    „Begeben sich die Herren vielleicht zur Leichenschau?“
    „Ja“, antwortete der Anwalt. „Wollen Sie mit?“
    „Gewiß. Ich möchte gern dabeisein, wenn Tote auferstehen. Hat der Herr Kollege vielleicht den Tropfen des ewigen Lebens im Blut entdeckt?“
    Er erhielt keine Antwort; sie schritten weiter. Sie trafen auf den Wachtmeister, welcher sich ihnen anschloß. Von ihm erfuhren sie, daß die Revision stündlich stattgefunden habe.
    „Es ist mir stets gemeldet worden, daß alles in Ordnung sei“, sagte er.
    „Ich begreife auch gar nicht, von welcher Unordnung die Rede sein könnte“, bemerkte der Gerichtsarzt. „Lassen Sie eine Laterne anbrennen. Es ist finster im Hof.“
    Der Wachtmeister schellte den beiden Schließern. Es kam nur der eine. Auf die Frage an ihn, wo sich sein Kollege befinde, antwortete er:
    „Bei den Leichen.“
    „Das ist unmöglich“, sagte der Wachtmeister. „Ich habe befohlen, daß die Revision mit jedem Stundenschlag stattfinden soll, jetzt ist es aber schon wieder halb vorüber.“
    „Er ging als es schlug, ist aber noch nicht wieder da.“
    „So ist wohl gar etwas los?“
    „Lassen Sie uns eilen“, sagte der Fürst, dem die Sache nicht recht geheuer vorkam. „Vorwärts, meine Herren!“
    Als sie in den Hof kamen, sagte der Wachtmeister:
    „Er ist nicht drüben bei den Leichen.“
    „Woher erkennen Sie das?“
    „Er hat jedenfalls die Laterne mit. Man würde das Licht derselben durch die Luftlöcher bemerken.“
    Er verdoppelte seine Schritte und war also der erste, der das Kohlengewölbe erreichte.
    „Es ist auf“, rief er bestürzt.
    „So ist er drin“, meinte der Gerichtsarzt ruhig.
    Einer drängte den anderen hinein. Der Wachtmeister hob die Laterne empor und leuchtete nach den Bänken hin.
    „Herrgott! Es ist nur noch eine Leiche da!“ sagte er.
    „Wo ist die andere?“ fragte der Fürst.
    „Fort –“
    „Das sieht man. Welche ist fort?“
    Er trat an die Bank, auf welcher der unbewegliche Körper lag, eingewickelt in – zwei Bettücher, wie sich zeigte. Der Zipfel des einen Tuches war dem Mann als Knebel in den Mund gewürgt,; mit den drei anderen Zipfeln aber hatte man ihm Hände und Füße zusammengebunden. Der Wachtmeister leuchtete ihm ins Gesicht.
    „Der Schließer!“ rief er entsetzt. „Und tot!“
    „Doktor Zander, sehen Sie nach, ob noch Leben in ihm ist“, sagte der Fürst. „Ich komme gleich wieder.“
    Er eilte hinaus und an das Tor. Es war nicht zu; es lehnte nur an, und im Schloß steckte der Hauptschlüssel mit dem ganzen Schlüsselbund. Er kehrte zurück und sah, daß der Gerichtsarzt sich mit dem Schließer zu schaffen machte; er war Doktor Zander zuvorgekommen. Er war ja Gerichtsarzt.
    „Wie steht es“, fragte der Fürst.
    „Weiß noch nicht.“
    Da faßte der Fürst ihn kräftig an und zog ihn weg.
    „Gehen Sie fort! Sie verstehen nichts!“ sagte er. „Ich habe Herrn Doktor Zander gesagt, daß er ihn untersuchen soll. Bei Ihnen wüßte man ihn zehn Jahren noch nicht, ob noch Leben in ihm ist.“
    „Herr – Durchlaucht!“
    „Schon gut! Sie haben es soweit gebracht, daß die beiden Menschen fliehen konnten.“
    „Sind sie denn lebendig?“
    „Natürlich!“
    „Und fort?“
    „Ja. Hier ist der Schlüsselbund, mit welchem sie sich geöffnet haben.“
    „Aber sie waren ja nackt!“
    „Sehen Sie nicht, daß der Schließer nackt

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